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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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Hindernisrennen im
Alptraum, bei dem man durch Tausende schlaff gewordener Tennisbälle waten muß.
Wieder rasselten die Erbsen in der Schweinsblase. Plötzlich spritzte rings um
sie der Sand auf – und Appleby bremste sie und blieb stehen. »Es hat keinen
Zweck mehr«, sagte er. »Sie kriegen uns.«
    Sie warf einen Blick über die Schulter. Er hatte recht, es war
aussichtslos. Alle hatten sie schwere Waffen in der Hand, und sie waren keine
fünfzig Meter mehr entfernt. »John …«
    Ihre Worte gingen in einem Tosen unter, im Vergleich zu dem alles
Vorige Stille gewesen war. Vor ihren Augen wurde Applebys Hemd in Fetzen
gerissen und war verschwunden. Der Sturm hob sie in die Höhe, warf sie in die
Luft und ließ sie ein Stück weiter wieder miteinander verschlungen zu Boden
stürzen. Sie lag auf Händen und Knien, spürte, daß sie von einem unbekannten
Element umgeben war. Sie bekam keine Luft mehr. Ringsum wirbelte die
undurchdringliche Wand aus Seeäpfeln. Zu sehen war nichts mehr. Die seltsamen
Wollknäuel, große wie kleine, stürmten wild auf sie ein. Als wären sie beide
Zwerge, die in eine Schneeballschlacht von Riesen geraten sind.
    Wieder nahm Appleby ihre Hand. »Sie können uns nicht sehen. Wir
gehen weiter.« Sie kämpften sich voran, Passagiere auf einem großen Flugboot,
das sein Ruder verloren hat. In immer wieder neuen, verblüffenden Winkeln kam
der Strand auf sie zu; die Luft war voll von Sand und einem beißenden Staub,
der aus den Seeäpfeln kam; jeder Atemzug schmerzte. Sie kamen immer schwerer
voran, dann gar nicht mehr, und blieben stehen. Im Tanz der Seeäpfel, im Auf
und Ab des Sandes ließ sich ein Muster erkennen, eine Kurve, ein Oszillieren.
Alles drehte sich nun um sie in einem simplen Rhythmus, drehte sich in immer
rascherem Wirbel, immer größerer Dichte. Sie drückten sich an den Boden, rangen
nach Luft, lagen in einer kleinen Insel der Ruhe. Sie warteten ab, zwei Forschungsreisende
in einem kleinen Zelt, die ein Schneesturm aufhält. Und irgendwo – vielleicht
in solcher Stille, vielleicht auch mitten im Chaos des Sturms – wartete ebenso
der Feind.
    Diana keuchte. Die Luft war dünn und plötzlich klar, wie hoch oben
auf einem Berg. »John, was war das?«
    Appleby grinste erschöpft. »Wir haben Dunchue besucht. Wir hatten
den Verdacht, daß er den Verdacht hat, daß wir einen Verdacht haben, und wir
wollten ihn davon überzeugen, daß wir einen anderen Verdacht haben als den, den
wir in Wirklichkeit haben.« Mit roten Augen versuchte er zu erkennen, was
hinter dem schwindelerregenden Wirbel war.
    »Das weiß ich. Aber …«
    »Aber George hat alles verraten. Habe ich nicht gesagt, daß er noch
eine Rolle in der Geschichte spielen wird? George und dieser unglaubliche
Sturm. Die beiden zusammen haben das Geheimnis des Depots gelöst.«
    »Des was?«
    »Des Depots. Was unsere Freunde ihre Grabung genannt haben oder
Tumulus oder das Wikingergrab. Was Heaven für Piratengold hielt. Von dem wir
getan haben, als hielten wir es ebenfalls für Piratengold. In Wirklichkeit ist
es Öl; Hunderte von Fässern Treibstoff für die Unterseeboote.«
    »John!«
    »Nichts anderes. Der Zyklon hat den Sand heruntergerissen und ein
oder zwei Fässer eingedrückt. Der arme George, der unten wühlte, nahm ein
Ölbad. Und als Dunchue und ich uns in die Augen sahen, war das Geheimnis
heraus. Er wußte, daß ich es weiß und daß wir ihn beinahe getäuscht hätten. Da
half nur Flucht.«
    »Das hast du die ganze Zeit gewußt?«
    »Ich dachte, es sind Waffen; es ist kein Geheimnis, daß an allen
Enden der Welt hübsche Waffendepots versteckt sind. Jedenfalls war es etwas,
das die beiden hüteten. Sie wollten nichts tun, sie warteten; das ging mir
gestern im Bungalow auf, als wir beim Kaffee saßen. Die Trägheit der Insel war
eine gute Tarnung für sie.«
    »Und die Schatzkarte? Das verstehe ich nicht.«
    »Ebenfalls Tarnung. Wenn jemand dahinterkam, daß sie keine
pazifischen Archäologen waren, dann waren sie auf der Suche nach Wikingern;
wenn jemand auch das durchschaute, hatten sie die Geschichte vom Piratenschatz
parat – und die Karte dazu. Dunchue gefällt mir; ein tüchtiger Mann.«
    »Der jeden Moment zeigen kann, wie tüchtig er mit uns ist.«
    »Da hast du recht, Diana.«
    »Und er ist ein Mörder.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Sie wollen ein Imperium errichten. Und
wir müssen sie aufhalten. Was als erstes heißt: Zurück zum Hotel.« Er rappelte
sich auf. »Bei allem Sturmgetöse kann

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