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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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Pistole in einer Aktentasche und sah dann Konrad, der sich erboten hatte, sie ins Kammergericht zu begleiten, auffordernd an. »Wir sollten aufbrechen!«
    Anstelle einer Antwort öffnete Konrad ihr die Tür. »Hoffentlich haben wir Glück«, sagte er, als sie auf die Straße traten.
    »Ich würde eher sagen: Hoffentlich haben wir Erfolg!« Für einen Augenblick drohte Lore den Mut zu verlieren. Dann aber straffte sie den Rücken. Wenn der Staatsanwalt es all ihren Aufzeichnungen zum Trotz ablehnen würde, sich noch einmal mit den Mordfällen im
Le Plaisir
zu befassen, würde ihr Kampf weitergehen.

XVIII.
    A ls Lore gemeldet wurde, wollte Staatsanwalt von Bucher sie zunächst wegschicken lassen, überlegte es sich dann aber noch einmal anders. »Halt, Porschke! Führe die Dame herein. Ich werde sie doch empfangen!«
    Tief durchatmend lehnte von Bucher sich in seinem Stuhl zurück und dachte nach. Wenn es ihm gelang, so auf Frau von Trettin einzuwirken, dass sie ihrem Mann zuredete, sich aus Gründen der Ehre selbst zu richten, würde dieses Gespräch nicht vergebens sein. Doch als er Lores entschlossene Miene sah, begriff er, dass eine unerquickliche Viertelstunde vor ihm lag.
    Lore blieb vor dem Schreibtisch des Staatsanwalts stehen und missachtete dessen Aufforderung, Platz zu nehmen. Stattdessen öffnete sie ihre Aktentasche und legte die gesammelten Aussagen über Elsie auf den Tisch.
    »Herr von Bucher, hier ist der unumstößliche Beweis, dass mein Ehemann nicht der Mörder dieses russischen Fürsten und seiner Gespielin sein kann!«
    Der Staatsanwalt starrte den Papierstapel so angewidert an, als habe Lore ihm Pferdeäpfel auf den Tisch gekippt, und wollte sie schon harsch zurechtweisen. Stattdessen ertappte er sich, wie er das oberste Blatt nahm und zu lesen begann. Es handelte sich um Lenkas Bericht, der trotz Carolines Bemühungen noch etliche orthographische Fehler aufwies und gerade dadurch authentisch wirkte.
    »Aber das ist unmöglich!«, rief er aus, als er fertig war.
    »Warum sollte es unmöglich sein?«, antwortete Lore mit einer Gegenfrage. »Und lassen Sie mich gleich noch zu einem anderen wesentlichen Punkt kommen, Herr Staatsanwalt. Sie wollten mir nicht glauben, als ich sagte, die Tatwaffe gehöre nicht meinem Ehemann. Dies hier ist die Pistole meines Mannes. Wo sie gefunden wurde, kann Ihnen Herr Benecke berichten.« Lore wies auf Konrad, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte.
    »Wir haben es aufgeschrieben«, erklärte dieser und suchte das entsprechende Blatt. »Wir waren zu dritt, Fräulein von Trepkow, deren Dienstmädchen Fiene und ich. Fräulein von Trepkow bekundet übrigens, nichts von dem Haus ihres Bruders bei Kleinmachnow gewusst zu haben. Wir haben im Dorf nachgefragt und von den Bewohnern gehört, dass sich früher Herren in Begleitung von schlechten Weibern dort getroffen hätten. Auch soll um hohe Summen gespielt worden sein.«
    Von Bucher rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Dabei fiel sein Blick auf die Stelle, an der Lenka erklärt hatte, Major von Palkow habe Elsie gegenüber geprahlt, eine große Tat vollbringen zu wollen, bevor er ihr als schwerreicher Mann nach Amerika folgen werde.
    »Diese Elsie, wie sie heißt, müsste verhört werden können. Doch dies wird, da sie bereits gestern von Hamburg aus in See gestochen ist, nicht mehr möglich sein.« Der Staatsanwalt überlegte, ob er nach New York kabeln lassen sollte, dass diese Frau beim Verlassen des Schiffes verhaftet und nach Deutschland zurückgebracht werden sollte. Doch bis dies geschehen war, würden mindestens zwei Wochen vergehen, in denen er unter dem Druck seiner Vorgesetzten stand, den Fall so diskret wie möglich zu beenden.
    »Elsie ist nicht an Bord der
Hammonia
gegangen«, erklärte Lore triumphierend. »Ich bin ihr nach Hamburg gefolgt und konnte sie mit Hilfe eines freundlichen Schutzmanns dazu bringen, mit mir nach Berlin zurückzukehren.«
    Von Bucher fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch. »Und wo befindet sie sich jetzt?«
    »In meinem Haus in einem fest versperrten Keller.«
    »Das ist Freiheitsberaubung«, entfuhr es dem Staatsanwalt.
    »Sie können mich deswegen ja einsperren lassen«, spottete Lore.
    »Sie wissen genau, dass ich das nicht kann. Wenn die Aussagen hier stimmen, handelt es sich bei Elsa Röttgers um ein verkommenes Subjekt, vielleicht sogar um eine Mörderin. Ich werde mehrere Vollzugsbeamte in ihr Haus schicken, um sie in die Kriminalanstalt schaffen zu

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