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Aprilwetter

Aprilwetter

Titel: Aprilwetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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kühle Nässe an seinem Körper, die Wärme von Christine, das Anschwellen des Gefühls von Sehnsucht und Erfüllung zugleich, das alles ist viel stärker, es ist zwingend, es kann nicht unterbrochen werden, sein Mitleid mit Daniel reicht als Grund dafür nicht aus.
    Und dann ist Daniel verschwunden. Der Strand, das Meer, die Gitarre, alles verschwunden, und während Benno noch denkt, das ist doch schon wieder ein Song, die Gitarre und das Meer, wird ihm bewusst, dass der Geruch auf einmal zur Umgebung passt, weil er auf dem Balkon liegt, dass die Decke auf ihm, die Matratze unter ihm und die Bretter des Bodens ringsum nass vom Regen sind, der sich in ruhigen, dünnen Fäden auf sie ergießt, ein dichtes Nieseln – aber nicht verschwunden ist Christines Wärme, das Aneinanderschmiegen ihrer Körper, das anschwellende Gefühl und die Tatsache, dass sie sich der Liebe überlassen. Christine liegt mit dem Rücken zu ihm und ist nackt, eine Hand hat sie hinter sich locker auf seiner Hüfte liegen und unterstützt oder dirigiert ihn mit leichtem Druck.
    Jetzt wird der Regen stärker, und Benno schiebt die vom Wasser schwere Decke von sich, spürt und genießt die Tropfen, die seine Hüften und Schenkel berühren, und fragt sich, wo seine Unterhose sein mag. Hat er sie abgestreift? Hat Christine das getan? Er zieht das T-Shirt zu den Achseln hoch, stützt sich auf den Ellbogen, alles ohne die Bewegung seines Unterleibs zu unterbrechen, und schafft es, das T-Shirt loszuwerden. Christine zieht jetzt auch die Decke von sich und legt dann wieder ihre Hand auf seine Hüfte.
    Hat sie angefangen? War sie wach? Sie atmet tief und in Stößen, der Druck ihrer Hand wird stärker, sie zieht ihre Beine an und wölbt sich ihm noch runder entgegen, während er eine Hand in ihr Haar vergräbt und die andere auf ihre legt, so als gäben sie gemeinsam seinen Hüften ihren Schwung. Ihre Stimme besteht fast nur aus Luft, als sie sagt: »Das darf Daniel nicht wissen.« Und seine ist nicht viel kräftiger bei der Antwort: »Wir träumen uns nur.«
    Mit einem winzigen Rest von Verstand fragt er sich noch, ob sie sich jetzt nur in seinen Orgasmus wirft oder selbst abhebt, spürt, dass der Regen noch stärker geworden ist, dass sie nackt und horizontal in einem Wolkenbruch tanzen, dann breitet sich das große, alles erreichende Gefühl in ihm aus, und es wäre egal oder vielleicht sogar perfekt, wenn ihn jetzt ein Blitz aus dem Leben schlüge.
    —
    Erst einige Zeit später, nachdem sie das Prasseln immer stärker auf ihrer Haut gespürt und immer lauter auf den Balkonbrettern gehört, sich auf den Rücken gedreht und mit verschränkten Fingern und geschlossenen Augen dagelegen haben, fragt Benno: »Was ist mit dir?«
    Eine Weile sagt sie nichts, dann spürt er am Druck ihrer Finger in seiner Hand die Ankündigung ihrer Antwort: »Ich bin weg. Mich gibt’s nicht mehr. Ich hab mich aufgelöst.«
    »Nein«, sagt er, »ich spür dich.«
    »Die Matratze wird nie wieder trocken«, sagt sie.
    —
    Der Geruch von frischer Farbe fällt ihm auf, als Benno ins Zimmer tritt und Christines Tropfenspur folgt, bis er auf halbem Wege zum Bad ein großes Handtuch von ihr zugeworfen bekommt. Er trocknet sich ab und legt sich das Tuch um die Schultern. Christine trägt einen schwarzen Bademantel und lächelt ihm zu. »Das hat vielleicht noch nie jemand gemacht«, sagt sie, »Liebe im Wolkenbruch.«
    Zum Glück war Bennos Hose drinnen und ist trocken, aus irgendeinem Grund hat er sie und die Schuhe hier ausgezogen und abgelegt, sodass er jetzt wenigstens seine untere Hälfte bedecken und wärmen kann.
    »Hast du Lust auf Kakao?«, fragt Christine, und er nickt und bittet sie um einen Lappen, mit dem er die Pfützen auf dem Parkett trocknen kann. »Nimm das Handtuch«, sagt sie, »ich geb dir ein trockenes als Poncho.«
    Draußen ist der Haufen aus Matratze, Decke und allerlei Textilien zu einem unansehnlichen Etwas zusammengesunken und wird immer noch weiter vom Wasser durchtränkt – es wäre sinnlos, die Sachen nach drinnen zu holen, nasser können sie nicht mehr werden. Benno bringt das Handtuch, mit dem er den Boden aufgewischt hat, ins Bad und hängt es zum Trocknen über den Rand der Wanne. Eigentlich müssten sie jetzt beide verlegen oder ein wenig beschämt sein, aber er fühlt sich entspannt und wohlig schlapp, und Daniels weinendes Gesicht aus dem Traum ist verschwunden.
    Auch Christine scheint ihm kein bisschen irritiert oder durcheinander, als sie

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