Aprilgewitter
Aufgaben zu erledigen.
Auch an diesem Tag kontrollierte ein Fähnrich die Wachen, während Leutnant von Trepkow, der eigentlich dafür verantwortlich war, im Kasino saß und bereits das dritte Glas Wein trank. Sein Blick haftete dabei auf Fridolin. »Würde mich interessieren, wie viel Sie bezahlt haben, um in dieses Regiment aufgenommen zu werden. Im Allgemeinen akzeptieren wir nur Elite!«
»Dann muss ich wohl zur Elite zählen, denn ich habe nichts bezahlt. Allerdings habe auch ich schon von einem Leutnant reden hören, dessen Vater den ehemaligen Regimentskommandeur geschmiert hat, damit sein Sohn als Fähnrich bei den Garde-Ulanen eintreten durfte!« Fridolin bemerkte zufrieden, wie von Trepkows Gesicht sich dunkel färbte.
Tatsächlich hatte von Trepkows Vater dessen Aufnahme nur mit Geschenken bewirken können. Diese und weitere Informationen verdankte Fridolin dem Wachtmeister Kowalczyk, der das Regiment und seine Offiziere und Mannschaften besser kannte als jeder andere. Auch mit Hinweisen dieser Art sorgte Kowalczyk dafür, dass er sich gegen die anderen Offiziere behaupten konnte.
»Wie war das mit der Elite, Trepkow?«, fragte ein langer, dürrer Rittmeister, dem Fridolin schon einmal mit Geld ausgeholfen hatte.
»Zu der gehören Sie sicher nicht!« Von Trepkows Bemerkung gegenüber einem ranghöheren Offizier war eine Dummheit, doch seine Wut trieb ihn dazu, sich an jedem zu reiben, der ihm nur ein wenig schief kam. Am meisten juckte es den Leutnant in den Fingern, einen Streit mit Fridolin vom Zaun zu brechen und diesen im Duell niederzuschießen. Da er nach dieser Tat jedoch nicht mehr auf Wilhelmine Grünfelders Hand hoffen konnte, musste er darauf verzichten. Allerdings erstickte er fast an seiner Wut und setzte bereits zu einer neuen Attacke an. »Haben Sie sich noch nicht gefragt, weshalb Rittmeister von Campe so selten anwesend ist? Der tröstet gerade die Ehefrau eines sich wichtig nehmenden Fähnrichs!« Von Trepkow wollte noch mehr sagen, doch da legte der hagere Rittmeister ihm die Hand auf die Schulter.
»Es ist gut, dass Sie keinen Namen genannt haben, Trepkow. Sonst müssten Sie sich jetzt jemanden suchen, der Ihnen sekundiert. Nun, wie Sie wissen, haben wir nicht nur einen verheirateten Fähnrich im Regiment. Außerdem kenne ich noch einige in anderen Truppenteilen. Wenn Sie Pech haben, wird einer von diesen Sie fordern.«
»Und wenn schon! Ich blase ihm das Gehirn aus dem Kopf!«
»Oder er Ihnen. Seien Sie froh, dass Trettin sich seiner Gattin vollkommen sicher ist. Ich habe ihn bereits beim Duell erlebt. Kalt wie ein Eisberg, sage ich Ihnen, und treffsicher wie ein Kunstschütze.«
»Wollen Sie sagen, ich hätte keine Chance gegen den Kerl?«, blaffte von Trepkow zurück.
»Woher soll ich das wissen? Ich habe Sie noch in keinem Duell gesehen!« Der Rittmeister lachte und sah den Leutnant dabei so spöttisch an, dass dieser am liebsten ihn vor den Lauf gefordert hätte. Ein Duell mit einem Vorgesetzten hätte ihn jedoch in Teufels Küche gebracht. Eine Versetzung zu einem nachrangigen Regiment in die Provinz wäre noch die mildeste Strafe gewesen. Und selbst diese würde es ihm unmöglich machen, sich weiterhin um Wilhelmine Grünfelder zu bewerben. Daher schluckte er seine Wut hinunter und verließ grußlos das Kasino.
»Ein unangenehmer Kerl«, meinte der Rittmeister zu Fridolin. »Wir wären froh, ihn loszuwerden. Kann Gott sei Dank nicht mehr lange dauern. Nachdem seine Mutter tot ist, fehlt ihm seine wichtigste Einnahmequelle. Wahrscheinlich heiratet er über kurz oder lang Grünfelders Tochter oder eine andere reiche Erbin. Dann kann er nicht länger in unserem Regiment dienen. Ein Offizier der Garde hat eine Dame von Stand zu heiraten, nicht die Tochter eines Emporkömmlings.«
»Wenn das so ist, hätte auch ich diesem Regiment nicht beitreten dürfen. Meine Frau ist die Tochter eines Bürgerlichen.« Fridolin wunderte sich, dass ihn niemand auf diese Tatsache aufmerksam gemacht hatte.
Der Rittmeister winkte ab. »Bei Ihnen ist es etwas anderes, Trettin. Ihr Vater war Major in diesem Regiment. Außerdem entstammt Ihre Frau ja derer von Trettin. Da zählt ein Vater ohne Titel nicht. Sie ist trotzdem eine Trettin. Fräulein Grünfelder kann als Großvater nur einen Grünfelder aufweisen. Das ist uns zu wenig.«
Obwohl Fridolin nickte, als stimme er dem anderen zu, fragte er sich insgeheim, ob dieser Dünkel nicht übertrieben war. Er hatte genug Bürgerliche
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