Aprilgewitter
entsprach, den Sekundanten. Diese überprüften sie und nickten zustimmend.
»Die Formalitäten sind erfüllt. Wenn die Herren jetzt Aufstellung nehmen würden!«, erklärte von Scholten.
Fridolin atmete tief durch, nahm die Pistole von seinem Sekundanten entgegen und stellte sich neben einen der am Boden liegenden
Helme. Als er zu von Palkow hinsah, dachte er, dass ihm zehn Schritte noch nie so kurz vorgekommen waren wie in diesem Augenblick.
»Die beiden Kontrahenten sollen jetzt die Waffen anschlagen. Sie schießen in dem Augenblick, in dem ich dieses Tuch fallen lasse!« Oberst von Scholten zog ein rotkariertes Schnupftuch aus der Tasche und hielt es so, dass alle es sehen konnten.
»Lassen Sie sich dabei nicht zu viel Zeit. Ich will den nächsten Dampfer nach Amerika bekommen!«, stieß von Palkow mit einem misslungenen Lachen aus.
Fridolin spürte, dass der Major ihn verunsichern wollte, und dachte unwillkürlich an Lore. Wenn er hier erschossen wurde, erhielte er nie mehr die Gelegenheit, all die Missverständnisse zwischen ihnen zu bereinigen. Damit würde er in ihren Augen immer der Mann bleiben, dem sie ihre Liebe geschenkt und der sie dafür verraten hatte. Bei dieser Vorstellung fühlte er ein geradezu mörderisches Verlangen, seinen Kontrahenten zu erledigen. Er legte die Waffe an und zielte auf von Palkows Stirn. Dann wartete er, bis das Taschentuch fiel.
Sein Gegner hatte den Ruck bemerkt, der durch Fridolin gegangen war, und erstarrte, als er in die Mündung der Pistole sah. Unwillkürlich wollte er einen halben Schritt zur Seite treten, wurde aber durch einen scharfen Ruf des Obersts daran gehindert.
»Stehen bleiben! Bei Gott, sonst schieße ich Sie nieder wie einen tollwütigen Hund!«
Auf von Palkows Stirn erschienen kleine Schweißtropfen. Ich muss schneller sein als Trettin, schoss es ihm durch den Kopf, und er stierte auf das Schnupftuch, um sofort zu schießen, wenn es sich aus von Scholtens Hand löste.
Der Oberst wartete noch einen Augenblick, spürte dann den aufkommenden Morgenwind und ließ das Tuch los.
Im selben Moment knallte von Palkows Schuss. Fridolin verspürte ein Zupfen am Ohr und drückte unwillkürlich ab. Dann sah er, wie auf der Stirn seines Gegners ein schwarzer Fleck erschien und dieser lautlos zu Boden sank.
»Verteufelt guter Schuss. Wie auf dem Schießstand«, kommentierte einer der Zeugen.
Der Oberst nickte. »Ein guter Treffer. Dabei hat Palkow zu früh geschossen. Verdammter Feigling!«
Da er nun keine Duellregeln mehr verkünden musste, verfiel von Scholten wieder in seinen abgehackten Sprachstil.
Die sechs Reiter, die die Kutsche mit den Gefangenen eskortiert hatten, nickten einander zufrieden zu. Zwei von ihnen packten den Toten und schleiften ihn zum Wagen, während die anderen um den Platz Aufstellung bezogen, auf dem Emil Dohnke und von Trepkow ihren Kampf austragen sollten. Dort luden sie für alle sichtbar ihre Karabiner durch.
»Nur für den Fall, dass Leutnant von Trepkow sich dem Zweikampf durch Flucht entziehen will«, erklärte ihr Anführer.
Von Trepkow schnaubte empört. »So eine Unverschämtheit! Den Knaben da schneide ich mit links in Stücke!«
»Dann wünsche ich gutes Gelingen«, antwortete Emil Dohnke und nahm seinen Säbel entgegen.
Auf ein Zeichen des Obersts stellten sie sich in Position und hoben die Waffen. Kaum wurde das Signal zum Kampf gegeben, stürmte von Trepkow auf Emil zu und schwang den Säbel, als wolle er den Schädel eines Büffels spalten.
Emil Dohnke wehrte den Hieb mit einer knappen Bewegung seines Säbels ab und ließ die eigene Klinge vorschnellen. Sein Gegner keuchte auf, als ihm die Schneide durch den linken Oberarm fuhr und sein Ärmel sich rot färbte.
Eine höllische Wut stieg in von Trepkow auf, und er begann, seinen Gegner mit wuchtigen Hieben vor sich herzutreiben. Emil wehrte ihn scheinbar mühelos ab, entdeckte eine Lücke in der Deckung seines Gegners und erzielte einen weiteren Treffer.
Von Scholten gesellte sich zu Fridolin und wies auf den jungen Bankangestellten. »Der Bursche ficht besser als gedacht. Ist aber kein Militärstil!«
»Eher der eines paukenden Studenten«, gab Fridolin zurück, ohne die Kämpfenden aus den Augen zu lassen. Von Trepkow atmete bereits schwer. Er versuchte eine weitere Finte, glitt an Dohnkes Klinge ab und musste den nächsten Treffer hinnehmen.
»Trepkow macht es nicht mehr lange«, kommentierte einer der Zuschauer so laut, dass dieser es hören
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