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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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innerlich die Hände. Delaroux wird zufrieden sein, dachte er, als er in eine Droschke stieg. Schon am nächsten Tag würde er den Franzosen treffen und die weiteren Schritte mit ihm besprechen.
    Seine Gedanken glitten zu General Tirassow. Dem Russen spukte eine deutsch-russische Waffenbrüderschaft im Kopf herum, die er durch Prinz Wilhelm gefährdet sah, und er war bereit, einen hohen Preis für ein tödliches Attentat auf diesen zu zahlen. Einen solchen Mord plante auch Pierre Delaroux, aber mit einem ganz anderen Ziel, und wenn er nicht aufpasste, geriet er zwischen zwei Mühlsteine, die ihn zermahlen würden. Schnaubend schob er den Gedanken weg, denn an diesem Abend wartete Malwine von Trettin und damit eine heiße Liebesnacht auf ihn.

VII.
    L ore schlief bereits, als Fridolin nach Hause kam. Am nächsten Morgen stand sie vorsichtig auf und schlich sich in das Ankleidezimmer ihres Mannes. Dort öffnete sie den Kleiderschrank und schnupperte an dem Jackett, das er am Abend zuvor getragen hatte. Zu ihrem Ärger verströmte es wieder dieses feine Maiglöckchenparfüm.
    Ihr Gesicht nahm eine abweisende Miene an. Während zwischen ihnen, seit sie in Berlin weilten, nur noch selten etwas im Bett geschah, schämte Fridolin sich nicht, eine fremde Frau aufzusuchen. In ihrer Wut wollte Lore ihren Mann wecken und zur Rede stellen. Da hörte sie Jutta draußen werkeln und würgte ihren Zorn fürs Erste hinunter. Sie wollte ihrem Gatten keine Szene vor den Bediensteten machen.
    Während sie ins Badezimmer ging, fragte sie sich, ob sie selbst schuld war, dass ihr Mann eine andere Frau anziehender fand. Vielleicht sah sie auch nur zu schwarz, und er hatte immer wieder neben derselben Tischdame gesessen, so dass seine Kleidung deren Parfüm angenommen hatte. Doch diese Erklärung stellte sie nicht zufrieden. Außerdem wurde sie das Gefühl nicht los, das Parfüm bereits selbst an einer Frau gerochen zu haben. Dies mochte Zufall sein, da sicher auch andere Damen diesen Duft verwendeten. Doch auch der Gedanke überzeugte sie nicht.
    Nun erinnerte Lore sich, dass Fridolins Tischdame sich an jenem Abend bei Grünfelder besonders um ihn bemüht hatte. Es war Wilhelmine gewesen, die Tochter des Gastgebers. Leider wusste Lore nicht, ob sie den Maiglöckchenduft tatsächlich an dem Mädchen wahrgenommen hatte. Dennoch sah sie die Ereignisse der letzten Wochen nun in einem anderen Licht. Warum hätten Grünfelders Frau und Tochter jeden Kontakt mit ihr meiden sollen, wenn sie nicht geplant hätten, Fridolin in der Zwischenzeit gegen sie aufzuhetzen? Wahrscheinlich hatte Grünfelder ihren Mann auch aus diesem Grund als Kompagnon gewinnen wollen. Nun arbeitete er darauf hin, ihn auch zu seinem Schwiegersohn zu machen.
    Dann aber schüttelte Lore heftig den Kopf. Jetzt fang nicht an zu phantasieren!, befahl sie sich. Fridolin hatte bisher nicht die geringsten Anzeichen erkennen lassen, dass Grünfelder für ihn mehr war als ein väterlicher Freund. Und selbst wenn dessen Tochter sich Fridolin in den Kopf gesetzt hatte, würde der Vater ihr gewiss die Flausen austreiben und einen anderen Ehemann für sie finden. Immerhin machten ihr mit Hasso von Campe und Friedrich von Trepkow zwei Herren von Adel den Hof. Zwar konnte sich keiner der beiden mit Fridolin messen, doch für die Tochter eines emporgekommenen Bankiers reichten diese Männer allemal.
    Lore machte eine abschätzige Handbewegung, die ebenso ihren Zweifeln wie ihrer eingebildeten Konkurrentin galt, und kehrte in ihr gemeinsames Schlafzimmer zurück. Als sie wieder unter die Decke schlüpfen wollte, stemmte Fridolin sich auf die Ellenbogen.
    »Du bist schon wach, mein Schatz?«, fragte er.
    Lore nickte. »Ich konnte nicht mehr schlafen. Weißt du, in meinem Kopf wirbeln alle möglichen und vor allem unmöglichen Gedanken herum. Wenn das so weitergeht, werde ich noch zu einem überspannten Wesen, das vor dem eigenen Schatten erschrickt.«
    Fridolin musste lachen. »Das glaube ich nicht! Wahrscheinlich hast du schlecht geträumt. Außerdem war das Fest bei Grünfelder doch ein wenig aufregend für dich, nachdem du wochenlang nur zu Hause gesessen bist.«
    »Ich will hoffen, dass es nicht wieder dazu kommt.« Lore überlegte, ob sie aufstehen und sich anziehen sollte, kroch dann aber auf Fridolins Seite und schlang die Arme um ihn. »Musst du jetzt gleich ins Bankhaus, oder hast du noch ein wenig Zeit?«
    »Für dich habe ich immer Zeit«, antwortete er und knabberte an ihrem

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