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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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kennengelernt, die keine schlechteren Offiziere sein würden als jene, die jetzt im Regiment dienten.
    »Ich werde nun persönlich die Wachen kontrollieren. Stimmt etwas nicht, erlebt Trepkow ein Donnerwetter. Aber was machen Sie eigentlich noch hier? Sie haben doch den Nachmittag frei.«
    »Ich hatte den Herrn Major gebeten, mir freizugeben. Aber bis jetzt hat er sich noch nicht geäußert.« Fridolin musste sich zwingen, unbeteiligt zu klingen, denn im Grunde ärgerte er sich, weil sein Vorgesetzter ihn hängen ließ.
    »Ihnen wurde der Ausgang genehmigt. Trepkow sollte es Ihnen sagen. Hat er wohl aus Bosheit nicht getan.«
    »Ich werde ins Schreibzimmer gehen und nachfragen«, erklärte Fridolin, während er aufstand.
    »Und dann fahren Sie wohl schnellstens nach Hause zu Ihrer Frau!« Der Rittmeister grinste.
    Fridolin schüttelte den Kopf. »Vielleicht später. Vorher will ich mich meinem Mündel widmen, das in Palkows Kadettenanstalt steckt.«
    »Grüßen Sie Palkow von mir!« Damit verabschiedete sich der Rittmeister und verließ das Kasino.
    Fridolin bezahlte seine Getränke und ging ebenfalls. Kurz darauf stand er in der Schreibstube, in der ein ergrauter Unteroffizier sich bemühte, den Schreibkram des Regiments genauso zu bändigen wie früher die neuen Rekruten. Von diesem Mann erhielt er ohne Probleme die Urlaubsbestätigung für den Nachmittag und konnte die Kaserne verlassen.

XI.
    B ei seinem ersten Besuch hatte die mächtige Vorderfront der Kadettenanstalt Fridolin ein wenig eingeschüchtert. Nun stellte er überrascht fest, dass die wenigen Tage, die er bereits beim Militär weilte, ausgereicht hatten, ihn den Bau mit anderen Augen sehen zu lassen. Der rote Backstein spiegelte eine gewisse Strenge wider, die durch die Ornamente über den Fenstern und dem großen Portal gemildert wurde. Auch verliehen die Kadetten, die dort in ihren dunkelblauen Uniformen mit weißen Federbüschen auf den Helmen Wache hielten, dem düsteren Hintergrund ein wenig Farbe.
    Da Fridolin nun Uniform trug, salutierten sie vor ihm. Ein Unteroffizier empfing ihn auf dem Hof und brachte ihn umgehend zu von Palkows Büro. Der Major rauchte eine Zigarre und las dabei in einer Zeitung. Bei Fridolins Anblick legte er beides beiseite und reichte ihm die Hand.
    »Tag, Trettin! Sehe, Sie tragen heute den richtigen Rock. Wollen Sie sich erkundigen, wie es unserer Dampfyacht geht, oder Ihren Neffen besuchen?«
    In den letzten Tagen hatte Fridolin nicht mehr an das Geschenk für Prinz Wilhelm gedacht und kniff zuerst fragend die Augen zusammen. Dann schüttelte er lächelnd den Kopf.
    »Guten Tag, Herr Major. Ich komme heute einmal nicht wegen der Dampfyacht, sondern um nach meinem Neffen zu sehen.«
    »Ich lasse ihn holen! Kann Ihnen aber sagen, mit der Dampfyacht läuft alles bestens. Wir werden sie rechtzeitig erhalten und können sie Seiner Königlichen Hoheit zu gegebener Zeit offerieren.« Bei den Worten musste von Palkow an sich halten, um sich nicht die Hände zu reiben.
    »Wenn Sie Trepkow sehen, sagen Sie ihm, er soll mich aufsuchen«, setzte er hinzu und trat ans Fenster. »Sehe, der Junge kommt bereits. Ein gescheiter Kerl und mit seinen fünfzehn Jahren besser in Mathematik als ich. Wird ein famoser Soldat werden!«
    »Danke! Das hoffe ich auch.« Fridolin erinnerte sich, dass er als rangniedriger Offizier noch nicht salutiert hatte, und holte das nach. Dann verließ er die Kammer, um Wenzel von Trettin entgegenzugehen.
    »Freizeitsoldat«, murmelte von Palkow verächtlich, als sein Besucher es nicht mehr hören konnte.
    Fridolin traf seinen Neffen im Flur und streckte ihm die Hand entgegen. Wenzel von Trettin salutierte jedoch und stand stramm.
    »Ich glaube, diese Umstände können wir lassen. Schließlich sind wir miteinander verwandt«, sagte Fridolin belustigt.
    Der Junge atmete tief durch und gab seine militärische Haltung auf. »Guten Tag, Onkel. Ich wollte nur keinen schlechten Eindruck machen. Immerhin dienen Sie im gleichen Regiment, in das auch ich eintreten will.«
    Fridolin zog die Augenbrauen zusammen. »Wir waren uns doch einig, dass du zur Artillerie kommst!«
    »Mama besteht darauf, dass ich zu den Garde-Ulanen gehe, und auch Herr von Palkow ist ihrer Meinung«, antwortete Wenzel unglücklich.
    »Die endgültige Entscheidung steht nur mir zu!« Fridolins Antwort klang so scharf, dass der Junge zusammenzuckte.
    »Mama sagt, allein sie als Mutter hätte das Recht, darüber zu bestimmen. Da Sie als des

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