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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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»Was meinen Herr Hauptmann?«
    »Ich stimme Frau von Trettin zu. Wir sind gekommen, um diese Diebin nach Berlin zurückzuholen, da sie dort noch einiger anderer Vergehen beschuldigt wird.«
    »Ich bin keine Diebin!«, heulte Elsie auf, die sämtliche Felle davonschwimmen sah.
    »Ach nein? Wie kommen Sie dann an so viel Geld?« Der Gendarm hatte ihre Handtasche geöffnet und das dicke Bündel Banknoten entdeckt, das Elsie von Major von Palkow erhalten hatte. Es war so viel, dass selbst Lore schluckte.
    »Anscheinend hat Elsa Röttger noch mehr Geld gestohlen, als wir feststellen konnten. Nehmen Sie die Summe auf und melden Sie sie nach Berlin. Hoffentlich können wir die Geschädigten ausfindig machen.«
    »Hier ist auch der Bockschein dieser Hure. Na, die soll mal erklären, wie sie an dieses Geld gekommen ist. Auf ehrliche Weise gewiss nicht!« Wenn der Gendarm noch Zweifel gehabt haben mochte, waren diese nun verflogen, und er wandte sich an Gregor. »Wenn der Herr Hauptmann mir bitte seine Visitenkarte geben möchte.«
    Gregor klopfte verlegen an seine Taschen und lächelte entschuldigend. »Ich muss sie in der Eile des Aufbruchs vergessen haben.«
    »Nehmen Sie die meine, Herr Wachtmeister.« Lore streckte dem Beamten lächelnd ihre Karte hin und atmete tief durch. Der erste Teil ihres Plans war aufgegangen. Nun musste es ihr nur noch gelingen, den Staatsanwalt zu überzeugen. Dies dürfte weitaus schwerer werden, als Elsie abzufangen. Beamte wie von Bucher hatten etwas von störrischen Maultieren an sich, und es war kaum möglich, sie von einer vorgefassten Meinung abzubringen.
    Der Gendarm nahm die Visitenkarte entgegen, steckte sie umständlich in seine Brieftasche und bot an, die Herrschaften bis zum Bahnhof zu begleiten.
    »Danke! Das ist sehr fürsorglich von Ihnen.« Lores freundliche Worte blieben nicht ohne Wirkung auf den Mann. Er stapfte breitbeinig neben ihr her und hielt Elsie fest, als sei sie ein schleimiger Wurm, der ihm jederzeit entgleiten konnte.
    Als diese sich über seinen harten Griff beschwerte, blickte er sie drohend an. »Wenn du nicht den Mund hältst, werde ich dich knebeln!«

XVI.
    A uf der Rückfahrt nach Berlin bedauerte Lore bald, dass der Hamburger Gendarm Elsie nicht den Mund zugebunden hatte. Die Frau jammerte in einem fort, flehte sie einmal an, doch gnädig zu ihr zu sein, um sich im nächsten Moment in wüste Schimpftiraden zu versteigen, die die Passagiere im gesamten Waggon aufstörten.
    Von dem Lärm bekam Lore Kopfschmerzen. Die mochten auch der Tatsache geschuldet sein, dass sie in der Nacht zu aufgeregt gewesen war, um zu schlafen. Ihre Begleiter waren ebenfalls erschöpft und hätten sich gerne etwas entspannt. Elsies Gejammer und Geschimpfe ließen dies jedoch nicht zu.
    »Wir sollten sie knebeln«, stöhnte Gregor.
    Nathalia aber schüttelte spitzbübisch lächelnd den Kopf. »Warum denn? Sie tut uns doch nur den Gefallen und hält uns wach. Würden wir alle einschlafen, wäre unsere Gefangene im nächsten Augenblick entfleucht.«
    Nathalias Worte sorgten dafür, dass Elsie auf der Stelle den Mund hielt und die vier nur noch wütend anstarrte. Dabei runzelte sie die Stirn, als dächte sie scharf darüber nach, wie sie ihren Häschern entkommen konnte.
    Kurz darauf trat der von anderen Passagieren gerufene Kondukteur zu ihnen und wollte erfahren, was los war. Gregors Hauptmannsuniform und die Aussage, er brächte eine überführte Diebin nach Berlin, reichten ihm als Antwort, und er wünschte ihnen eine gute Heimkehr.
    Während der Zug Meile um Meile zurücklegte, stöhnte Gregor auf. »Ich werde froh sein, wenn wir zurück sind und dieses Biest den Behörden übergeben ist!«
    »Ich weiß nicht, ob wir das so einfach tun sollten«, antwortete Lore zu seiner Überraschung. »Elsie würde dort zwar als Diebin eingesperrt …«
    »Dabei habe ich gar nichts gestohlen«, fauchte die Gefangene, doch Lore ging nicht darauf ein. »Wir müssen sie zuerst Staatsanwalt von Bucher vorstellen. Nur er kann uns helfen. Wenn Elsie bekennt, Tirassow erschossen zu haben …«
    Erneut unterbrach die Gefangene sie. »Ich soll jemanden erschossen haben? Sie wollen mich doch nur als Sündenbock für Ihren stockgeilen Ehemann opfern. Dabei ist er das gar nicht wert. Wenn ich Ihnen sage, wie oft der in Hedes Puff war! Nur die feinsten Mädel waren ihm gut genug, und die Chefin selbst ist jedes Mal mit ihm in ihren Privaträumen verschwunden. Außerdem will er diese Ziege von

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