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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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zu euch!«
    Bis jetzt hatte Lenka still im Wagen gesessen und Hede reden lassen. Jetzt fasste sie mit beiden Händen nach Fridolins Rechter und hielt sie kurz fest.
    »Ich danke Ihnen, Herr von Trettin, und werde Sie immer in meine Gebete einschließen. Ich habe seit jenem Tag nicht mehr gearbeitet. Frau Pfefferkorn war so freundlich, mir trotzdem Obdach zu gewähren, aber ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dieses Land zu verlassen und jenseits des Ozeans ein neues Leben zu beginnen. Dort wird mich nicht mehr alles daran erinnern, dass ich doch nur eine Hure bin!«
    »Ich wünsche dir eine gute Reise, Lenka, oder, besser gesagt, Helene. Und noch einmal danke für alles!« Fridolin reichte ihr zum Abschied die Hand, winkte Hede zu und folgte den anderen Ulanen in die Kaserne.
    Dabei dachte er mit einem Kopfschütteln daran, wie viele Menschen ihr Glück jenseits des Meeres suchten. Lenka erhoffte sich drüben ein Leben als anständige Frau, Gregor Hilgemann die Freiheit, endlich sagen zu können, was er dachte, und Caroline von Trepkow floh vor dem Dünkel ihres Standes, dessen Mitglieder ihr sowohl ihre Armut wie auch den Skandal verübelten, den ihr Bruder mit Wilhelmine Grünfelders Entführung entfacht hatte. Dann aber wandten sich seine Gedanken unwillkürlich Prinz Wilhelm zu, der die Parade so martialisch abgenommen hatte, als wäre er bereits der Kaiser. Bald würde er ihm zusammen mit den anderen Herren von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, und er konnte nur hoffen, dass die kleine Dampfyacht dem Prinzen gefiel.

XVII.
    D er Wind pfiff kalt über den Kai und ließ Fridolin von seiner warmen Stube träumen. Er stand in seiner besten Uniform neben der in den preußischen Farben Schwarz und Weiß gestrichenen Dampfyacht, die noch größer war, als er es erwartet hatte. Aus dem ebenfalls schwarz und weiß gestrichenen Schornstein, der mit dem preußischen Adler verziert war, stieg dunkler Rauch, der ihnen Tränen in die Augen trieb.
    Neben Fridolin stand Emil Dohnke in der Uniform eines Reserveleutnants der Artillerie, und ihm folgte Staatsanwalt von Bucher. Dieser hatte sich anlässlich des Festtags ebenfalls in den Rock eines Reserveoffiziers gehüllt, während Grünfelder, Rendlinger und die übrigen Herren Frack und Zylinder trugen. Keiner sprach ein Wort, während Seine Hoheit, Prinz Wilhelm, die Yacht besichtigte und sich dabei ausgiebig Zeit ließ.
    Matrosen der kaiserlichen Marine bildeten die Mannschaft des Schiffes, und am Top flatterte die Kriegsflagge des Reiches, als wollte der Prinz mit diesem Schiff unverzüglich in eine Schlacht dampfen. Fridolin empfand dies als lächerlich, aber er spürte, dass seine Mitstreiter dies anders sahen.
    Endlich tauchte Prinz Wilhelm aus dem Innern der Yacht auf. Er trug die Uniform eines Fregattenkapitäns, hatte die Linke im Gürtel verhakt und hielt in der Rechten einen Stock, der mit etwas Phantasie als Admiralsstab angesehen werden konnte.
    Der Prinz überquerte die Gangway und blieb vor der Gruppe stehen. Sein Adjutant wollte ihm einen Mantel über die Schulter hängen, um ihn vor dem eisigen Wind zu schützen, wurde aber mit einer herrischen Geste beiseitegescheucht.
    »Kolossal, die Yacht!«, erklärte Wilhelm sichtlich zufrieden. »Kann mit vier Kanonen ausgerüstet werden! Exzellent!«
    Fridolin stellte sich unwillkürlich den Prinzen vor, wie er mit diesen Kanonen auf Spatzen schoss, und musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht zu lachen.
    Unterdessen schritt Wilhelm von Preußen die Reihe ab und blieb vor Fridolin stehen. »Trettin, nicht wahr? Habe gehört, dass Sie in eine scheußliche Sache verwickelt waren. Haben dabei einen infamen Plan verhindert. Danke Ihnen dafür!« Der Prinz legte grüßend die Hand an seine Kapitänsmütze und wandte sich dann an seinen Adjutanten.
    »Wegen seiner Verdienste wünsche ich, dass Herr von Trettin in den Grafenstand erhoben und am Ende seiner Militärzeit als Hauptmann der Reserve entlassen wird!«
    Der Adjutant schien peinlich berührt, wagte aber nicht zu widersprechen. Wilhelm ging nach einem militärischen Gruß bereits zu Emil Dohnke weiter, der wie in Stein gemeißelt vor ihm stand.
    »Dohnke, nicht wahr? Haben mit Trettin zusammen diese Chose bereinigt. Damit das ›von‹ im Namen verdient.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, trat der Prinz auf den Nächsten zu und lobte von Bucher, dem er ebenfalls großes Verdienst an der Niederschlagung dieser Angelegenheit zumaß. Fridolin

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