Aprilgewitter
darauf.
Mit einem spöttischen Lächeln blickte Malwine auf sein sich aufrichtendes Glied, nahm die kleine Peitsche und versetzte ihm einen leichten Schlag auf seine Männlichkeit.
»Pfui! Du darfst erst wieder etwas tun, wenn ich deinen Besitzer das nächste Mal besuche«, sagte sie zu diesem Körperteil, als wäre er ein lebendes Wesen. Dann blickte sie zu dem hageren Major auf und fasste ihm ans Kinn. »Es wird einige Tage dauern, bis ich wieder Zeit für dich finde. Pass unterdessen gut auf meinen Sohn auf!«
»Das werde ich!«, versprach von Palkow, obwohl ihre Worte eine schwärende Wunde in seinem Innern berührten. Erneut dachte er an jene Frau, die er mit Gewalt zu seiner Sklavin hatte machen wollen und von der er dafür ins tiefste Elend gestoßen worden war.
Während der Major mit seinen Erinnerungen kämpfte, verließ Malwine von Trettin die kleine Wohnung, die ihnen als Liebesnest diente, und winkte auf der Potsdamer Straße eine Droschke heran. Dabei übersah sie den in unauffälliges Braun gekleideten Mann, der ihr kurz hinterhersah und dann das Haus betrat, aus dem sie eben gekommen war.
Der Fremde ging auf den Verschlag des Hausbesorgers zu und schob diesem eine Münze zu. »Wo finde ich Major von Palkow?«
»Im ersten Stock, dritte Tür links«, antwortete der Hauswart. Der Fremde lächelte und stieg die Treppe hoch. An der genannten Tür angekommen, klopfte er mit seinem Gehstock dagegen und wartete auf die Aufforderung, einzutreten.
XI.
V on Palkow meinte die Leere, die Malwine von Trettin hinterlassen hatte, körperlich zu spüren. Seufzend stand er auf und zog seine Unterwäsche an. Als er in seine Hosen steigen wollte, klopfte es. Er zuckte zusammen, denn von dieser Wohnung wusste außer Malwine und ihm nur noch sein Bursche. Der aber hätte es niemals gewagt, so fordernd zu pochen.
»Wer da?«, fragte er angespannt.
»Ein guter Freund, mein lieber Palkow. Machen Sie auf!«
Die Ausdrucksweise ließ einen Mann der gebildeten Schicht erwarten. Doch gerade das machte Palkow misstrauisch. Schnell schlüpfte er in Hose und Hemd, knöpfte aber in der Aufregung falsch zu.
Bevor er das Malheur beheben konnte, klopfte es erneut. »Mein lieber Freund, wie lange wollen Sie mich denn noch vor Ihrer Tür warten lassen?«
»Ich komme ja schon!« Seinen Worten zum Trotz eilte der Major an den kleinen Schrank in der Ecke, zog ein Schubfach auf und holte einen geladenen Revolver hervor. Dann öffnete er mit einem Ruck.
Vor ihm stand ein Mann, der ihm im Leben noch nie begegnet war. Ein rötlicher Backenbart in der Art, wie Kaiser Wilhelm ihn trug, bedeckte den unteren Teil des Gesichts, und der obere Teil wurde von einem breitkrempigen Hut beschattet. Seiner Kleidung nach konnte der Mann ein Geschäftsmann sein oder ein Privatier, der von den Erträgen seines kleinen Vermögens lebte. Auf jeden Fall war er kein Mann, dem von Palkow besondere Höflichkeit zu schulden glaubte.
»Was wollen Sie?«, fragte er ungehalten.
Der ungebetene Besucher trat an ihm vorbei in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Mit Ihnen reden, Monsieur!« Jetzt färbte ein unzweifelhaft französischer Akzent seine Stimme und stieß bei von Palkow eine ferne Erinnerung an.
»Sie, d’Em…«
»Delaroux, Pierre Delaroux!«, unterbrach ihn der andere lächelnd. »Lassen wir den anderen Namen und sprechen über Sie!«
»Was wollen Sie von mir?«
»Reden,
mon ami
, nur reden!« Delaroux behielt seinen freundlichen Tonfall bei und nahm unaufgefordert auf dem Sessel Platz, auf dem kurz vorher noch Malwine gesessen hatte. Dabei fixierte er seinen Gastgeber mit einem forschenden Blick. »Ich bin enttäuscht,
mon ami
, Sie als schlichten Major wiederzusehen, und noch dazu als Ausbilder kleiner Jungen, die irgendwann einmal Soldaten werden wollen.«
Der schmerzliche Ausdruck, der für einen Augenblick von Palkows Gesicht beherrschte, verriet Delaroux, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
»Daran ist nur dieser elende Schurke schuld, der zu feige war, mir im Duell gegenüberzutreten. Stattdessen hat er sich hinter Prinz Wilhelm gesteckt und dieser sich hinter den verdammten Moltke!« Von Palkow stieß die beiden Namen wie Flüche aus.
Das amüsierte seinen Gast. »Sie müssen den guten Mann verstehen,
mon ami
. Nicht jeder liebt es, seine Ehefrau in flagranti mit einem anderen zu ertappen und sich dann von diesem Kerl auch noch totschießen zu lassen. Ihr Ruf als Soldat und Schütze ist einfach zu gut.«
»Ich hätte
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