Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
Vom Netzwerk:
zum Oberst befördert werden müssen und zum Kommandeur des Zweiten Garde-Ulanen-Regiments! Stattdessen wurde mir dieser verdammte Scholten vorgezogen und ich als Lehrer in diese ebenso verdammte Schule abgeschoben«, brach es aus von Palkow heraus.
    »Wahrlich ein schnöder Dank für den Helden von Düppel, den Helden von Königgrätz und den Helden von Sedan, der Seine Majestät, Kaiser Napoleon III ., und mich gefangen genommen hat. Damals sah es so aus, als stecke bereits der Marschallsstab in Ihrem Tornister. Stattdessen finde ich Sie als einen Mann, dessen ehrgeizige Pläne durch einen eifersüchtigen Ehemann und einen charakterschwachen Prinzen zerstört worden sind.«
    »Die beiden soll der Teufel holen!«, entfuhr es dem Major.
    Sein ungebetener Gast lächelte verständnisvoll, konnte aber seinen Spott nicht ganz verbergen. »Leider ist der Teufel anderswo beschäftigt. Während Sie gescheitert sind, wird Prinz Wilhelm immer weiter aufsteigen und einmal sogar der Kaiser dieses Reiches werden. Dann dürfte Ihr besonderer Freund eine sehr hohe Stellung in seinem Hofstaat einnehmen. Ist nicht die Frau, um die es ging, mittlerweile eine Hofdame von Prinzessin Auguste?«
    Von Palkow nickte heftig. »Das ist sie. Verdammtes Weib! Hat mich verführt und mich dann an den eigenen Ehemann verraten.«
    »Die Sache wurde zwar vertuscht, doch wie unter der Hand zu erfahren war, ist es jener Frau gelungen, sich als schuldloses Opfer eines Wüstlings auszugeben. Jeder Mann von Ehre hätte Sie dafür fordern müssen. Stattdessen müssen Sie in dieser elenden Behausung leben.« Delaroux gab seiner Stimme einen mitfühlenden Klang und deutete gleichzeitig an, dass er noch mehr über jene Sache wusste.
    Von Palkow winkte ab. »Das hier ist nicht meine richtige Wohnung. Die befindet sich in der Militärschule. Hier …«
    »… empfangen Sie diskreten Damenbesuch«, beendete Delaroux den Satz für ihn.
    »Das wissen Sie auch?«, rief von Palkow erschrocken.
    »Es ist mein Beruf, alles zu wissen. Aus diesem Grund kann ich Ihnen meine helfende Hand anbieten. Oder wollen Sie weiterhin so hausen wie jetzt?«
    Von Palkow dachte an die beiden spartanisch eingerichteten Zimmer, die ihm in der Militärschule zur Verfügung standen. Eine bessere Wohnung konnte er sich nicht leisten. Selbst dieses Appartement bezahlte seine Geliebte für ihn. Daher schwankte er nur einen Augenblick, ob er dem unheimlichen Besucher weiterhin zuhören oder ihn zum Gehen auffordern sollte. »Wie wollen Sie mir helfen?«
    »Mit Geld! Genau genommen mit sehr viel Geld. So viel, dass Sie den Rest Ihres Lebens wie ein Edelmann leben können.«
    »Was soll ich dafür tun?«, fragte von Palkow und beugte sich gespannt vor.
    »Mir einen Gefallen erweisen,
mon ami!
«
    »Welcher Art soll dieser Gefallen sein?«
    »Das erfahren Sie, wenn Sie mir auf Ehrenwort schwören, nichts von dem, was hier gesagt wurde, an irgendjemanden weiterzugeben!«
    Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte von Palkow das Gespräch abbrechen müssen. Doch seine Verbitterung und sein Hass auf jene, die er für seine Lage verantwortlich machte, brachten ihn dazu, die Hand zu heben und zu schwören.
    Delaroux lächelte. »Es wird sich für Sie lohnen,
mon ami
. Außerdem können Sie sich endlich rächen, denn es wird Ihre Hand sein, die den ehrlosen Prinzen und dessen Lakaien, der Sie in den Staub getreten hat, bestraft.«
    »Soll ich die beiden erschießen?« Von Palkow sah in diesem Moment so aus, als wäre er sogleich dazu bereit.
    Sein Besucher wehrte lachend ab. »
Oh non
, das wäre zu primitiv! Sie haben doch viele Bekannte. Suchen Sie sich einige Männer mit Geld, möglichst ein paar aufgeblasene Industrielle und Bankiers, und machen Sie es ihnen schmackhaft, dem Prinzen Wilhelm ein Geschenk zu verehren. So etwas ist in Preußen gang und gäbe, um den jungen Herrn auf die Stützen der Gesellschaft aufmerksam zu machen.«
    »Ich will den Prinzen nicht beschenken, sondern bestrafen!«, fuhr von Palkow auf.
    »Dieses Geschenk wird die Bestrafung sein, und sie wird auch Ihren ganz speziellen Feind treffen. Doch seien Sie vorsichtig. Es geht für Sie um sehr viel Geld, welches Sie nur erhalten, wenn Sie Erfolg haben.«
    »Ich werde Erfolg haben!«, versicherte der Major. Er hatte sehr wohl begriffen, dass er gerade dabei war, Verrat zu begehen. Die Aussicht jedoch, sich endlich an den Männern rächen zu können, die seine Karriere zerstört hatten, überwog jede vernünftige

Weitere Kostenlose Bücher