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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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beiden Soldaten konnte sich jedoch ein Grinsen nicht verkneifen. Auch wenn Fridolin erst einige Wochen im aktiven Dienst stand, hatten seine Untergebenen erkannt, dass er anders als Leutnant von Trepkow Menschen in ihnen sah und keine Affen, die es zu dressieren galt.
    Fridolin erwiderte den Gruß und wunderte sich, am Tor gleich von Krysztof Kowalczyk empfangen zu werden. Dieser salutierte mit leuchtenden Augen. »Wenn der Herr Leutnant gestatten zu sagen, es freut mich, Herrn Leutnant gesund und munter wieder in Kaserne begrüßen zu dürfen!«
    »Danke, Wachtmeister!«
    Gesund bin ich vielleicht am Leib, sagte Fridolin sich. In seinem Herzen schwärte jedoch eine tiefe Wunde. Konrad hatte ihm am Abend noch einmal erklärt, was Lore unternommen hatte, um ihn aus dem Gefängnis zu holen, und er konnte seine Frau nicht genug bewundern. Trotzdem kränkte es ihn, dass sie ihn ohne ein Wort verlassen hatte.
    Ihm war jedoch klar, dass er mit Engelszungen hätte reden müssen, um ihr all das, was geschehen war, glaubhaft zu erklären. Wahrscheinlich war sie von den bösartigen Gerüchten stark beeinflusst worden, die über ihn verbreitet worden waren. Wie leicht es war, solch dummem Gerede Glauben zu schenken, hatte er in jenen launischen Apriltagen am eigenen Leib erlebt.
    »Der Herr Oberst bittet den Herrn Leutnant, umgehend zu ihm zu kommen!«
    Kowalczyks Stimme schreckte Fridolin aus seinem Grübeln auf, und er folgte dem Wachtmeister mit angespannter Miene. Dieser führte ihn jedoch nicht in das Büro des Regimentskommandeurs, sondern ins Kasino. Dort hatten sich bereits die übrigen Offiziere des Regiments eingefunden, und er fing einige Satzfetzen auf, die alles andere als zufrieden klangen.
    »… eine üble Sache …«
    »… ausgerechnet in unserem Regiment …«
    »… wirft einen Schatten auf uns alle …«
    Noch während Fridolin sich fragte, ob sie damit ihn meinten, trat von Scholten auf ihn zu. »Da sind Sie ja, Trettin. Freue mich, Sie zu sehen. Üble Sache, nicht wahr?«
    »Ich verstehe nicht ganz«, antwortete Fridolin verwirrt.
    »Trepkow und Palkow, meine ich. Ganz üble Sache. Steckt mehr dahinter, als uns gesagt wurde. Weiß ich von meinem Cousin.«
    Fridolin fragte sich, weshalb der Oberst so viel Aufhebens um einen Mord im Bordell machte, doch da fuhr dieser bereits fort: »Wir sollen die Sache unter uns regeln, heißt es. Und zwar so diskret wie möglich! Sonst gäbe es einen fürchterlichen Skandal.«
    Während Fridolin noch die Hintergründe zu begreifen suchte, betrat Emil Dohnke den Raum. Auch er trug Uniform und wirkte kaum weniger verstört. Als er Fridolin sah, ging er auf ihn zu und zupfte ihn am Ärmel. »Können Sie mir sagen, Herr von Trettin, was hier los ist? Ich habe gestern den Befehl erhalten, mich heute hier einzufinden.«
    Der Oberst wandte sich sofort an Dohnke. »Sie sind also der Mann, der Trepkow daran gehindert hat, die junge Dame zu entführen!«
    Dieser nickte zögernd. »Ja, ich und noch ein paar andere, darunter …«
    »Jene Herrschaften tun nichts zur Sache. Hier geht es allein um Sie. Sie haben dieses Schurkenstück verhindert und verlangen gewiss Genugtuung. Wird Ihnen zuteilwerden! Ihnen auch, Trettin. Palkow und Trepkow wollten Sie auf üble Weise aus dem Weg räumen. Dafür werden die beiden bezahlen. Es wird ein Duell geben. Oder besser gesagt zwei. Dohnke wird gegen Trepkow, und Sie werden gegen Palkow antreten. Allerdings werden nur Ihre Pistolen scharf geladen sein, die der anderen nicht! Ist angeblich ein Befehl von ganz oben. Glaube ich aber nicht. Bismarck würde auf unsere Ehre Rücksicht nehmen. War sicher einer der Sesselfurzer in den Ministerien. Habe solche Kerle gefressen!«
    Der Kommandeur machte ein Gesicht, als wäre ihm die ganze Welt zuwider, und einer der Offiziere drückte aus, was alle dachten. »Die beiden müssten vor Gericht gestellt werden. Stattdessen zwingt man uns, ihre Henker zu spielen!«
    »Ich verstehe immer noch nicht, worum es hier geht«, erklärte Fridolin ungeduldig.
    Sein Kommandeur schnaubte und hieb mit der Hand durch die Luft. »Palkow und Trepkow haben etwas ausgefressen und sollen beseitigt werden. Die Anweisung lautet, es wie ein Duell aussehen zu lassen, das beide verlieren.«
    Fridolin schüttelte verärgert den Kopf. »Heißt das, ich soll einen Mann niederschießen, der mir mit einer leeren Pistole gegenübersteht? Das wäre kaltblütiger Mord. So etwas mache ich nicht!«
    »So ist die Order!«, antwortete der

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