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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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die längst überfällige Einladung an Lore aussprach und seine Frau mit anderen Damen der Gesellschaft bekannt machte.

X.
    E twa um dieselbe Zeit, in der Lore an ihrem Kleid nähte, saß die verwitwete Freifrau Malwine von Trettin nur in einen Morgenmantel gehüllt auf einem Sessel und prostete ihrem Geliebten Heinrich von Palkow zu.
    »Auf dein Wohl und darauf, dass die bessere Gesellschaft hier in Berlin dem Vetter meines toten Mannes und seiner Schneiderin weiterhin die kalte Schulter zeigt!«
    »Auf dein Wohl, meine Liebe!« Heinrich von Palkow stieß mit ihr an und lauschte dem Klingen, mit dem die Gläser einander berührten. Im Gegensatz zu Malwine war er völlig nackt. Als er sich kurz von seinem Stuhl erhob, waren auf seinem Gesäß die verblassenden Spuren von Hieben zu sehen, die seine Geliebte ihm mit einer aus Seidenschnüren geflochtenen Peitsche beigebracht hatte. Auch die Arme zeigten noch Spuren des Seidenbands, mit dem er gefesselt gewesen war. Wie auch sonst in ihrer Beziehung hatte er den passiven Part beim Liebesspiel übernehmen müssen.
    Sein Blick glitt über die üppige Figur seiner Geliebten und blieb auf den Schenkeln haften. Wie gerne hätte er auch dort rote Striemen gesehen, doch davon wollte Malwine nichts hören. Palkow wagte jedoch nicht, sie mit Gewalt zum Gehorsam zu zwingen. Das hatte er einmal bei einer anderen Frau gemacht und es mit dem Verlust seiner Karriere büßen müssen.
    Seine bitteren Gefühle schienen sich auf seinem Gesicht abzuzeichnen, denn Malwine fixierte ihn scharf. »Was hast du, mein Lieber? Warst du nicht zufrieden mit dem, was wir eben gemacht haben?«
    »Oh doch! Sehr sogar!«, beeilte sich von Palkow, ihr zu versichern. Das war nicht einmal gelogen, denn Malwine hatte ihn in leidenschaftliche Raserei versetzt. Dennoch wünschte er sich, sie würden wenigstens ein Mal die Rollen tauschen und er der Herr sein.
    Malwine von Trettins Gedanken eilten derweil in eine andere Richtung. »Hast du mit den Offizieren deines ehemaligen Regiments über Fridolin und dessen Lehrerstochter gesprochen?«
    »Ja, mit einigen«, antwortete von Palkow zögerlich. Im Grunde hatte er die Gerüchte, die seine Geliebte in die Welt getragen wissen wollte, bislang nur Hasso von Campe erzählen können.
    Zum Glück achtete Malwine nicht auf ihn, sondern sprach selbstgefällig weiter. »Ich bin für heute Nachmittag bei Frau von Stenik eingeladen. Zwar habe ich auch ihr schon berichtet, was von dem Vizebankdirektor von Trettin zu halten ist, aber ich werde dort weitere Damen antreffen, die sich dafür interessieren dürften.«
    »Warum hasst du deine Verwandten eigentlich so sehr?«
    »Das weißt du doch: Lore Huppach, die sich durch ihre Heirat mit diesem Lumpen Fridolin ebenfalls von Trettin nennen kann, ist schuld am Tod meines Gatten. Auch ist ihr Ehemann seit fünf Jahren mein Vormund und der meiner Söhne. Wenn es nach dem Kerl ginge, müsste ich in Ostpreußen versauern, denn er will, dass alle Einnahmen in den weiteren Ausbau des Gutes gesteckt werden. Zum Glück ist der Gutsverwalter auf meiner Seite und sorgt dafür, dass ich genug Geld bekomme, um hier in Berlin halbwegs leben zu können. Wenn Fridolin das erfährt, wird er den Mann entlassen und mich auf Gut Trettin verbannen.«
    Malwine knirschte vor Wut mit den Zähnen. Dies galt, wie ihr Geliebter wohl wusste, weniger dem Verlust ihres Ehemanns als vielmehr der Tatsache, dass sie nicht so tief in die Kasse des Gutes greifen konnte, wie es ihr gefiel. Zudem neidete sie Lore von Trettin den Adelstitel, den deren Mutter durch die Heirat mit einem simplen Dorfschullehrer verloren hatte. Außerdem verfolgte sie die Angst, von Fridolin entdeckt zu werden und Berlin auf Befehl ihres Verwandten verlassen zu müssen.
    Da von Palkow sie auf keinen Fall verlieren wollte, versprach er ihr hoch und heilig, alles daranzusetzen, um das Ansehen
     von Fridolin und Lore von Trettin in der Gesellschaft weiter zu unterminieren.
    »Gib dir Mühe!«, befahl Malwine, küsste ihn auf den Mund und begann, sich anzuziehen. Kaum hatte sie ihr Unterhemd übergestreift, sah sie ihren Liebhaber auffordernd an. »Du könntest mir helfen!«
    Ohne Zögern sprang von Palkow auf und leistete ihr Zofendienste. Als sie angekleidet war, tätschelte sie ihm die Wange. »Ich sollte dir ein Häubchen und ein Schürzchen besorgen. Das wäre gewiss sehr lustig!«
    Von Palkow fand diesen Vorschlag weniger lustig als erregend, und sein Körper reagierte sofort

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