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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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solltest mich nicht enttäuschen!«, sagte sie dabei.
    Das war eine Warnung. So gut kannte er sie. Wenn sie zornig wurde, würde sie sich ihm verweigern und ihn gleichzeitig reizen, bis er ihr zu Füßen lag und alles versprach, was sie verlangte.
    »Ich werde dich nicht enttäuschen, meine Liebe. Schon bald werden Trettins Witwe und Grünfelders Tochter Trauer tragen.«
    »Sobald das geschehen ist, werde ich dir das gestatten, was du dir wünschst«, versprach Malwine und forderte ihn dann auf, ihr Kleid zuzuknöpfen.
    Von Palkow tat es, sagte sich aber, dass sie ihm den Wunsch, der ihm am meisten am Herzen lag, niemals erfüllen würde, nämlich ihn freizugeben. Nach dem Attentat auf Prinz Wilhelm würde er sich wie ein Dieb davonstehlen und jeden weiteren Kontakt zu ihr und ihren Bekannten meiden müssen. Sonst bestand die Gefahr, dass sie ihm bis nach Amerika nachreiste. Dort aber wollte er ein neues Leben beginnen, bei dem er der Herr war und nicht der Sklave einer Frau.
    »Nun sag schon, welche Wünsche hegst du denn?«, fragte Malwine, als er ihr nicht antwortete.
    »Etliche! Ich werde darauf zurückkommen, wenn es so weit ist!« Es gelang ihm sogar zu lachen. Da die Zeit drängte, reichte er ihr ihren Hut, wartete, bis sie diesen mit einer Hutnadel befestigt hatte, und öffnete ihr die Tür. Da er noch immer unbekleidet war, stellte er sich so, dass er von außen nicht gesehen werden konnte.
    »Bis bald, meine Liebe. Ich küsse dich!«
    »Gerade das tust du eben nicht«, antwortete sie beleidigt wegen des überstürzten Abschieds und schwebte von dannen.
    Von Palkow schloss aufatmend die Tür und kehrte zu seinem Lieblingsstuhl zurück. Während er sich eine Zigarre anbrannte, versuchte er, die wirbelnden Gedanken zu ordnen. Es lockte ihn, Malwine doch mitzunehmen, auch wenn sein Verstand ihm sagte, dass dies unmöglich war. Sie würde niemals den Kontakt zu ihren Söhnen aufgeben, und über diese konnten die Agenten des Kaisers oder die des Reichskanzlers seine Spur aufnehmen, ihm folgen und ihn für den Tod des Prinzen büßen lassen.
    Ein dezentes Klopfen an der Tür beendete sein Grübeln. Von Palkow sprang auf und öffnete. Delaroux kaum herein, musterte ihn und verzog die Lippen. »Haben Sie vielleicht jemand anderen erwartet, Monsieur? Ihre, äh Uniform deutet darauf hin.«
    Jetzt erst bemerkte der Major, dass er noch immer nackt war, und schlüpfte rasch in seine Unterhosen. »Es tut mir leid. Ich hatte bis eben Besuch.«
    Der Franzose lächelte verständnisvoll. »Ich habe Madame aus dem Haus kommen sehen. Eine hübsche und, wie ich annehme, auch sehr erregende Frau. Für meinen Geschmack aber ein wenig zu indiskret.«
    Wie es aussah, hatte Delaroux seine gesamte Umgebung ausspionieren lassen. Von Palkow erschrak zunächst, sagte sich dann aber, dass der Franzose auf Nummer sicher gehen musste. An seiner Stelle hätte er nicht anders gehandelt. Trotz aller Vorsicht aber war Delaroux seinerseits den Russen aufgefallen.
    »Und? Glauben Sie, dass Sie heute ungesehen ins Haus gelangt sind?«, fragte er.
    Delaroux zuckte mit den Achseln. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das ist eben das Risiko in unserem großen Spiel. Wenigstens glaube ich, den russischen Spion ausgemacht zu haben. Der Bettler, der letztens an der Hausecke herumlungerte, hatte den gleichen Schritt wie jener Schutzmann eine Woche zuvor. Damit Sie wissen, worauf Sie achten müssen: Der Mann ist etwa eine Handbreit kleiner als Sie, untersetzt und hat blaue Augen. Seine Haarfarbe kann ich Ihnen nicht nennen, da er dem Anschein nach Perücken trägt. Im Allgemeinen bewegt er sich recht unauffällig, doch gelegentlich verfällt er in den Paradeschritt der russischen Infanterie. Den kennen Sie doch.«
    »Selbstverständlich!« Jetzt, da der Franzose ihm das Signalement des russischen Agenten genannt hatte, erinnerte von Palkow sich ebenfalls an den Mann.
    »Aber Vorsicht! Lassen Sie den Kerl nicht merken, dass Sie sich von ihm beobachtet fühlen!«
    Von Palkow bedachte den Franzosen mit einem herablassenden Blick. »Keine Sorge! Ich weiß, was ich zu tun habe.«
    »Dann ist es ja gut. Dieser Russe wird uns ohnehin nicht mehr lange behelligen. Freunde von mir werden dem Geheimdienst des deutschen Kanzlers die Nachricht zukommen lassen, dieser Mann spioniere insgeheim für die Franzosen. Danach hat er anderes zu tun, als uns aufzulauern.« Delaroux stieß ein hämisches Lachen aus und schenkte sich selbst Wein aus der Flasche ein, die noch

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