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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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Waldmeisterlimonade und stellte sie mit einer Verbeugung auf den Tisch.
    »Danke«, sagte Lore. Dann drehte sie sich zu Nathalia um. »So, jetzt sind wir wieder zu Hause!«
    Nathalia fühlte den Schmerz, der in Lore wühlte, und verwünschte Fridolin. Da sie jedoch nicht an Lores Wunden rühren wollte, nahm sie ihre Limonade und begann in kleinen Schlucken zu trinken. Als sie das Glas wieder abstellte, schüttelte sie sich, als könne sie damit ihre Müdigkeit vertreiben.
    »Wir sollten einen Lakaien zu Tante Dorothea schicken, damit sie weiß, dass wir angekommen sind.«
    »Ich werde es veranlassen!« Inge Busz gab dem Diener einen kurzen Wink, und dieser eilte sofort los. Mittlerweile hatte die Haushälterin erkannt, dass Lore sich die Nacht in der Bahn nicht grundlos um die Ohren geschlagen hatte. Darauf deutete ihr schmerzlich verzogener Mund hin, außerdem knetete sie ständig ihre Handschuhe.
    Während die unverhofft aufgetauchten Gäste auf Dorothea Simmerns Ankunft warteten, setzte Inge ihnen einen leichten Imbiss vor und berichtete ihnen, was inzwischen im Palais Retzmann so alles vorgefallen war.
    »Es ist gut, dass Sie Ihre neue Zofe mitgebracht haben. Ihre frühere hat das Haus gleich verlassen, nachdem Sie abgereist sind, und steht nun in den Diensten von Frau Klampt. Wenn Sie mich fragen, hat die Frau das Mädchen nur deswegen eingestellt, weil sie sich von ihr Informationen über Sie, Herrn Fridolin und Komtess Nathalia erhofft. Das falsche Ding – die Zofe, meine ich – hat auch einige Lügen erzählt, die Frau Klampt und deren Tochter fleißig weitertragen. Erfolg haben sie damit allerdings keinen, denn die bessere Gesellschaft Bremens kennt Sie und weiß, was sie von Frau Klampt und deren Sippschaft zu halten hat.«
    In dieser Art ging es in einem fort weiter. Lore spitzte die Ohren, denn sie wusste, dass es Verbindungen zwischen Ermingarde Klampt und Malwine von Trettin gab. Daher hätte sie keinen faulen Hering gegen ein goldenes Zwanzigmarkstück gewettet, dass die beiden jene üblen Lügen gemeinsam ausgeheckt hatten.
    Auch Nathalia sah sie mehrmals bedeutungsschwer an und ließ einige bissige Bemerkungen über ihre angeheiratete Großtante fallen. »Die Klampt war schon immer ein widerwärtiges Biest. Wenn ich nur daran denke, wie sie sich nach dem Tod meines Großvaters hier einnisten wollte! Wäre es nach ihr gegangen, säße ich bereits seit fünf Jahren in der Schweiz. Dabei reicht mir dieses eine Jahr für das ganze Leben.«
    Während Nathalia sich theatralisch schüttelte, fragte Lore sich, wie sie das Mädchen dazu bringen konnte, wenigstens bis zu ihrem siebzehnten Geburtstag in dem feudalen Internat zu bleiben. In den Kreisen des Adels und des gebildeten Bürgertums war es für ein Mädchen unabdingbar, eine Höhere Töchterschule in der Schweiz zu besuchen. Bevor sie darauf zu sprechen kommen konnte, wurde die Tür geöffnet, und Dorothea Simmern rauschte herein.
    »Oh, wie schön, euch zu sehen!«, flötete sie und schloss zuerst Lore und dann Nathalia in die Arme.
    In ihren Augen stand jedoch ein Ausdruck, der im krassen Gegensatz zu ihrer gespielten Fröhlichkeit stand. »Deine letzten Briefe waren nicht gerade aufheiternd, liebste Lore. Ich hoffe, mit Fridolin hat sich alles geklärt. Er ist mit Sicherheit kein Mörder!«
    Lore nickte bitter. »Er wurde gestern aus dem Gefängnis entlassen. Den Mord hat Elsie begangen, die ihn Fridolin in die Schuhe schieben wollte.«
    »Das haben wir ihr aber vermasselt«, erklärte Nathalia grinsend. »Wir sind ihr nämlich nach Hamburg gefolgt und haben sie dort kassiert!«
    Dorothea versetzte ihr einen leichten Klaps, bat dann Inge, ihr eine Tasse Schokolade zu bringen, und setzte sich zu Lore. »So, jetzt erzählst du mir alles, was in Berlin passiert ist, und berichte mir auch, was es mit dieser Bankierstochter auf sich hat, die dir so schwer auf der Seele liegt.«
    »Wenn du es nicht tust, mache ich es«, drohte Nathalia.
    Da Lore die überschäumende Phantasie ihres Schützlings kannte, wollte sie das nicht riskieren. Während sie mit matter Stimme zu berichten begann, sagte Dorothea Simmern sich, dass sie noch am selben Tag einen Brief an Mary schreiben und diese um einen unvoreingenommenen Bericht bitten würde. Der Fridolin, von dem Lore sprach, hatte nämlich nichts mehr mit dem jungen Mann gemein, den sie kannte und mochte.

XII.
    A ls Fridolin auf das wuchtige Tor der Kaserne zuging, präsentierte die Wache das Gewehr. Einer der

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