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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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heutigen Zeit sehr viel wert. Einen besseren Kompagnon kann ich mir nicht wünschen. Sie müssen mir aber helfen, ein wenig auf meinen Schwiegersohn aufzupassen. Emil ist nämlich ein Schlitzohr, sage ich Ihnen! Hat sich mir nichts, dir nichts als Angestellter in meine Bank eingeschlichen und heiratet jetzt so einfach meine Wilhelmine weg.«
    Der Bankier schniefte ein wenig, winkte dann mit einer ausladenden Geste einen der Diener herbei, die Tabletts mit Wein und anderen Getränken reichten. »Zwei Cognacs!«, befahl er und nahm die Gläser entgegen. »Wir wollen auf meine Tochter anstoßen und auf meinen Schwiegersohn. Ist doch ein patenter Kerl! Hat mit seiner Werbung genau bis zu dem Tag gewartet, an dem er die Urkunde in der Hand gehalten hat, dass er sich Emil von Dohnke nennen darf. War ein generöser Zug von Seiner Hoheit, Prinz Wilhelm! Das sagen Sie doch auch, nicht wahr? Hätte ihn ja gerne zur Hochzeit eingeladen, ist aber auf Reisen. Mit unserer Dampfyacht! Jawohl, das ist er.«
    Grünfelder trank und wankte dann zu Fridolins Erleichterung weiter, um dem nächsten Gast sein betrunkenes Herz auszuschütten. Fridolin trat mit dem noch vollen Cognacglas auf das Brautpaar zu. »Meinen Glückwunsch, Fräulein Wilhelmine – Verzeihung, Frau von Dohnke!«
    Wilhelmines Blick wurde für einen Augenblick düster, denn sie dachte daran, wie sehr sie diesen Mann begehrt hatte. Dann aber lehnte sie sich lächelnd an ihren Bräutigam und hob Fridolin ihr Glas entgegen.
    »Ich danke Ihnen, Herr von Trettin, und ich hoffe, Sie und Ihre Gattin bald als Gäste bei uns begrüßen zu können.« Diese kleine Spitze gönnte sie sich, denn Fridolins Ehefrau befand sich nun schon seit etlichen Monaten angeblich auf einem Kuraufenthalt. Ihre Freundin Kriemhild von Wesel hatte ihr jedoch berichtet, die beiden wären im Streit voneinander geschieden und es sei unwahrscheinlich, dass Lore von Trettin zu ihrem Mann zurückkehren werde. Kriemhild hatte dies von Frau von Stenik erfahren und diese von Frau von Bucher, der Gattin des Staatsanwalts.
    Was als leichte Bosheit gedacht war, stärkte jedoch nur Fridolins Wunsch, sich möglichst bald mit Lore auszusprechen. Außerdem zeigte es ihm einmal mehr, dass Wilhelmine nicht die Frau war, die er sich als Gattin gewünscht hätte. Dafür war sie doch zu sehr die verhätschelte Tochter ihrer Eltern. Emil war von robusterem Gemüt als er und würde mit ihr zurechtkommen. Er selbst zog eine Frau vor, die sich zu beherrschen wusste.
    Daher nickte er Wilhelmine lächelnd zu und stieß dann mit dem Bräutigam an. »Auf Sie, Emil, auf Ihre Ehe und auf unsere weitere Zusammenarbeit!«
    »Auf die ich mich sehr freue!« Emil von Dohnke grinste Fridolin an, denn ihm war ebenso klar wie seinem Gegenüber, dass Grünfelder zwar dem Namen nach Direktor des Bankhauses bliebe, sie beide aber die Weichen in die neue Zeit stellen würden.
    Auch andere schienen so zu empfinden. Der Industrielle Rendlinger gesellte sich zu Fridolin und lotste ihn unauffällig aus der Nähe des Brautpaars. »Wenn es Ihnen recht ist, würde ich Sie morgen gerne aufsuchen, Graf Trettin. Ich könnte nämlich eine Konkurrenzfirma günstig aufkaufen und bräuchte dafür einen Kredit.«
    »Wäre es Ihnen morgen um vierzehn Uhr in der Bank genehm, oder wollen Sie lieber zu mir in die Turmstraße kommen?«, antwortete Fridolin höflich.
    »Am liebsten zu Ihnen, denn ich will nicht, dass mich jemand in der Bank sieht. Die Konkurrenz schläft nicht, müssen Sie wissen, und es wäre fatal, würde mir jemand die angebotenen Werke vor der Nase wegschnappen.« Dabei lachte Rendlinger vergnügt auf und verabschiedete sich.
    Fridolin sah ihm nach und dachte daran, wie er diesen Mann vor gut sechs Jahren im
Le Plaisir
beim Kartenspielen betrogen hatte, um an das Reisegeld nach England zu kommen, weil die
Deutschland
, auf der Lore nach Amerika hatte reisen wollen, in der Themsemündung gesunken war. Seitdem hatte sich vieles geändert. Rendlinger, der damals vor Stolz auf seinen Reichtum beinahe geplatzt wäre und auf ihn als Hungerleider herabgesehen hatte, tat jetzt so, als seien sie damals schon die besten Freunde gewesen. Gelegentlich spielten sie sogar noch Karten. Bei diesen Spielen hatte Fridolin dafür gesorgt, dass die Summe, die er damals unrechtmäßig an sich gebracht hatte, mit Zins und Zinseszins an den Industriellen zurückgeflossen war. Er wollte keine Schulden aus alter Zeit mehr haben, weder bei Rendlinger noch bei sonst

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