Aprilgewitter
von Stenik zum Besten.
Mary hörte ihr aufmerksam zu und winkte verächtlich ab, als sie erfuhr, dass die Gastgeberin die Tante jenes Mannes war, der als Richter Lores Großvater um das Gut gebracht hatte. »Da brauchst du dich nicht zu wundern, wenn die Gerüchteküche dampft. Ganz gewiss ist diese Stenik mit Malwine im Bunde. Immerhin ist sie eine absolut unangenehme Person. Erst vorgestern hat sie mich zuckersüß gefragt, ob denn etwas vorgefallen sei, weil man dich nicht mehr im Modesalon antrifft.«
»Die Stenik ist wirklich eine Hexe«, erklärte Nathalia mit Nachdruck. »Ich glaube, sie hat Lore auch diesen aufdringlichen Offizier an den Hals gehetzt.«
»Ein aufdringlicher Offizier? Das musst du mir erzählen!« Mary rückte näher an Lore und Nathalia heran und spitzte die Ohren.
»Im Grunde handelt es sich um einen lästigen Lümmel«, begann Lore und wurde sofort von Nathalia unterbrochen.
»Ein äußerst lästiger Lümmel!«
»Erzähle jetzt ich oder willst du es tun?«, fragte Lore mit leichter Schärfe.
Ihre junge Freundin nahm ihre Frage jedoch als Aufforderung und unterstrich ihren Bericht vom Verlauf des Empfangsnachmittags
bei Frau von Stenik mit theatralischen Gesten.
Ihre beiden Zuhörerinnen versuchten zunächst, ernst zu bleiben, aber schließlich lachten sie schallend, als Nathalia sich bemühte, Hasso von Campes schnarrendes Näseln nachzuahmen.
Nachdem Lore sich von Mary verabschiedet hatte und Nathalia zur Tür hinausschob, war sie sich zwar immer noch unsicher, was Fridolin betraf, doch ihre Laune hatte sich erheblich gebessert.
IX.
E twa zur selben Zeit saß Malwine von Trettin mit nicht mehr als ihrer Haut bekleidet in ihrem Liebesnest in der Potsdamer Straße dem gleichfalls nackten von Palkow gegenüber und lächelte diabolisch, während sie mit Champagner anstießen.
»An diesem Gerücht wird dieses Biest zu kauen haben, zumal die kleine Grünfelder tatsächlich in Fridolin verliebt ist und glaubt, ihn mit dem Geld ihres Vaters kaufen zu können.«
Sie trank mit winzigen Schlucken und berührte dabei mit den Zehen ihres rechten Fußes den Penis ihres Geliebten.
Von Palkow hatte sich an diesem Tag stark verausgabt, spürte aber, wie sein Körper erneut auf die Frau reagierte. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm jedoch, dass er sie unbedingt verabschieden musste, denn in weniger als einer halben Stunde wollte Delaroux erscheinen.
»So gerne ich dir noch einmal zu Willen wäre, es geht nicht. Du hast heute das Mark aus mir herausgesaugt«, sagte er mit einer bedauernden Geste.
Malwine war es inzwischen gelungen, mit ihrer Massage den zögerlichen Wurm in eine angriffsbereite Schlange zu verwandeln. Lachend legte sie sich auf den Rücken und spreizte die Beine. »Komm, einmal wirst du es schon noch schaffen. Danach lasse ich dich in Ruhe.«
»Warst du bei deinem Mann ebenso unersättlich?«, fragte der Major, während er auf sie glitt und in sie eindrang.
»Ottokar habe ich mich nur aus Pflicht hingegeben und kaum etwas dabei empfunden. Bei dir ist das etwas ganz anderes. Ich brenne schon, wenn du mich nur ansiehst!«
Von Palkow beließ es jedoch nicht beim Anschauen, sondern begann nun, sie mit langsamen, kräftigen Bewegungen zu lieben. Für einige Minuten hörten die beiden nur das eigene Atemgeräusch und das des Partners. Dann bäumte Malwine sich vor Lust stöhnend auf und warf dabei ihren Geliebten fast ab. Dieser machte noch ein paar Bewegungen, erlebte einen letzten, schon etwas matten Samenerguss und sank dann keuchend nieder.
Malwine wand sich unter ihm hervor und blickte ihn an. »Das war gut! Aber jetzt zu etwas anderem. Wann wirst du dein Versprechen einlösen und Fridolin und Lore vernichten?«
»Schon bald«, sagte er mit rauer Stimme. Ihm ging es jetzt nicht mehr allein um die Belohnung, die er für den Anschlag auf den Prinzen erhalten sollte. Er musste auch Malwines Rache vollenden, wenn er sich jemals von ihr lösen wollte. Tat er es nicht, würde sie noch jenseits des Ozeans seine Gedanken beherrschen und er sich vor Sehnsucht nach ihr verzehren. Um das zu verhindern, hatte er bereits Pläne geschmiedet. Davon durfte sie allerdings nichts erfahren, denn er traute ihr zu, Andeutungen zu machen und dadurch sein Opfer zu warnen.
»Nein, meine Liebe! Wann und wo es geschieht, ist meine Sache«, antwortete er und ließ sich auch von ihren Überredungsversuchen nicht erweichen.
Nach einer Weile gab sie verärgert auf und begann, sich anzuziehen. »Du
Weitere Kostenlose Bücher