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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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Memme, Herr Dohnke! Ich habe Sie heute eingeladen, und dazu stehe ich. Sie übrigens auch, Herr von Trettin.«
    Fridolin verneigte sich mit einem spöttischen Lächeln. »Ich weiß diese Ehre zu schätzen, Herr Grünfelder!«
    Doch er hatte nicht die Absicht, dieses Angebot anzunehmen, da ihm dies wie ein Verrat an Lore erschienen wäre.
    Derweil winkte Hede eines der Mädchen heran und zeigte auf Emil Dohnke. »Kümmere dich um diesen Herrn, Hanna. Zuerst muss er sich in das Clubbuch einschreiben. Dann trinke ein Glas Champagner mit ihm und erweise ihm das Vergnügen, das er sich wünscht!«
    Fridolin sah noch, wie das Mädchen Emil Dohnke das Buch hinschob, dann hakte Hede ihn unter und führte ihn in ihr Büro. »Trinken wir ein Glas Cognac und reden dabei vom Geschäftlichen.«
    »Ich habe die Verträge fertiggestellt und wollte sie dir am Sonntag bringen. Da ich sie nicht im Büro liegen lassen wollte, habe ich sie eingesteckt. Hier sind sie!« Fridolin griff in seine Brieftasche, zog mehrere Papiere heraus und legte sie Hede vor.
    Sie las sie aufmerksam durch und nickte. »Die Bedingungen sind ausgezeichnet. Nur darf ich diese Verträge nicht hier aufbewahren, sonst geraten sie unter Umständen in die Hände der Behörden. Diese Leute achten scharf auf unser Gewerbe und schließen oft ein Bordell, nur um ihre Macht zu beweisen. Bis jetzt habe ich mich mit Bestechung davor schützen können, doch du weißt ja: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.«
    »Sollte das passieren, hast du hinterher genug Geld, um dir ein neues Bordell einzurichten«, erklärte Fridolin.
    Hede schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ich das noch will. Ich werde nicht jünger, und ich bekomme bereits Probleme, wenn ich draußen auf dem Trottoir ein Kindermädchen mit einem Kleinkind sehe. Ich würde das Kleine am liebsten an mich nehmen und herzen und küssen.«
    Ihre Worte überraschten Fridolin, der sich nie hätte vorstellen können, dass Hede solch bürgerliche Vorstellungen hegen würde.
    »Was würdest du sonst tun?«, fragte er.
    »Vielleicht sollte ich nach Amerika gehen und dort einen braven Deutschen heiraten, der dorthin ausgewandert ist, oder …« Hede brach ab und sah Fridolin mit einem bitteren Lächeln an. »Aber ich will nicht von hier fort! Ach, schau nicht so mitleidig. Du musst mich für arg verschroben halten, nicht wahr?«
    »Ganz und gar nicht. Ich verstehe, was du meinst. Aber zurück zu den Verträgen! Du wirst sie in einen Umschlag tun und diesen versiegeln. Der kommt dann in den Tresor unserer Bank und darf nur auf deine schriftliche Aufforderung hin herausgegeben werden. Der entsprechende Vertrag liegt ebenfalls bei. Du musst nur noch unterschreiben.«
    »… und dir das Geld geben!« Hede lachte und setzte ihren Namenszug unter die beiden Verträge, steckte den einen in ein Kuvert und siegelte dieses mit ihrem Ring. Als sie es Fridolin reichen wollte, schüttelte dieser den Kopf. »Du musst deine Unterschrift auch auf den Umschlag setzen, damit die Leute in der Bank wissen, dass die Aufforderung, den Vertrag herauszugeben, von dir kommt!«
    Hede tat es, trat dann zu einem Bild an der Wand und entfernte es. Dahinter kam ein kleiner Tresor zum Vorschein. Sie öffnete diesen mit einem Schlüssel, der an einer goldenen Kette um ihren Hals hing, und holte stapelweise Geldscheine heraus.
    »Nur gut, dass ich dir vertraue. Bei jedem anderen hätte ich Angst, ihm sowohl das Geld wie auch die beiden Verträge zu übergeben«, sagte sie mit einer gewissen Anspannung.
    Fridolin zählte die Banknoten und steckte sie in ein Kuvert. »Du kannst mir vertrauen, meine Liebe. Wie oft hast du mir früher aus der Patsche geholfen? Ich würde mich schämen, dich betrügen zu wollen.«
    »Doch du hast dich verändert, Fridolin. Beinahe bedauere ich es. Aber wenn unsere Freundschaft noch immer für dich zählt, dann komm mit in mein Schlafzimmer. Ich will diesen Vertrag mit mehr besiegeln als nur mit Wachs und Unterschrift.«
    Fridolin lag schon eine Ablehnung auf der Zunge. Dann aber sah er die Einsamkeit in ihren Augen und ihre Angst, er könne sie übers Ohr hauen wollen, weil sie doch nur eine Puffmutter war. Daher nickte er. Doch eines war ihm klar: Lore durfte von den Herrenabenden im
Le Plaisir
um Gottes willen niemals etwas erfahren.

I.
    U m keinesfalls zu spät in Marys Modesalon zu kommen, hatte Lore die Droschke so bestellt, dass sie eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit da war. Nun saß sie

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