Aprilgewitter
helfen gewusst, als für eine Schneiderin namens Lepin zu arbeiten. Irgendjemand musste davon erfahren und dies in Berlin verbreitet haben.
»Ich muss gestehen, es ist mir ein Rätsel, wie solche Gerüchte aufkommen konnten.« Fridolin nahm einen neuen Anlauf. »Meine Ehefrau ist immerhin die Enkelin meines Oheims, des Freiherrn von Trettin auf Trettin, des damaligen Majoratsherrn.«
Für Juliane Grünfelder waren diese Worte ein Schock. Wenn es sich wirklich so verhielt, würden die Träume ihrer Tochter zerplatzen wie Seifenblasen. Doch wo Rauch war, war auch Feuer. Die Gerüchte mussten zumindest zum Teil der Wahrheit entsprechen. Um dies herauszufinden, machte sie Fridolin ein Angebot.
»Wenn Sie es wünschen, werde ich mich unter meinen Bekannten umhören, von welcher Seite sie diese Informationen bekommen haben!«
»Dafür wäre ich Ihnen sehr verbunden, gnädige Frau!« Fridolin deutete eine Verbeugung an und bat, sich verabschieden zu dürfen.
XVI.
E igentlich hatte Grünfelder es bei dem Abendessen belassen wollen. Doch um Fridolin zu versöhnen, schlug er vor, noch gemeinsam auszugehen.
»Nur, wenn die anderen Herren es ebenfalls wünschen«, antwortete Fridolin, um Grünfelder gegenüber zu unterstreichen, dass er nicht bereit war, die Missachtung seiner Frau weiter hinzunehmen. Der Bankier fragte nun Emil Dohnke und die beiden anderen Angestellten. Für diese war sein Wunsch gleichbedeutend mit einem Befehl, und so fanden sie sich eine halbe Stunde später zu fünft in einem Bierlokal in der Friedrichstraße wieder.
Obwohl die Gaststätte von Herren besserer Kreise frequentiert wurde, ging es recht lebhaft zu. Einige junge Offiziere führten das große Wort und mischten sich, wenn ihnen eine Bemerkung nicht passte, auch in die Gespräche an den Nebentischen ein.
»Im Grunde sind diese Kerle ungezogene Lümmel«, flüsterte Emil Dohnke Fridolin zu.
Dieser nickte. »Da sie des Kaisers Rock tragen, glauben sie, die ganze Welt drehe sich um sie. Da ist mir sogar Rendlinger noch lieber. Der Mann ist zwar ebenfalls aufgeblasen bis kurz vor dem Platzen, aber er leistet wenigstens noch etwas, während diese Männer außer Saufen, Fressen und Soldatenschikanieren nichts gelernt haben.«
Grünfelder hatte Fridolin gehört und neigte sich zu ihm. »Haben Sie etwa nicht gedient, Herr von Trettin?«
Fridolin schüttelte den Kopf. »Nein! Mein Vater ist gefallen, ehe er mich in die Armee hat stecken können, mein Vormund hatte kein Interesse daran, und die letzten Jahre war ich beim NDL beschäftigt und hatte keine Zeit, ans Exerzieren zu denken.«
»Vielleicht sollten Sie in Erwägung ziehen, Ihr Freiwilligenjahr abzuleisten und dann als Leutnant a.D. auszuscheiden. Die Leute erwarten dies von einem Mann in leitender Funktion«, wandte Grünfelder ein.
»Ich könnte ein Jahr lang nicht in der Bank arbeiten«, antwortete Fridolin mit einem unwirschen Lachen. Während ihn der Umgang mit Geld zufriedenstellte, vermochte er dem Soldatensein wenig abzugewinnen.
Zu seiner Überraschung sprang Emil Dohnke dem Bankier bei. »Herr Grünfelder hat recht, Herr von Trettin. Wenn Sie als Bankier ernst genommen werden wollen, muss auf Ihrem Schreibtisch ein Bild stehen, das Sie in Uniform zeigt. Mein Vater ist wahrlich kein Militarist, aber auch er hat darauf bestanden, dass ich mein Freiwilligenjahr ableiste. Ich bin jetzt Leutnant a.D., wenn auch bei der Artillerie, da die anderen Truppenteile keine bürgerlichen Offiziere aufnehmen.«
»Außerdem bin ich sicher, es so einrichten zu können, dass Sie einen Teil der Zeit in der Bank arbeiten können. Ich gebe einfach Ihrem Regimentskommandeur einen Kredit und erkläre Sie im Gegenzug dafür als unverzichtbar für meine Bank. Sie werden sehen, dieses eine Jahr vergeht wie im Flug!« Grünfelder drängte nicht nur wegen des Ansehens seiner Bank. Wenn Fridolin sein Schwiegersohn wurde, musste er seine Pflicht als Staatsbürger voll und ganz erfüllt haben. Außerdem, so sagte er sich, würde er während seiner Zeit bei der Armee seine Frau kaum sehen und eher bereit sein, sich von ihr zu trennen.
Auch Fridolin wusste, dass in Preußen vor allem die Uniform zählte. Als Offizier a.D. hätte er die vorlauten Lümmel zurechtweisen können, die sich eben den Spaß erlaubten, einen als Feldwebel ausgeschiedenen Bürgerlichen strammstehen zu lassen. Einen schlichten Zivilisten wie ihn konnten die Kerle sogar verprügeln, ohne eine Strafe befürchten zu müssen.
»Ich
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