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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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dir zu deiner Rache an diesem Mann verhelfe?«, fragte von Palkow weiter.
    »Ich verstehe nicht, wie Sie das meinen.«
    Von Palkow beobachtete Elsie über den Rand seines Weinglases hinweg, um sich keine Regung entgehen zu lassen. »Du wirst es gleich begreifen. Vorher aber will ich wissen, wie du zu Fridolin von Trettin stehst.«
    »Verflucht sollen sie sein, die Trettins! Sie allein sind an meinem Unglück schuld! Wegen denen darf ich hier im Puff für jeden Kerl, der es bezahlen kann, die Matratze spielen.« Ihre Wut brachte Elsie dazu, mehr preiszugeben, als sie eigentlich wollte, und so brach schließlich die ganze Geschichte aus ihr hervor.
    »Am schlimmsten ist diese Malwine, die Ottokar von Trettin geheiratet hat. Dieses Miststück hat mich mitten in Berlin auf die Straße gesetzt – und das mit einem Zeugnis, mit dem ich nur noch ins Hurenhaus gehen konnte. Ihr Mann war auch nicht viel besser! Dem musste ich auf jede ekelhafte Weise zu Willen sein, die man sich denken kann. Ich war froh, als der verrückte Kutscher ihm das Gehirn weggeblasen hat!«
    Von Palkow musste alle Selbstbeherrschung aufbringen, um Elsie wegen der Schmähung seiner Geliebten nicht zu verprügeln, bis sie wimmernd um Gnade bat. Doch ihr Hass auf die Trettins war ein scharfes Schwert, mit dem er den entscheidenden Hieb führen wollte. »Du hast eben Lore Huppach erwähnt, die Enkelin des alten Wolfhard Nikolaus von Trettin«, warf er listig ein.
    Elsie nickte erregt. »Die ist noch schlimmer als Malwine. Wegen der habe ich meinen guten Posten als Zofe bei Frau Ermingarde Klampt aufgeben und Ottokar von Trettin ins finsterste Ostpreußen folgen müssen!«
    »An ihr würdest du dich wohl auch gerne rächen, was?«, warf von Palkow ein.
    »Und ob! Ich könnte dieses Biest umbringen.«
    »Ich weiß etwas Besseres. Am nächsten Sonntag paradiert das Zweite Garde-Ulanen-Regiment in der Allee Unter den Linden. Da Fridolin von Trettin diesem Regiment beigetreten ist, wird sie als seine Gemahlin gewiss zusehen wollen …«
    »Lore ist Fridolins Frau?«, stieß Elsie hervor.
    Heinrich von Palkow blickte sie verwundert an. »Wusstest du das nicht?«
    »Nein! Aber jetzt weiß ich, was ich zu tun habe. Ich werde dieses impertinente Weibsstück während der Parade suchen und ihr ins Gesicht sagen, dass ihr Mann hier im Puff fröhlich ein und aus geht.«
    Da der Major Elsie genau das hatte vorschlagen wollen, klopfte er ihr auf die Schulter. »Tu das! Würze deinen Bericht mit ein paar netten Anekdoten. Das ist aber noch nicht Rache genug! Ich werde dir zeigen, wie du die Trettins richtig ins Elend stoßen kannst …«
    Auch wenn Elsie vor Hass auf Lore, Malwine und Fridolin kaum noch klar zu denken vermochte, war sie doch klug genug, zu begreifen, dass Heinrich von Palkow eigene Pläne verfolgte. Das musste sie ausnutzen. »Ich hätte nichts dagegen, aber von der Rache kann ich nicht abbeißen. Es muss sich schon für mich lohnen!«
    Du schmierige, kleine Hure, dachte der Major, sagte sich aber, dass er sich ihre Gier durchaus zunutze machen konnte. »Wenn du tust, was ich dir sage, wirst du nicht zu kurz kommen!«
    »Es muss genug Geld sein, dass ich aus diesem Puff herauskomme und nie mehr gegen meinen Willen die Beine breit machen muss.« Elsie packte von Palkows Hände. »Ich will weg von hier! Am besten gleich nach Amerika! Aber dafür brauche ich einige tausend Mark. Ich will drüben schließlich nicht gleich dort weitermachen, wo ich hier aufhören will.«
    Angst vor der See und den Gefahren, die darauf drohten, hatte sie zwar immer noch, aber da sie in letzter Zeit schon mehrmals von den großen Dampfern hatte lesen können, die von Bremerhaven und Hamburg aus nach Amerika fuhren und unversehrt zurückkamen, schien ihr das Risiko nicht mehr so groß zu sein. So oder so war es besser, das Wagnis einer Fahrt übers Meer einzugehen, als weiterhin als schlecht bezahlte und miserabel behandelte Hure in Hede Pfefferkorns Bordell arbeiten zu müssen.
    Der Major tat so, als müsse er überlegen. »Du verlangst sehr viel«, sagte er nach einer künstlichen Pause. »Aber es gilt! Du bekommst von mir genug Geld, um nach Amerika auswandern zu können. Doch dafür verlange ich gute Arbeit.«
    »Was soll ich für Sie tun?«, fragte Elsie erwartungsvoll.
    »Du wirst an dem Abend in Aktion treten, an dem sowohl Fürst Tirassow wie auch Fridolin von Trettin anwesend sind. Da beide als Stammgäste hier ein und aus gehen, wird das bald der Fall sein.

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