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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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auf dem Tisch stand. »Sie sollten Ihren Weingeschmack ein wenig kultivieren, mein Freund. Dieser Sauerampfer mag vielleicht einem Preußen schmecken, beleidigt aber den Gaumen jedes Mannes von Welt«, sagte er, nachdem er probiert hatte.
    »Ein schlichter preußischer Offizier kann sich keinen französischen Wein leisten. Den trinkt er nur, wenn er dazu eingeladen wird«, konterte der Major gelassen.
    »Wir Franzosen verkaufen viel Wein nach Deutschland. Da sollten auch ein paar Fläschchen für Sie dabei sein.« Delaroux seufzte. In seinen Augen war von Palkow ein steifer, preußischer Kommisskopf, der nur aus verletzter Eitelkeit mit ihm zusammenarbeitete.
    Doch er war nicht zum Weintrinken in die Potsdamer Straße gekommen. »Sie sagten letztens, Sie wollten den Fürsten Tirassow durch einen Ihrer Freunde zum Duell auffordern lassen. Wie sieht es damit aus?«
    »Ich habe meine Pläne geändert. Ein Duell erscheint mir zu unsicher. Selbst der schlechteste Schütze feuert einmal einen Sonntagsschuss ab. Würde Tirassow das Duell überleben, wüsste er sofort, dass ich ihn aus dem Weg räumen wollte. Er muss ohne Vorwarnung sterben.«
    Delaroux krauste die Stirn. »Es gefällt mir nicht, dass Sie warten wollen. Tirassow ist kein schlichter Diplomat, sondern gehört zum Geheimdienst des Zaren. Wenn Sie zu lange zögern, müssen meine Freunde die Sache übernehmen. Aber wenn ich danach Hals über Kopf abreisen muss, würde das auch Ihr Schaden sein.«
    Tatsächlich fürchtete der Franzose kaum, dass ein solcher Anschlag bis zu ihm zurückverfolgt werden könnte, sondern er wollte mit seinen Worten von Palkow endgültig auf einen Weg bringen, von dem es kein Zurück mehr gab.
    Der Major dachte an das Versprechen, das er Malwine gegeben hatte, und legte Delaroux den Arm um die Schulter. »Ich werde Ihnen Tirassow aus dem Weg räumen. Dafür müssen Sie allerdings noch etwas besorgen.«
    »Von mir können Sie alles haben«, antwortete Delaroux und dachte sich, dass dies im Notfall sogar eine Kugel in den Kopf sein könnte. Der Major achtete jedoch nicht auf die Verstimmung seines Besuchers und begann mit zufriedener Miene, seinen Plan zu erläutern.

X.
    F ridolin fiel die Umstellung auf das Soldatenleben leichter, als er erwartet hatte. Allerdings musste er das Verdienst daran vor allem dem Ulanenwachtmeister Kowalczyk zuschreiben, der ihm half, wo er nur konnte. Auch der Offiziersbursche, den dieser ihm besorgt hatte, erwies sich als sehr brauchbar. Der Soldat putzte ihm nicht nur die Stiefel, sondern erledigte auch Botengänge. So hatte er seine Briefe an Lore persönlich zugestellt und die an Hede zur Post gebracht.
    Doch eine Sache machte Fridolin zu schaffen, der Leerlauf nämlich, der während des täglichen Dienstes immer wieder auftrat. Während die gemeinen Soldaten in dieser Zeit ihre Uniformen auf Vordermann brachten und ihre Waffen reinigten, saßen die Offiziere im Kasino, tranken Wein und Schnaps und unterhielten sich dabei über Dinge, die ihn nicht im Geringsten interessierten. Da er jedoch wusste, dass er sich nicht ausklinken durfte, wenn er keine zusätzlichen Steine in den Weg gelegt bekommen wollte, ertrug er die Prahlereien Hasso von Campes ebenso wie die Sticheleien des Leutnants von Trepkow. Zum Glück kam er mit den anderen Offizieren des Regiments besser aus.
    Zwei von ihnen gingen ihn bereits am ersten Tag um einen kleinen Kredit an. Da er nicht unkameradschaftlich erscheinen wollte, gab er ihnen das Geld und merkte danach rasch, dass er damit Begehrlichkeiten geweckt hatte. Da es sich jedoch nur um geringe Summen handelte, die er leicht verschmerzen konnte, verlieh er weiterhin Geld, sorgte aber dafür, dass er wenigstens einen Teil davon zurückbekam. Auf diese Weise trat er dem Eindruck entgegen, dass man ihn unbesorgt melken könne, verlieh aber gleichzeitig den anderen das Gefühl, er würde ihnen in finanziellen Schwierigkeiten unter die Arme greifen.
    Seine Stellung im Regiment war nicht einfach. Zum einen war er älter als die übrigen Offiziersanwärter und einige der Leutnants, zum anderen war er einer der wenigen Einjährigen, denen die Erlaubnis erteilt worden war, in diesem Regiment zu dienen. Die meisten Fähnriche strebten die Laufbahn des Berufsoffiziers an und hatten ihm als Zöglinge einer Kadettenanstalt grundlegende Kenntnisse über das Militärwesen voraus. Vor allem aber waren sie voller Elan und wurden daher von den ihnen vorgesetzten Leutnants dazu benutzt, unangenehme

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