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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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Reitens ungewohnter Städter zu den Garde-Ulanen gegangen seien, würde ich das wohl auch können. Für einen Trettin sei die Garde zu Pferd nun einmal der einzige Truppenteil, in dem er dienen kann.«
    »Das ist doch Unsinn!« Obwohl Fridolin erst kürzlich nahezu wörtlich das Gleiche gesagt hatte, winkte er verärgert ab und befahl Wenzel, mit ihm zu kommen. »Du gehst zu der Waffengattung, bei der du dich wohlfühlst. Außerdem bin ich des Reitens nicht so unkundig, wie deine Mutter meint. Ich war lange Jahre in den Ferien auf Gut Trettin und habe es dort gelernt. Auch bin ich in Bremen immer wieder zu Pferd gesessen und kann daher meinen Posten bei den Ulanen ausfüllen. Du aber bist bei den Kanonieren sehr viel besser aufgehoben, zumal dort ein Offizier nicht nur seinen Säbel, sondern auch den Kopf gebrauchen muss. Mit den neuen Maschinengewehren werden Kavallerieattacken bald der Vergangenheit angehören, auch wenn Männer wie von Palkow dies nicht begreifen wollen. Dagegen wird die Artillerie mehr und mehr an Bedeutung gewinnen.«
    Der Junge ließ Fridolins Vortrag mit hängendem Kopf über sich ergehen. Er hatte sich Mühe gegeben, seine Angst vor Pferden zu überwinden, und sich in seinen Träumen schon als schneidigen Reiter gesehen, der zusammen mit seinen Kameraden auf den Feind zuritt, um diesen in Stücke zu hauen. Aber er wagte keinen Widerspruch.
    Fridolin klopfte dem Jungen aufmunternd auf die Schulter. »Ich werde mit Palkow sprechen, damit er dir nicht länger diesen Unsinn in den Kopf bläst. Mir ist ein Trettin als guter Artillerieoffizier lieber denn als schlechter Ulan.«
    Dabei überlegte er, wie er vorgehen sollte. Niemals würde er zulassen, dass Malwine ihren Willen durchsetzte. In diesem Sinne versuchte er, den Jungen aufzumuntern, aber zu seiner Verwunderung wollte ihm das nicht gelingen. Daher verabschiedete er sich bald von ihm und kehrte in von Palkows Büro zurück.
    Als Fridolin eintrat, ließ der Major rasch einen Gegenstand in der Schublade verschwinden. »Da sind Sie ja schon wieder, Trettin. Haben Sie mit dem Jungen gesprochen?«
    Fridolin nickte. »Das habe ich, Herr Major, und ich kann nicht sagen, dass mir das, was er zu berichten hatte, gefällt.«
    Bei den Worten ruckte von Palkows Kopf hoch. »Was passt Ihnen denn nicht?«
    »Wenzel sagte, seine Mutter dringe darauf, dass er den Garde-Ulanen beitritt. Ich halte das Artilleriekorps für geeigneter.« Da er von dem Jungen gehört hatte, der Major teile Malwines Meinung, gab Fridolin sich keine Mühe, verbindlich zu erscheinen.
    »Sie müssen das Ansehen eines Gardekavalleristen betrachten, Trettin. Ein Böllerschütze steht doch weit darunter! Es ist für mich selbstverständlich, dass Frau von Trettin das Beste für ihren Sohn will.«
    »Wie Sie sich erinnern können, bin ich der Vormund des Jungen«, antwortete Fridolin eisig.
    »Frau von Trettin ist bereit, es auf einen Prozess ankommen zu lassen, und ich bin sicher, das Gericht wird zugunsten der Mutter entscheiden!«
    Von Palkow machte es Freude, Fridolin zu ärgern. Immerhin war dieser nicht nur der verhasste Feind seiner Geliebten, sondern auch noch wohlhabend und hatte zudem die Aussicht, wirklich reich zu werden, falls vorher nicht etwas Unvorhergesehenes geschah. Bei diesem Gedanken streifte der Blick des Majors unbewusst die Schublade, in der jenes Ding lag, das diesen Mann zu Fall bringen sollte.
    »Am besten, Sie sprechen selbst mit Frau von Trettin. Ich bin nur der Ausbilder des Jungen. Die Entscheidung über ihn steht mir nicht zu.« Diese Worte waren gleichzeitig unmissverständliche Aufforderung an sein Gegenüber, den Raum zu verlassen.
    Fridolin wandte sich zur Tür. Im letzten Moment erinnerte er sich daran, dass er sich beim Militär befand und einen höherrangigen Offizier zu grüßen hatte. Er holte dies nach und verließ die Kadettenanstalt mit dem Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen. Wenn er auf seinem Standpunkt beharrte, würde Malwine alles tun, um ihn vor der Welt ins Unrecht zu setzen. Die Gerichte, die bereits seinen Großonkel um Gut Trettin gebracht hatten, würden ihr wahrscheinlich auch diesmal helfen. Andererseits war er es dem Jungen schuldig, nicht einfach aufzugeben. Was er jedoch tun konnte, um seinen Neffen vor Malwines Dummheit zu bewahren, wusste er nicht.

XII.
    D a er bis zu seiner Rückkehr in die Kaserne noch Zeit hatte, beschloss Fridolin, nach Hause zu fahren, um ein paar Stunden mit Lore zu verbringen. Er winkte eine

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