Aprilgewitter
der gnädige Herr ausschlafen«, stellte der Lakai mitfühlend fest.
Kurz darauf hatten er und Fridolin den Betrunkenen bis auf die Unterwäsche ausgezogen, ihm ein langes Nachthemd übergestreift und ihn wie einen kleinen Jungen zu Bett gebracht.
Grünfelder wollte noch etwas sagen, doch Fridolin zwinkerte ihm zu und legte den rechten Zeigefinger auf die Lippen. Das verstand der Bankier. Ein zufriedenes Lächeln erschien auf seinen Lippen, und kurz darauf war er eingeschlafen. Beim nächsten Atemzug schon begann er, um einiges lauter zu schnarchen als seine Ehefrau.
»Den hätten wir versorgt, Herr von Trettin«, meinte der Diener nun grinsend. »So ’ne Schlagseite hatte der Herr noch nie. Das muss heute Nacht ja richtig aufregend gewesen sein!«
»Wir sind unterwegs noch ein paar Herren begegnet und haben mit ihnen bis zum Morgen zusammengesessen. Dabei ist an Wein und Cognac nicht gespart worden.«
Dies reichte dem biederen Lakaien als Erklärung, und so konnte Fridolin sich endlich verabschieden. Erst auf der Straße merkte er, dass auch er nicht mehr nüchtern war. Schnell winkte er eine Droschke heran, die gerade um die Ecke bog, und ließ sich nach Hause fahren. Dort schlief um diese Zeit noch alles. Fridolin war dies ganz recht, denn er hoffte, unbemerkt in sein Bett zu kommen, auch wenn Lore und er keine getrennten Schlafzimmer hatten.
Kaum hatte er sich auf Strümpfen dem Bett genähert, richtete Lore sich auf und zündete mit einem Schwefelhölzchen die Kerze auf ihrem Nachttisch an.
»Kommst du gerade oder willst du schon gehen?«, fragte sie.
»Ich bin eben erst nach Hause gekommen«, antwortete Fridolin zerknirscht. »Ich wäre gerne eher gekommen, aber ich konnte Grünfelder nicht allein lassen. Er hatte Lust, noch ein wenig zu flanieren, und war nicht mehr ganz nüchtern, musst du wissen.«
»Das bist du wohl auch nicht!«
»Im Vergleich zu Grünfelder gewiss, wobei ich schon auch ein paar Cognacs zu viel getrunken habe. Aber das wirst du mir doch hoffentlich nicht zum Vorwurf machen wollen?«
»Wie käme ich dazu?« Lore hatte sich, als sie in der Nacht aufgewacht war und das andere Bett leer vorgefunden hatte, Sorgen gemacht und war nun vor allen Dingen erleichtert, ihn unversehrt vor sich zu sehen. Ein wenig wunderte sie sich über seine gute Laune. Anscheinend hatte er ihren Streit völlig vergessen.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, kam Fridolin auf den Grund ihrer Auseinandersetzung zu sprechen. »Ich habe mir ein paar Gedanken über Mary gemacht. Du hast recht! Es wäre ein schlechter Dank für ihre treue Freundschaft, wenn wir sie jetzt im Stich lassen würden. Daher solltest du das Geld für deinen Anteil nicht zurückfordern. Allerdings darf die Tatsache, dass der Salon zum größten Teil dir gehört, nicht an die Öffentlichkeit dringen. Für alle außer Mary, Konrad, dir und mir muss sie als alleinige Besitzerin des Ladens gelten. Es würde mich sonst mein Renommee als Vizedirektor der Bank kosten.« Fridolin überlegte, ob er Lore von den beleidigenden Äußerungen erzählen sollte, die er sich in Grünfelders Haus hatte anhören müssen. Da er ihr Gemüt nicht auch noch damit belasten wollte, unterließ er es jedoch und wartete angespannt auf ihre Antwort.
»Wenn es weiter nichts ist. Das tue ich gerne!« Lore war so erleichtert, dass sie Fridolin umarmte und küsste. Dieser ließ es lachend geschehen und strich ihr über den Hintern. »Was meinst du, wollen wir noch eine Kleinigkeit zusammen machen, bevor ich mich auch schlafen lege? Oder warten wir, bis ich wieder aufgewacht bin?«
»Wenn du dich nicht zu müde fühlst … Noch habe ich nur das Nachthemd an.«
Schon schnappte Fridolin nach dem Kleidungsstück und zog es ihr über den Kopf. Auch wenn er in Hedes Bordell sittsam geblieben war, so hatte ihn die schwüle Atmosphäre dort aufgeheizt, und er war Lore dankbar, dass sie ihm die Gelegenheit schenkte, sich zu entspannen. Er entkleidete sich ohne Hast und betrachtete seine Frau dabei voller Stolz. Obwohl Hede wirklich schöne Mädchen um sich versammelt hatte, konnte sich keine von ihnen mit Lore messen.
»Ich würde einen Taler dafür geben, wenn ich deine Gedanken lesen könnte«, sagte Lore.
»Ich dachte eben, dass keine Frau auf der Welt es mit dir aufnehmen kann«, antwortete Fridolin und schob sich zwischen ihre Beine. Er liebkoste ihren Busen und knabberte an ihrem Ohrläppchen, damit auch sie in die richtige Stimmung kam. Noch während sie es leise
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