Aprilgewitter
treffen.«
Grünfelder kämpfte einen Augenblick mit seinem Stolz, gab dann aber nach. »Wenn die anderen Herren sich dieser Meinung anschließen, bin ich einverstanden.«
»In einer Woche bei Rendlinger! Jetzt bitte ich die Herren, mich zu entschuldigen. Habe dringende Aufgaben zu erledigen!« Major von Palkow stand auf, nickte den Zivilisten in der Gruppe gönnerhaft zu und deutete von Campe und von Trepkow gegenüber einen militärischen Gruß an.
Fridolin wollte sich ebenfalls verabschieden, doch da fasste Grünfelder ihn am Arm. »Sie lassen mich doch nicht im Stich, Herr von Trettin?«
»Natürlich nicht, Herr Grünfelder!« Jetzt musste Fridolin doch über den Bankier lächeln, der es offensichtlich immer noch nicht über sich brachte, das
Le Plaisir
allein aufzusuchen. Andererseits schmeichelte ihm das Vertrauen, das Grünfelder ihm entgegenbrachte, und er wusste, dass dieser, ohne mit der Wimper zu zucken, Hedes teuerstes Mädchen für ihn bezahlen würde. Doch das reizte Fridolin nicht. Er fand es nur angenehm, mit Hede zu plaudern. Anders als Lore stellte sie keine Ansprüche an ihn und er keine an sie. Außerdem kannte sie genug Herren vom Militär, die bei ihr ein und aus gingen, und konnte ihm raten, wie er sich diesen gegenüber verhalten sollte. Das vermochte Lore nicht.
Bei dem Gedanken ärgerte er sich über sich selbst. Lore war wunderbar, und es war ein großes Glück für ihn, mit ihr verheiratet zu sein. Da sie nun endlich Bekannte in Berlin gefunden hatte, würde sich ihr Verhältnis wieder einrenken. Außerdem, sagte er sich, hatte sie ihn mit dem Rat, eine schlichtere Uniform zu wählen, davor bewahrt, sich vor seinen zukünftigen Kameraden zu blamieren. Er mochte sich nicht vorstellen, wie von Campe und von Trepkow ihn ansonsten aufgezogen und verspottet hätten.
Er hielt nicht viel von den Herren und hoffte in Wilhelmine Grünfelders Interesse, dass deren Vater nicht darauf verfiel, sie mit einem der beiden Offiziere zu verheiraten, nur weil diese einen adeligen Namen in die Waagschale werfen konnten. Seiner Ansicht nach wäre ein junger, aufstrebender Bankierssohn wie Emil Dohnke eine weitaus bessere Wahl. Doch ohne ein Adelsprädikat im Namen würde August Grünfelder ihn niemals in Erwägung ziehen.
Während Fridolin diesen Gedanken nachhing, entschloss Emil Dohnke sich, auf den Besuch im Bordell zu verzichten. Das
Le Plaisir
war ein allzu teures Etablissement, das er sich angesichts des Anteils, den er an der Dampfyacht zu zahlen hatte, besser
nicht leistete.
Ebenso wie Dohnke dachten auch von Campe und von Trepkow nicht daran, sich in Hede Pfefferkorns Sündentempel zu begeben, wenn auch aus anderen Gründen. Beide waren von der Forderung des Majors erschrocken, in einer Woche ihren Anteil an der Anzahlung auf den Tisch legen zu müssen. Bis dorthin erschien es ihnen unmöglich, Trettins Frau zu verführen.
Hasso von Campe ging in Gedanken seine Verwandtschaft durch, von wem er kleinere Summen borgen konnte. Dafür würde er viele Klinken putzen und Tante Cölestines Patiencen über sich ergehen lassen müssen. Doch für das Ziel, sich dem nächsten Thronfolger angenehm zu machen, war er dazu bereit.
Anders als seinem Kameraden standen Friedrich von Trepkow keine Verwandten zur Verfügung, die er anpumpen konnte. Am ehrlichsten wäre es gewesen, offen zu bekennen, er sei nicht in der Lage, die Summe aufzubringen. Doch das ließ sein Stolz nicht zu.
»Mama muss mir helfen!«, fuhr es ihm durch den Kopf. Bislang hatte sie es immer getan. Dem Gejammer seiner Schwester, wie schlecht sie und die Mutter leben müssten, schenkte er keinen Glauben. Caroline übertrieb schamlos. Außerdem war es ihre Pflicht, zurückzustehen, wenn es um seine Belange ging. Daher beschloss der Leutnant, Mutter und Schwester bereits am nächsten Tag aufzusuchen. Bei dieser Gelegenheit konnte er Caroline außerdem auffordern, eine Zusammenkunft mit Lore von Trettin in die Wege zu leiten. Seit er dieser Frau im Tiergarten begegnet war, ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Den Bleistiftschwinger, der sich ihr Ehemann nannte, fürchtete er nicht. So einen stach er als Offizier mit Leichtigkeit aus.
So schieden die Männer, die sich an der Dampfyacht beteiligen wollten, mit ganz unterschiedlichen Überlegungen und Gefühlen voneinander. Hochzufrieden waren Grünfelder und Rendlinger. Ihnen machte es keine Mühe, den eigenen Anteil zusammenzubringen. Von Palkow war zwar angespannt, rieb sich aber
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