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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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lächelnd. In der Hafenstraße in Harwich, in der sie aufgewachsen war, hatte noch ein ganz anderer Ton geherrscht. Auch Caroline nickte verständnisvoll und bat, sich zurückziehen zu dürfen, weil sie noch eine Stunde nähen wolle.
    Während Fridolin nur nickte, lief Gregor Hilgemann erregt im Raum hin und her. »Es ist eine Schande, dass Fräulein von Trepkow wegen ihres verbrecherischen Bruders ein so elendes Leben führen muss.«
    »Ihr wäre ein guter Ehemann zu gönnen, der sie versteht und den sie auch lieben kann«, erklärte Mary mit einem sanften Lächeln.
    »Von diesen Adelsbürschchen – entschuldigen Sie, Herr von Trettin, damit sind nicht Sie gemeint! – wird ihr keiner auch nur einen einzigen Blick schenken, geschweige denn sie heiraten«, brach es aus Gregor heraus.
    »Ich glaube nicht, dass Fräulein von Trepkow sich einen Bräutigam von Adel wünscht. Sie würde Deutschland am liebsten verlassen, um anderswo ein neues Leben beginnen zu können. Was sie braucht, ist ein Ort, an dem die Erinnerung an all die schlimmen Dinge nicht ständig aufgewühlt wird.« Mary freute sich über den Eifer, den Gregor im Bezug auf Caroline zeigte. Die beiden passten ihrer Meinung nach gut zusammen, und sie wusste von Lore, dass diese sich bei ihnen gerne als Amor betätigt hätte.
    Ihr Mann trat inzwischen zu Fridolin und legte ihm den Arm um die Schultern. »Du solltest besser zu Bett gehen, damit du morgen frisch bist, wenn du vor deinem Kommandeur erscheinen musst. Mach dir keine Sorgen um Lore. Dorothea wird ihr schon den Kopf zurechtsetzen. Ich werde heute noch einen Brief an sie schreiben, damit Thomas und sie nicht nur die Version erfahren, die Lore ihnen erzählen wird.«
    »Danke! Ich wüsste nicht, was ich ohne Mary und dich jetzt täte.« Fridolin atmete tief durch und schwor sich, die erste Gelegenheit zu nutzen, um Lore zu folgen. Vorher aber musste er erfahren, was sein Vorgesetzter für so wichtig erachtete, dass er ihm den Wachtmeister schickte, um ihn für den nächsten Tag zu sich zu bestellen.

XI.
    I hre Rückkehr nach Bremen hatte Lore sich anders vorgestellt. Denn als die Droschke vor dem Palais Retzmann anhielt und sie als Erste ausstieg, verspürte sie nichts als Bitterkeit im Herzen. Nie im Leben würde sie jenen Augenblick vergessen, in dem ihr Mann an der Seite der anderen Frau weggefahren war.
    Während der ganzen Fahrt von Berlin nach Bremen hatte sie kaum ein Wort gesagt, sondern nur vor sich hin gegrübelt. Jetzt fühlte sie sich wie ausgebrannt. Auch Nathalia war zutiefst erschöpft und quengelte. Daher waren beide froh, als sie endlich vor Inge Busz standen, die souveräner über die Dienstboten im Palais herrschte als Kaiser Wilhelm über das Reich.
    Die Haushälterin sah Lore und Nathalia an und schüttelte den Kopf. »Ach Gottchen, gnädige Frau! Sie hätten uns doch ein Telegramm schicken können, dass Sie heute ankommen. Jetzt haben wir überhaupt nichts vorbereitet.«
    »Unsere Abreise ist etwas überraschend erfolgt«, erklärte Lore. »Wenn Sie bitte die Betten in Komtess Nathalias Zimmer und dem meinen überziehen lassen könnten, wären wir Ihnen sehr verbunden! Wir sind furchtbar müde, denn wir sind in der Nacht kaum zum Schlafen gekommen.«
    »Ich werde sofort dafür sorgen«, versprach Frau Busz und klatschte in die Hände. Zwei Dienstmädchen erschienen und nahmen die entsprechende Anweisung entgegen. Danach wandte die Haushälterin sich wieder Lore und Nathalia zu. »Wollen die gnädige Komtess und die gnädige Frau inzwischen einen leichten Imbiss einnehmen?«
    »Ich habe nicht den geringsten Hunger, aber Durst. Ein Glas Limonade reicht mir«, erklärte Nathalia schläfrig.
    Lore nickte. »Ich hätte auch gerne eine Limonade!«
    »Kommt sofort! Wenn Sie inzwischen ablegen wollen!« Ein junger Diener nahm Jutta das Gepäck der Damen ab und auch Lores und Nathalias Staubmäntel entgegen, in die sie sich während der Reise gehüllt hatten.
    Lore fand es jetzt an der Zeit, ihre Zofe der Haushälterin vorzustellen. »Das ist Jutta! Bitte weisen Sie ihr ein Zimmer in der Nähe des meinen zu und kümmern Sie sich ein wenig um sie. Sie stammt aus Berlin und war noch nie hier in Bremen.«
    »Ich komme aus Rathenow, nicht aus Berlin«, korrigierte Jutta.
    Die Stadt war der Haushälterin völlig unbekannt, trotzdem tat sie so, als wäre ihr der Name ein Begriff, und forderte Jutta freundlich auf, mit ihr zu kommen.
    Kurz darauf brachte ein Diener zwei große Gläser mit

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