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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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Pfefferkorn, mit der sie ebenfalls in einem, wenn auch spärlicheren Briefkontakt stand, ihr versichert, dass Fridolin nur gekommen war, weil er mit ihr hatte reden wollen.
    Die Sache, um die es ihr tatsächlich ging, wurde in keinem der Briefe angesprochen. Es war, als existierten Wilhelmine Grünfelder und ihr Vater für die Absender nicht. Manchmal war Lore kurz davor gewesen, einen der anderen zu fragen, wie es zwischen Fridolin und Wilhelmine stand, doch das ließ ihr Stolz nicht zu. Dabei wartete sie seit Wochen auf das Schreiben eines Anwalts, in dem ihr für ihre Zustimmung zu einer Scheidung eine entsprechende Summe geboten wurde. Zum Glück war sie nicht auf Fridolins Almosen angewiesen, sondern würde nur das zurückfordern, was sie ihm für den Einstieg in Grünfelders Bank übereignet hatte. Darüber hinaus verfügte sie noch über ein paar Ersparnisse und ihre Beteiligung an Marys Modesalon, aber sie wollte nicht einfach von ihrem Kapital leben. Im Frühjahr, so sagte sie sich, würde sie nach Berlin zurückkehren und tatsächlich das tun, wessen Malwine und andere böswillige Mäuler sie beschuldigt hatten, nämlich ihr Geld offen als Schneiderin verdienen. Schließlich hatte sie eine Menge Ideen für weitere Entwürfe und hoffte, mit diesen in Berlin Furore machen zu können.
    In den Nachtstunden lag sie oft wach und malte sich aus, wie die bessere Gesellschaft reagieren würde, wenn der ehrengeachtete Bankier Fridolin von Trettin eine geschiedene Frau hatte, die sich mit Nähen ernähren musste. Von Wilhelmine Grünfelder würde sie niemals Geld annehmen. Schließlich war ein Ehemann kein Gut, das man wie einen Laib Brot oder eine Wurst erstehen konnte.
    »Gnädige Frau, Sie sinnieren zu viel. Ich sage doch, es tut nicht gut, dass wir so lange in der Schweiz bleiben. Sie hätten längst nach Berlin zurückkehren und Ihrem Ehemann ein paar deutliche Worte sagen müssen. So denkt er womöglich noch, Ihnen liege gar nichts mehr an ihm und er könnte dieser Erbtochter ungeniert den Hof machen.«
    Jutta machte sich jedes Mal von neuem Sorgen, wenn der Blick ihrer Herrin in die Ferne wanderte und deren Miene einen störrischen Ausdruck annahm. Ihrer Ansicht nach hatte eine Frau sich dem Willen ihres Mannes unterzuordnen. Aber mit dieser Auffassung, das wusste sie aus Erfahrung, brauchte sie ihrer Herrin nicht zu kommen. Daher war sie froh, als von weiter unten am Berg ein lauter Ruf erscholl.
    »Wie es aussieht, bringt jemand weitere Vorräte«, erklärte sie und steckte den Kopf zur Tür hinaus.
    Im nächsten Moment zog sie ihn verwundert wieder zurück. »Das ist eigenartig! Heute kommen gleich zwei Männer herauf.«
    »Ist es jemand, den wir kennen?«, fragte Lore hoffnungsvoll.
    Ihre Zofe wusste, dass sie an Konrad dachte oder auch an Gregor Hilgemann, der Weihnachten hier gewesen war und einen kleinen Tannenbaum mitgebracht hatte. Doch zu ihrem Bedauern musste sie verneinen. »Von der Kleidung her sind es Einheimische, die beide schwer zu tragen haben.«
    »So viel brauchen wir doch nicht«, rief Lore verwundert und sah nun selbst zur Tür hinaus.
    Sofort reichte Jutta ihr ein dickes Schultertuch und einen Schal. »Packen Sie sich warm ein, damit Sie kein Ohrenreißen oder gar eine Erkältung bekommen.«
    Lore gehorchte seufzend und ging den beiden Männern ein Stück entgegen. Der eine hatte sich den gewohnten Korb auf den Rücken geschnallt, der Zweite hingegen trug eine in eine Decke gehüllte Person huckepack. Verwundert fragte sich Lore, wer das sein mochte. Endlich hatten die beiden Männer die Hütte erreicht. Während der eine den Tragkorb absetzte, ließ der andere seinen Passagier absteigen.
    Lore glaubte, nicht recht zu sehen. »Nathalia! Was um alles in der Welt tust du hier?«
    Das Mädchen schlüpfte an ihr vorbei und blieb neben dem Herd stehen. »Draußen ist es ganz schön kalt«, sagte es übermütig grinsend.
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet!«
    Nathalia machte eine verächtliche Handbewegung. »Ich bin für den Rest des Schuljahrs vom Unterricht suspendiert worden und habe mir gedacht, ich komme zu dir. Bis nach Bremen ist es bei diesem Wetter doch ein wenig weit.«
    Lore wusste wohl, dass nicht die Entfernung das Mädchen daran gehindert hatte, nach Bremen zu reisen, sondern die Angst, von Dorothea Simmern kräftig den Kopf gewaschen zu bekommen.
    »Was hast du angestellt?«, fragte Lore streng.
    »Och, eigentlich nichts … oder zumindest nicht viel«, erklärte Nathalia

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