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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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Wahrscheinlich wird Tirassow wieder nach dir verlangen. Dann wirst du ihm und seiner Hure einen bestimmten Wein einschenken, den ich dir besorgen werde. Ein Glas davon gibst du auch Trettin zu trinken. Aber du selbst lässt die Finger davon! In dem Wein wird ein starkes Schlafmittel sein. Wenn die beiden Männer und ihre Huren ihm erlegen sind, nimmst du das hier in die Hand, wickelst ein Handtuch so darum, dass der Lauf frei bleibt, und schießt dem russischen Fürsten in den Kopf.«
    »Aber das ist ja Mord!«, kreischte Elsie auf.
    »Sei still!«, herrschte der Major sie an und versetzte ihr eine Ohrfeige. »Du willst doch hier raus, oder nicht? Dann tu, was ich dir gesagt habe!«
    »Aber man wird den Schuss hören und mich verhaften«, schluchzte Elsie.
    Heinrich von Palkow maß sie mit einem verächtlichen Blick. »Darum sollst du ja das Handtuch um die Waffe wickeln. Das wird den Knall dämpfen. Ich habe es ausprobiert. Selbst in den Separees nebenan wird man nicht mehr hören als ein leichtes Knallen, als hättest du eine Flasche Champagner geöffnet!«
    »Ich kann das nicht!«
    »Du kannst es! Wenn du Tirassow erschossen hast, wirst du dich zu Trettin schleichen. Der hat eine Pistole dieser Art in seinem Jackett stecken. Tausch die beiden Waffen aus! Seine versteckst du und händigst sie mir später aus.«
    »Wenn man die Tatwaffe bei ihm findet, wird man ihn für den Mörder halten«, sagte Elsie schaudernd.
    »Wolltest du ihn und seine Frau bestrafen oder nicht?«
    »Ich will mich ja rächen. Aber ich habe Angst!«
    »Wovor denn? Tirassow und Trettin werden betäubt sein. Ebenso ihre Huren. Niemand wird dich bemerken. Hör auf zu jammern und leg dich wieder hin! Ich bin nicht nur hier, um über diese beiden Narren Trettin und Tirassow zu sprechen. Jetzt will ich meinen Spaß haben.«
    Elsie legte sich seufzend wieder in Position, hielt aber von Palkow, als er sich auf sie legte, noch einmal kurz auf.
    »Ich tu’s! Aber nicht allein für Geld. Sie müssen mir helfen, mich bei Hanna und Lenka für die vielen Demütigungen zu revanchieren, die ich von ihnen erdulden musste.«
    »Wenn es weiter nichts ist!« Da Heinrich von Palkow nicht länger auf sein Vergnügen warten wollte, drückte er ihr die Beine auseinander und drang in sie ein. Was dann folgte, glich erneut einer Vergewaltigung. Elsie nahm sie jedoch ohne Angst oder Ärger hin, denn sie stellte sich vor, wie sie den Mann dazu bringen konnte, Lenka und Hanna, denen ihre größte Missgunst galt, noch viel rauer zu behandeln. Gerne hätte sie sich auch an Hede Pfefferkorn auf diese Weise gerächt, doch das lag jenseits ihrer Möglichkeiten. Ihre Gedanken wanderten zu der verhassten Lore Huppach. Diese würde endlich dafür bezahlen müssen, dass sie sie damals in Bremen von sich gestoßen und zu einem Leben als Hure verurteilt hatte.

XIV.
    F rüh am Sonntagmorgen wurde Lore von einem vorwitzigen Sonnenstrahl geweckt, der ihr durch eine Lücke zwischen den Vorhängen ins Gesicht schien. Im ersten Impuls tastete sie hinüber auf das andere Bett, fand dieses leer und rümpfte enttäuscht die Nase. Wie es aussah, war Fridolin in dieser Nacht gar nicht erst nach Hause gekommen. Dann erinnerte sie sich daran, dass er in der Kaserne schlafen musste und erst ab der übernächsten Woche wieder in seinem Heim übernachten durfte.
    Sie bedauerte es, an jenem Nachmittag nicht zu Hause geblieben zu sein, an dem er überraschend aufgetaucht war. Stattdessen hatte sie eine langweilige Theatervorführung über sich ergehen lassen müssen. Mit Fridolin hätte sie diese Stunden viel angenehmer verbracht.
    Lore hatte jedoch nicht die Zeit, Trübsal zu blasen, denn ihre Zimmertür wurde aufgerissen, Nathalia stürmte herein und warf sich auf ihr Bett. »Guten Morgen! Müssen wir uns nicht beeilen, um rechtzeitig zur Parade zu kommen? Hauptmann Hilgemann sagte, die Straßen rings um die Allee Unter den Linden wären wegen der vielen Leute, die zusehen wollen, immer verstopft.«
    »Wir nehmen uns in jedem Fall noch die Zeit, gemütlich zu frühstücken. Oder willst du mit leerem Magen in die Stadt fahren?«
    »Wir könnten in ein Café gehen«, schlug Nathalia vor.
    »Und fänden uns bei der Parade unter all den Leuten eingekeilt, die zusehen wollen. Nein, meine Liebe. Wir nehmen eine Droschke und sehen vom Wagen aus zu. Gefrühstückt wird vorher zu Hause.« Lore reckte sich und schlüpfte aus dem Bett. Wieselflink war Nathalia bei ihr und zupfte an ihrem

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