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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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rechten Ohr.
    Lore kicherte und schmiegte sich noch enger an ihn.
    Fridolins Hand tastete nach ihrem Hemd und zog es hoch. »So lasse ich den Tag gerne beginnen«, flüsterte er, während er sie auszog und dann selbst aus dem Nachthemd schlüpfte. Nachdem sie in der letzten Zeit nur selten im Bett mehr getan hatten, als nebeneinander zu schlafen, war er froh, dass Lore nun die Initiative ergriff. Da die Vorhänge das Licht des beginnenden Tages nicht vollständig fernhielten, sah er sie nackt vor sich liegen und spürte, wie seine Lust auf sie immer größer wurde. Für einen Augenblick verglich er sie mit Hede. Diese war ebenfalls schön, doch der Schmelz der Jugend, der Lore auszeichnete, war von ihr abgefallen, und das nächtliche Leben hatte seine Spuren hinterlassen. Außerdem war er für sie nur einer von einem halben Dutzend Männern, mit denen sie von Zeit zu Zeit schlief, während Lore ihm ganz allein gehörte.
    Mit dem Gedanken, dass er keine andere Frau als Lore brauchte, schob er sich zwischen ihre Beine und drang in sie ein. Ein Grünfelder mochte ins
Le Plaisir
gehen, weil dessen Frau ihm die ehelichen Pflichten verweigerte. Er aber hatte so etwas nicht nötig.

VIII.
    D as kleine Liebesspiel hatte zur Folge, dass Lore den Tag mit einer besseren Laune begann, als sie nach dem Aufwachen erwartet hatte. Wie es aussah, war sie immer noch in der Lage, Fridolin zu entflammen und zufriedenzustellen. Weshalb also sollte sie sich vor einem blässlichen Geschöpf wie Wilhelmine Grünfelder fürchten? Das Mädchen mochte mehr Geld mitbekommen, als sie selbst besaß, doch so etwas hatte für Fridolin nie den Ausschlag gegeben. Wenigstens bis jetzt nicht, schränkte sie ein. Ganz so sicher fühlte sie sich nicht mehr, als sie darüber nachzudenken begann. Daher war sie froh, als Caroline von Trepkow gegen zehn Uhr erschien, um bei ihr zu nähen.
    Diesmal hatte Mary das Kleid für ein junges Mädchen in Auftrag gegeben, welches in Kürze in die Gesellschaft eingeführt werden sollte.
    Caroline ging mit einem scheuen Lächeln auf ihre Gastgeberin zu. »Ich bin Ihnen so dankbar, liebste Lore, dass ich hier arbeiten kann. Zu Hause würde ich mich nicht an so einen edlen Stoff wagen!« Dabei entfuhr ihr ein Seufzer, denn auch sie hatte einmal Kleider dieser Art besessen. Die aber waren längst beim Altkleiderhändler gelandet und in Kartoffeln, Heringe und ein paar Eier für die Mutter umgesetzt worden. Sie korrigierte sich im Stillen selbst. Tatsächlich hatte die Mutter den Löwenanteil des Geldes aus diesen Verkäufen ihrem Bruder zugesteckt, darunter auch jene Summe, mit der Caroline einen Arzt für sie hatte bezahlen wollen.
    Bittere Gefühle zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab und gaben Lore einen tiefen Einblick in ihr Seelenleben. Gegen die Probleme, mit denen Caroline zu kämpfen hatte, kamen ihr die eigenen Schwierigkeiten banal vor. Mit einer zärtlichen Geste fasste sie die Hand der anderen und hielt sie fest.
    »Ich wünsche Ihnen, dass Ihre Lage sich bald bessert, liebe Freundin.«
    »Das hoffe ich auch«, flüsterte Caroline, ohne daran zu glauben. Solange die Mutter lebte, konnte sie von deren geringer Rente wenigstens die Miete und ein paar Lebensmittel zahlen. Doch was war, wenn diese starb und sie allein zurückließ? Der Gedanke war so erschreckend, dass Caroline ihn sofort wieder beiseiteschob und sich verbissen ihrer Näharbeit widmete.
    »Sie essen doch hoffentlich mit mir zu Mittag?«
    Allein bei dem Gedanken knurrte Carolines Magen so laut, dass sie sich schämte. Die Vorstellung, einmal nicht Kartoffeln mit einer dünnen Stippe essen zu müssen, hatte so etwas Verführerisches an sich, dass sie dafür sogar ihre Jungfernschaft verkauft hätte.
    Vielleicht würde ihr dieses und noch Schlimmeres blühen, durchfuhr es sie. Sie schüttelte sich und sah Lore mit einem gekünstelten Lächeln an. »Heute gehen mir die skurrilsten Gedanken durch den Kopf. Achten Sie bitte nicht darauf.«
    »Da geht es Ihnen wie mir! Ich bin schon mit seltsamen Vorstellungen aufgewacht und bringe sie nicht mehr los. Aber ich glaube, Juttas gute Suppe und ein Stück Braten mit Klößen und Kohl wird unser Inneres schon wieder in Ordnung bringen.«
    Caroline hatte schon einige Male in diesem Haus gegessen und konnte gerade noch verhindern, dass sie sich die Lippen leckte. »Ihre Jutta kann wirklich gut kochen, fast wie eine richtige Köchin.«
    »Ich habe ihr angeboten, hier als Köchin zu arbeiten, aber sie wollte es

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