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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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väterlichen Gutes ein kleines Haus bei Kleinmachnow geblieben sei, das er gelegentlich Freunden zum Kartenspiel oder für deftige Herrenabende überließ. Da er dafür eine gewisse Summe als Miete erhielt, hatte er die Existenz des Hauses seiner Mutter und seiner Schwester verschwiegen, weil die beiden sonst dorthin gezogen wären.
    Er schüttelte den Gedanken an Malwine ab und dachte an das Versprechen, das er Elsie gegeben hatte. Für deren Forderung eignete sich das Haus ausgezeichnet. Er beschloss, noch am gleichen Abend sowohl mit der Hure wie auch mit Leutnant von Trepkow zu sprechen.

VIII.
    D as
Le Plaisir
wirkte ungewohnt düster. Obwohl die Sommersonne warm vom Himmel strahlte, fröstelte von Palkow. Als er den Klopfer anschlug, dauerte es länger als sonst, bis Anton öffnete. Diesmal steckte der Portier nicht in einer Phantasieuniform, sondern in einem schlichten braunen Jackett und längsgestreiften Hosen.
    Beim Anblick des Besuchers erschien ein missmutiger Ausdruck auf seinem Gesicht. »Ich bedauere sehr, Herr Major, doch leider ist es uns bis auf weiteres untersagt, Gäste zu empfangen.«
    So leicht wollte von Palkow sich nicht abwimmeln lassen. »Ich würde gerne Madame sprechen. Es geht um eines der Mädchen!«
    Nun wirkte Anton interessiert. Gelegentlich holte ein feiner Herr sich eine der Huren, die ihm besonders gefiel, als heimliche Geliebte aus dem Bordell und hielt sie eine gewisse Zeit aus. Da seine Chefin vorerst keine Gäste mehr empfangen durfte, war dies eine Möglichkeit, wenigstens ein wenig Geld zu verdienen.
    Daher ließ Anton den Major ein und schloss hinter ihm die Tür ab. »Ich werde Sie Madame melden, gnädiger Herr. Wenn Sie so freundlich wären, hier zu warten!«
    Von Palkow nickte, ging aber weiter, als der Türsteher verschwunden war, und blieb am Eingang des Empfangssalons stehen. Da weder Mädchen noch Gäste zu sehen waren und auch keine farbigen Lampen brannten, wirkten die roten Sofas seltsam schäbig. Zudem waren die Bilder der leicht bekleideten Frauen an den Wänden mit schwarzen Tüchern verhängt worden, was ebenfalls auf die Stimmung drückte. Von Palkow kam es so vor, als strömte alles den Geruch des Niedergangs aus, und er hätte die Summe, die er in seiner Innentasche bei sich trug, gegen ein Markstück verwettet, dass Hede Pfefferkorn nicht mehr in der Lage sein würde, ihr Nobelbordell weiterzuführen. Wenn es ihr tatsächlich gelang, noch einmal Gäste zu empfangen, würden statt der Offiziere, der höheren Beamten und der reichen Geschäftsleute nur noch einfache Soldaten, Krämer und Arbeiter hier verkehren. Dann kamen nicht ein oder zwei Kunden auf jedes Mädchen, sondern ein ganzes Dutzend pro Nacht und mehr.
    Von Palkow freute sich heimlich an diesem Gedanken, als Hede in einem schlichten Hauskleid auf ihn zutrat. Sie nahm den Spott und die Verachtung auf seinem Gesicht wahr und kniff die Lippen zusammen. Von Palkow war kein Gast gewesen, an dem ihre Mädchen viel verdient hatten, und so sah sie keinen Grund, ihm besonders höflich zu begegnen.
    »Guten Tag! Sie wünschen?«
    Von Palkows Gesicht verzog sich, und er sagte sich, dass diese hochmütige Frau noch lernen würde, wo ihr tatsächlicher Platz war. »Ich will eine Hure oder zwei, wenn es genehm ist, und zwar für eine Herrengesellschaft über das ganze Wochenende.«
    Da Hede wusste, dass Huren, die auf diese Weise ausgeliehen wurden, oft Schwerstarbeit leisten mussten, wollte sie schon ablehnen. Doch da sprach von Palkow weiter. »Mir geht es in erster Linie um die Frau, die hier unter dem Namen Elsie bekannt ist.«
    »Die können Sie meinetwegen haben!« Hede wollte schon aufatmen, doch der Major war noch nicht fertig. Immerhin hatte er Elsie versprochen, ihr zu helfen, Lenka, den Star dieses Bordells, zu demütigen.
    »Ich hätte gerne auch Ihre schönste Hure mitgenommen. Sie heißt Lenka, glaube ich.«
    Das wiederum gefiel Hede weniger. Andererseits würde Lenka einige Zeit nichts verdienen können, und sie hatte Elsie bei sich. Die würde die ausgefalleneren Wünsche des Majors und seiner Freunde befriedigen können. »Ich werde Lenka fragen, ob sie dazu bereit ist. Einen Moment bitte!«
    Hede ließ von Palkow stehen und verschwand durch die Tapetentür. Im nächsten Moment kam Elsie von der anderen Seite in den Raum und starrte den Major fordernd an. »Haben Sie mein Geld?«
    Sie erhielt ein kurzes Nicken zur Antwort und den Wink, still zu sein. Es war keinen Augenblick zu früh, denn

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