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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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war und die Arme um ein großes Gummitier
geschlungen hatte.
    Appleby fischte sie heraus. »Gut gemacht. Jetzt wissen wir, wo wir
sind. Weiter.« Aber ein aus der Höhe herabfahrender Windstoß klärte plötzlich
die Luft, und sie sahen die Umrisse des Hotels nun auch vor sich. »Zu Hause«,
sagte er.
    Die Luft wurde zusehends klarer, und das Hotel nahm Gestalt an wie
eine Einstellung in einem hochkünstlerischen Film. Sie lehnten sich dem Wind
entgegen und musterten es mißtrauisch.
    »Ein wenig angeschlagen«, sagte Appleby. »Leichtsinnig gebaut, zu
ungeschützt für das Klima. Aber das kommt uns womöglich zunutze.« Noch während
er sprach löste sich eine große Blechplatte vom Dach und kam auf sie zugeflogen
wie ein überdimensionales Blatt im Wind oder wie ein fliegender Teppich.
    Das Hotel und seine Nebengebäude standen an der Schmalstelle einer
Halbinsel, und eine kleine Landzunge, an der auch der Bootssteg lag, befand
sich dahinter. Es wäre unmöglich gewesen, sich unbemerkt von der Seite zu
nähern, und so schritten sie mutig zur Vordertür. Sie sahen kein Zeichen von
Leben. Vielleicht hatten sich alle an den geschütztesten Teil zurückgezogen.
Oder auch nicht.
    Sie kamen an die Treppe. Etwas regte sich – und Diana fuhr zusammen,
als sie sah, was es war. Es war George, das chrysanthemenfarbene Fell
jämmerlich braun und verklebt. Er erhob sich, selbst jetzt noch mit einer Spur
seiner alten Würde. Diana tätschelte ihn. »John, meinst du …?«
    »Nein. Dann hätten sie ihn nicht hier draußen gelassen, wo er uns warnt.
Wir sind vor ihnen da, keine Sorge. Und George ist zu uns übergelaufen. Ein patriotischer
Hund. Komm, George.«
    Vorbei an allen drei Veranden ging es zum Bootshaus. Auf halbem Wege
begegneten sie Miss Curricle, ihre Kleider vom Wind aufgeplustert, alle Kanten
verschwunden. »Empörend!« brüllte sie ihnen entgegen, mit einer Handbewegung,
die alles Tosen der Elemente umfaßte. Offensichtlich hatte sie der Natur die
Solidarität aufgekündigt und bezog nun entschieden Gegenposition. »Und
praktisch aus heiterem Himmel. Wolkenlos … von schönstem Blau.« Energisch
schritt sie weiter in Richtung Hotel, und der Sturm schob sie voran und ließ
die Kleider flattern.
    Sie langten am Bootshaus an und stürzten hinein. Eine Gestalt wie
ein schwarz geschminkter Komödiant tauchte vor ihnen auf und lockerte sich mit
ölverschmiertem Finger einen imaginären Kragen. »Fast wie bei unserer Orgel«,
sagte er. »Manchmal gibt sie schon beim zweiten Lied den Geist auf. Gerade wenn
die Tavenders kommen. Lord Tavenders Vater hat sie seinerzeit der Gemeinde
gestiftet. Irgendwo billig gekauft. Peinlich.« Mr.   Hoppo gluckste gutmütig. » Parvis componere magna. Und ich sehe mit Freuden, daß Sie
von Ihrer gefährlichen Mission zurück sind. George macht ganz den Eindruck, als
sei er ebenfalls unter die Mechaniker gegangen.« Er zückte einen
Schraubenschlüssel und war wieder fort.
    Die Stimme von Mudge kam aus der Tiefe der Barkasse. »Das Getriebe,
Mr.   Appleby, das macht uns ein wenig Sorgen. Werden wir das Boot in nächster
Zeit brauchen?«
    »Auf der Stelle, fürchte ich.«
    »Eine halbe Stunde, Sir.«
    »Gut.« Appleby fuhr herum, als die Tür aufgerissen wurde. Es war Mr.   Rumsby, erregt und zum Äußersten entschlossen.
    »Wir haben nach wie vor keinen Strom, das wissen Sie. Aber es gibt
einen Spirituskocher, und eine Kleinigkeit könnte ich uns kochen, wenn jemand …«
    Appleby hatte sich schon an ihm vorbeigezwängt und lief zum Hotel.
Diana folgte ihm. Die Gäste saßen in einer Ecke des Salons, alle dicht
beieinander wie ängstliche Fischlein in einem Teich. Glover hielt grimmig eine
Flinte im Arm, die einzige Waffe, die eine Suche im Haus zutage gefördert
hatte. Und Sir Mervyn Poulish saß auf einem Klavier, einen Whisky in der Hand,
und betrachtete heiter die Szene. Appleby ging zu ihm hin. »Sir Mervyn, haben
Sie es je mit Brandstiftung versucht?«
    Poulish runzelte die Stirn, als müsse er nachdenken. »Nein« – er
sagte es fast mit Bedauern –, »bisher nicht.«
    »Dann haben Sie jetzt Ihre Chance. In fünf Minuten muß der ganze
Laden brennen.«
    Poulish nickte und glitt von seinem Ausguck.
    »Benzin«, sagte er.

Kapitel 22
    Hätten die Gäste des verstorbenen Mr.   Heaven sich, bevor sie
sich für ihre Inselzuflucht entschieden, auch nur die elementarsten
Grundkenntnisse der Psychologie angeeignet, so hätten sie vieles an
Diamanten und blauen Mauritius sparen

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