Aprilgewitter
ertränkt.
»Ich bin nicht wegen der Huren ins
Le Plaisir
gegangen, sondern weil Hede Pfefferkorn eine alte Freundin von mir ist und mir früher öfter aus der Bredouille geholfen hat«, verteidigte er sich.
»Bordell bleibt Bordell! Frauen reagieren da arg empfindlich, das solltest du wissen. Wenn man so ein Etablissement betritt, muss es mit aller Diskretion geschehen.«
»Ich war seit jenem Tag nicht mehr im
Le Plaisir
«, fuhr Fridolin auf.
»Ich glaube, du hast auch heute schon zu viel getrunken!« Konrad nahm ihm kurzerhand das Glas aus der Hand und schüttete den Inhalt in einen Blumentopf. »Du solltest nicht den Fehler begehen, dich selbst zu bemitleiden. Die Sache hast nämlich du verbockt und kein anderer, am wenigsten Lore. Ohne sie hättest du dich in deiner Zelle erschießen müssen oder wärst auf dem Schafott geendet. Wie sieht es übrigens mit dir und Grünfelder aus? Bist du immer noch so oft bei ihm zu Gast?«
Fridolin schüttelte den Kopf. »Seit jener Sache nicht mehr. Ich schiebe militärische Pflichten vor und vertröste Grünfelder auf später. Wenn ich könnte, würde ich den Kontakt zu ihm ganz abbrechen! Aber ich habe zu viel Geld in seine Bank gesteckt.« Vor allem Hedes Geld, dachte Fridolin, und es war ihm kein Trost, dass sowohl sein wie auch ihr Kapitel sich im Lauf der Monate angenehm vermehrt hatte.
»Du bist klüger, als ich befürchtet habe. Meide Grünfelders Haus auch weiterhin, bis dieser einen Verrückten gefunden hat, der seine Tochter heiraten will. Wenn Lore von dieser Hochzeit erfährt, wird das wenigstens einen Teil ihres Unmuts vertreiben.«
Konrad sah wenig Veranlassung, seinen Freund zu schonen. Fridolin musste diese Sache durchstehen, bevor er auf eine Versöhnung mit Lore hoffen durfte. Um ihn jedoch nicht weiter zu quälen, lenkte er das Gespräch auf dessen Regiment. »Und wie ergeht es dir beim Militär? Hast du dort mehr zu tun, als repräsentativ im Kasernenhof herumzustehen und zuzusehen, wie die Unteroffiziere die Mannschaften drillen?«
»So einfach, wie du dir das Leben eines Offiziers vorstellst, ist es nicht«, gab Fridolin nicht sehr freundlich zurück. »Ich habe durchaus Pflichten zu erfüllen, und ohne den braven Kowalczyk wüsste ich manchmal nicht mehr ein und aus. Er war der Bursche meines Vaters, als dieser noch lebte, und hat mich unter seine Fittiche genommen.«
Fridolin erzählte nun einige Begebenheiten, die er selbst erlebt oder von Kowalczyk erfahren hatte, und gab dabei seiner Hoffnung Ausdruck, irgendwann lange genug Urlaub zu bekommen, um Lore besuchen zu können.
»Warte ab, bis Dorothea dich dazu auffordert. Sie kennt Lores Dickkopf genauso gut wie du und ich. Aber sag, wie ist es eigentlich mit eurer Gesellschaft zur Beschenkung des Prinzen Wilhelm weitergegangen?« Erneut wechselte Konrad das Thema, um von Lore abzulenken.
»Nachdem Palkow als Leiter der Gruppe und Trepkow und Campe als Teilnehmer ausgefallen waren, sah es einige Zeit so aus, als platze die Sache. Doch dann hat Rendlinger die Angelegenheit in die Hand genommen und die restlichen Verhandlungen mit der Werft geführt. Zu meiner Überraschung hat Staatsanwalt von Bucher den Wunsch geäußert, sich anstelle der drei Offiziere beteiligen zu dürfen. Daher sieht es so aus, als könnten wir die Dampfyacht wie geplant an Prinz Wilhelm übergeben – obwohl mich die Angelegenheit im Grunde nicht mehr interessiert.«
Konrad schnaubte. »Es darf dir aber nicht gleichgültig sein! Immerhin bist du Miteigentümer dieser Bank, und da ist es wichtig, die richtigen Kontakte zu knüpfen und hohen Herrschaften aufzufallen. Du willst Lore doch eine gesicherte Heimat bieten, wenn sie zurückkommt!«
»Aber wie erkläre ich den Leuten, dass sie nicht hier ist?«
»Sag die Wahrheit – oder besser gesagt, die halbe. Sie befindet sich nach den aufregenden Ereignissen dieses Sommers in der Schweiz auf Kur und wird dort bleiben, bis sie wieder völlig hergestellt ist. Ha! Im Verdrehen von Tatsachen bin ich auch nicht schlechter als Malwine von Trettin.«
Konrad zwinkerte Fridolin zu. Doch sein Freund zog ein Gesicht, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen. »Erinnere mich nicht an dieses Miststück! Der Brief, den sie mir als Antwort auf mein Kondolenzschreiben zu Wenzels Tod geschickt hat, strotzt nur so vor Schuldzuweisungen und Beleidigungen. Sie hatte sogar die Unverschämtheit, mich einen elenden Mörder zu nennen. Dabei habe ich Wenzel gewiss nicht zugeraten, seine
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