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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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sich eine Zigarre anstecken, obwohl er nur gelegentlich eine Zigarette rauchte und ein so starkes Kraut nicht gewohnt war.
    »Ich freue mich, Sie heute in meinem Haus begrüßen zu können. Sie haben in letzter Zeit ausgezeichnete Arbeit geleistet, und dafür möchte ich Ihnen danken«, begann Grünfelder eine kleine Ansprache, in deren Verlauf er vor allem Fridolins Verdienste herausstellte.
    »Sie tun mir zu viel der Ehre an«, wehrte dieser ab.
    »Nein, ganz gewiss nicht! Sie sind ein Mann mit einem scharfen Blick für Geld«, sprang Emil Dohnke dem Bankier bei. Auch die beiden anderen Herren stimmten dieser Aussage zu, denn seit Fridolin in der Bank arbeitete, waren Umsätze und Gewinne laufend gestiegen, und sie konnten sich ausrechnen, am Ende des Jahres eine hübsche Summe als Prämie zu erhalten.
    »Sie sollten Ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen, Herr von Trettin. Ich bin hochzufrieden mit Ihrer Arbeit. Ihnen aber, meine Herren, möchte ich in diesem Zusammenhang mitteilen, dass Herr von Trettin in Kürze nicht mehr nur Vizedirektor meines Bankhauses sein wird, sondern auch mein Geschäftspartner. Er wird sich vorerst mit zehn Prozent an der Bank beteiligen!« Grünfelder sah zufrieden, wie diese Nachricht bei seinen Untergebenen einschlug. Sollte es bis jetzt noch Eifersüchteleien Fridolins wegen gegeben haben, so waren diese nun vergessen. Keiner von ihnen hatte das Geld, um sich in eine Bank einkaufen zu können, vielleicht mit Ausnahme von Dohnke. Aber dieser würde das Bankhaus Grünfelder in einigen Jahren ohnehin wieder verlassen, um die kleine Provinzbank seines Vaters weiterzuführen.
    »Also, meine Herren, trinken wir auf meinen neuen Geschäftspartner! Herr von Trettin, erheben Sie Ihr Glas!« Grünfelder stieß mit Fridolin an und wartete, bis die anderen es ihm gleichgetan hatten.
    »Auf den weiteren Aufstieg unseres Bankhauses!«, rief Grünfelder und trank den Cognac. Dabei stellte er fest, dass Fridolin einen ausgezeichneten Geschmack hatte. Die neue Sorte war etwas billiger als die, die er bisher gekauft hatte, mundete ihm aber weitaus besser.
    »Sie sind ein Mann ganz nach meinem Geschmack«, erklärte er seinem zukünftigen Partner und dachte bei sich, dass es schon mit dem Teufel zugehen müsse, wenn er diesen prächtigen jungen Herrn nicht als Schwiegersohn gewinnen würde. Zufrieden stellte er sein Glas ab und wies zur Tür.
    »Meine Herren, das Abendessen und die Damen warten auf uns.« Er stutzte ein wenig und drehte sich dann lächelnd zu Fridolin um. »Ich war jetzt wohl ungezogen, weil ich das Essen vor den Damen genannt habe?«
    »Verehrter Herr Grünfelder, von uns wird Sie keiner an die Damen verraten!«
    »So lobe ich es mir, Herr von Trettin. Aber das nächste Mal werde ich darauf achten!« Mit diesen Worten fasste Grünfelder Fridolin am Arm und führte ihn zur Tür hinaus.
    Emil Dohnke hatte nur ein paar Züge genommen und legte seine Zigarre mit einem Ausdruck der Erleichterung weg, während die anderen Angestellten noch rasch an ihren fast ausgerauchten Zigarren zogen und diese bedauernd im Aschenbecher ausdrückten.
    Im Speisezimmer warteten Juliane und Wilhelmine Grünfelder bereits. Da es sich nur um eine formlose Zusammenkunft und nicht um ein festliches Abendessen handelte, waren die Plätze nicht festgelegt worden. Dennoch gelang es Grünfelders Tochter, an Fridolins rechte Seite zu gelangen. »Seien Sie mir herzlich willkommen, Herr von Trettin«, begrüßte sie ihn mit einem seelenvollen Augenaufschlag.
    »Ich danke Ihnen, gnädiges Fräulein, und darf diesen Dank auch an Ihre verehrte Frau Mutter weiterreichen.«
    Fridolin verneigte sich kurz vor den Damen des Hauses und richtete dann das Wort an die Frau des Bankiers. »Gnädige Frau, ich würde gerne mit Ihnen sprechen.«
    »Aber gerne«, antwortete Juliane Grünfelder, die nicht ahnte, worauf Fridolin hinauswollte.
    Ihr Mann aber hatte noch im Ohr, dass Fridolin sich über die Missachtung beschwert hatte, die seine Frau durch die Damen des Hauses Grünfelder erfuhr, und versuchte, vom Thema abzulenken. »Aber Herr von Trettin, Sie wissen doch, dass Sie mit mir, meiner Frau und auch meiner Tochter über alles sprechen können, was Sie bewegt. Sie sind ein Edelmann wie aus dem Bilderbuch. Allein schon Ihre Ratschläge bezüglich verschiedener Getränke! Ich bin Ihnen ja so dankbar dafür. Sehen Sie nur diesen Wein aus Jerez an. Er passt ausgezeichnet zum Beginn dieses Mahles. Und erst der Cognac! Die

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