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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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Altkleiderhändler besorgt für Reise!« Kowalczyk strahlte über das ganze Gesicht, während Fridolin sich fragte, mit welchen modischen Verirrungen sein neuer Kammerdiener erscheinen würde.
    »Sind die anderen Herrschaften bereit, mit uns aufzubrechen?«, fragte er.
    »Melde gehorsamst, jawohl! Herr Benecke befindet sich bereits in Haus von Herrn Leutnant, ebenso die Herrschaften aus Bremen, die heute sind gekommen mit Eisenbahn.«
    Fridolin atmete auf. Dorothea und Thomas Simmern waren also gut in Berlin eingetroffen und würden ebenso wie sein Freund Konrad mit ihm kommen.
    »Gut gemacht, Kowalczyk!«
    Dieser schüttelte den Kopf. »Wenn Herr Leutnant gestatten. Bin nur am Bahnhof gewesen und habe Droschke geholt.«
    »Trotzdem gut gemacht!« Fridolin lachte auf und schritt das Trottoir entlang, bis es ihm gelang, eine freie Droschke aufzuhalten.
    »Wenn Herr Leutnant erlauben. Als Ulan hätte Herr Leutnant reiten müssen«, wandte Kowalczyk ein.
    »Bei dem Wetter?« Fridolin wies nach oben, wo sich die Wolken gerade wieder dicht und schwarz ballten. Fast glaubte er das Grummeln eines fernen Donners zu hören. Was sich dort am Himmel zusammenballte, glich dem Unwetter, welches fast genau vor einem Jahr über Berlin getobt hatte. Damals waren Lore und er während eines überraschend aufgetretenen Aprilgewitters zum ersten Mal hart aneinandergeraten.
    »Bis Herr Leutnant ist daheim, es wird gewiss trocken bleiben«, erklärte Kowalczyk und bekam fast im gleichen Moment einen dicken Regentropfen auf die Nase.
    »Steigen Sie ein! Umso eher sind wir zu Hause«, rief Fridolin ihm zu.
    Der Wachtmeister nickte, schlüpfte in den Wagen und setzte sich Fridolin gegenüber.
    »Herr Leutnant bedauern nicht, Militär verlassen zu müssen?«, fragte er.
    »Gewiss nicht! Im Grunde tauge ich nicht zum Soldaten, denn ich finde kein Vergnügen daran, auf andere zu schießen. Das gilt selbst dann, wenn es Schurken sind, die wahrscheinlich nichts Besseres verdient haben.«
    »Wie Major von Palkow?«, fragte Kowalczyk.
    Fridolin schüttelte den Kopf. »Eigentlich meine ich zwei abgefeimte Schurken, die meine Frau und zwei meiner besten Freunde hatten ermorden wollen. Aber manchmal denke ich auch an von Palkow und frage mich, warum es so kommen musste.«
    »War gewiss Schuld von dieser Frau aus Ostpreußen, die Mutter vom Kadetten, der im letzten Sommer gefallen ist vom Pferd und war mausetot.«
    »Malwine von Trettin?«, fragte Fridolin überrascht.
    »Ob heißt ebenfalls Trettin, weiß ich nicht, aber Malwine hat sie geheißen. War Geliebte von Major von Palkow!«
    Kowalczyk nickte traurig, während Fridolin ihn verdattert anstarrte. »Woher wissen Sie das alles?«
    »Bursche von Major war in unserem Regiment. Gefiel ihm gar nicht wegzugehen. Haben öfter uns getroffen beim Bier, wenn Major mit Frau Malwine zusammen war. Dabei er mir einiges erzählt! Oh, là, là …«
    Fridolin sah Kowalczyk an, dass dieser einige schlüpfrige Dinge über von Palkow und Malwine erfahren hatte. Doch die interessierten ihn nicht. Er musste an jenen wirren Brief denken, den er von Wenzels Mutter erhalten hatte. Also war es Malwine gar nicht um ihren Sohn gegangen, sondern um ihren Geliebten, der durch seine Kugel ums Leben gekommen war. Einen Augenblick lang machte sich ein bitterer Geschmack in seinem Mund breit.
    Dann aber zuckte er mit den Achseln. Malwine und von Palkow waren Gespenster der Vergangenheit, an die er gelegentlich noch dachte, die ihm aber keinen Schaden mehr zufügen konnten. Zwar hatte Malwine es kurzzeitig geschafft, Lore in ein schlechtes Licht zu rücken, doch damit war sie schließlich gescheitert. Mittlerweile würde seine Frau in jedem vornehmen Haus Berlins willkommen sein. Er musste sie nur noch dazu bewegen, zu ihm zurückzukehren. Gerade das aber machte ihm Sorgen. Lore war zwar intelligent und einfühlsam, aber auch sehr zielstrebig, was ihr nicht nur Mary als Sturheit auslegte.
    »Wir werden es schon schaffen, Kowalczyk!«, sagte er zu seinem Begleiter.
    Der wunderte sich zwar, weshalb Fridolin auf seinen Bericht über Malwine und von Palkow auf diese Weise antwortete, richtete denn aber sein Augenmerk auf die Zukunft. Zwar war er während seiner Militärzeit oft auf Manöver gewesen und hatte auch in drei Kriegen gefochten, eine Reise in die Schweiz jedoch war für ihn etwas Neues, und er war gespannt, was ihn dort erwartete.

IV.
    O bwohl Mary in Berlin bleiben würde, hatte sie es nicht versäumt, ihren Mann bis

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