Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
Vom Netzwerk:
während er sich in seinem Büro zum Drucker neben dem Schreibtisch hinunterbeugte und weitere Blätter auf einen Stapel mit Ausdrucken legte.
    »Überhaupt nicht, eine Platzpatrone treibt den Bolzen hervor. Daher der Name Bolzenschussapparat.« Walde war im Büro des Kollegen stehen geblieben. Eine neben dem Telefon liegende halb gegessene Banane verbreitete ihren Duft.
    »Und damit werden die Tiere im Schlachthof getötet.«
    »Eher betäubt, wie man in unserem Fall sieht.«
    »Dann kriegen die womöglich mit, wie sie bei lebendigem Leib geschlachtet werden.« Grabbe verzog das Gesicht.
    »Ich glaube, es wird Ihnen erst die Kehle aufgeschnitten, damit die Tiere ausbluten.«
    »Hört sich auch nicht besser an.« Grabbe tippte auf den Papierstapel. »Allein ein rundes Dutzend Pressemeldungen befassen sich im letzten Vierteljahr mit Bröding. Der scheint politisch sehr aktiv gewesen zu sein. Das hier könnte für den Fall relevant sein.«
    »Der ist doch Vorsitzender der Stadtratsfraktion …«
    »Gewesen, er hat alle seine politischen Ämter niedergelegt.«
    »Weshalb?«, fragte Walde.
    »Darüber wird nur spekuliert. Er scheint in nichts Anrüchiges verwickelt zu sein oder hat sich sonst was zu Schulden kommen lassen. Sein Name taucht immer wieder im Zusammenhang mit einem Großprojekt zur Energiespeicherung auf. Es handelt sich um ein geplantes Pumpspeicherwerk an der Mittelmosel auf einem weitgehend brach liegenden Hochplateau. Die interessanten Passagen habe ich markiert.«
    »Vielleicht können wir dazu was in Brödings Rechner finden.«
    »Das kann noch dauern.«
    »Das kann doch nicht wahr sein. Hat Roth sich von diesem Dings von der Anwaltskammer …«
    Grabbe nickte. »Der Staatsanwalt verbrennt sich doch nicht die Finger. Die Kanzlei wurde vorerst versiegelt.«
    »Brödings Schlüssel sind auch nicht in der Gerichtsmedizin gewesen.«
    »Dann muss umgehend das Schloss an der Haustür ausgetauscht werden.« Grabbe griff nach einer Post-it-Notiz. »Da waren ein paar Anrufe. Unter anderem bittet dich Eckhard Fürst von Tele Mosel dringend um Rückruf.«
    »Der soll sich an unsere Pressestelle wenden.«
    »Habe ich ihm auch gesagt. Dann hat jemand angerufen, der angeblich gestern Abend bei einer ziemlich heftigen verbalen Auseinandersetzung zwischen Bröding und Klaus Holtzer in Bitburg zugegen war. Klang glaubwürdig, ich habe mir Name, Adresse und Telefonnummer notiert.«
    »Und der dritte Anruf?«
    »Dr. Joachim Ganz, du sollst ihn ganz ganz dringend auf dem Handy zurückrufen oder so ähnlich.«
    Waldes Freund Jo besaß kein Handy. Was er an Technik nicht unbedingt zum Überleben benötigte, mied er. Walde packte sich die Papiere unter den Arm. An der Tür blieb er stehen: »Gute Arbeit, Grabbe!«
    »Man tut, was man kann, übrigens, Gabi hat ebenfalls angerufen, sie wird gleich hier sein.«
    Eine Stunde später fuhren Walde und Gabi zum zweiten Mal an diesem Tag die B 51 stadtauswärts hinauf in Richtung Eifel. Unterwegs ließ sich Gabi telefonisch von Grabbe über das informieren, was sie noch nicht über die Person wusste, zu der sie unterwegs waren. Der als Eifeler Dickschädel titulierte Klaus Holtzer war deutlich häufiger in den Medien vertreten als Thomas Bröding.
    Als das Telefonat zu Ende war, sagte sie: »Außer den Tatort-Folgen am Sonntagabend hatte ich in den letzten Monaten keine Berührung mit Polizeiarbeit. Und jetzt kommt es mir ein bisschen so vor, als würde ich selbst in einem Tatort mitspielen.«
    »Hhm?«
    »Der erste Verdächtige klingt meistens plausibel, stellt sich aber dann als Finte heraus.«
    »Hhm?« Sie waren inzwischen auf einer schmalen Nebenstrecke unterwegs. Walde konzentrierte sich auf die glitschige Straße, die in scharfen Serpentinen bergab führte. Immer wieder sprudelten Rinnsale aus den Hängen auf die Straße, manche so heftig, dass Aquaplaning entstand.
    »Du weißt, dass unser Job in der Regel längst nicht so kompliziert ist, wie es sich Laien vorstellen?«, fragte Gabi.
    »Was stört dich daran?«
    »Okay, das hier hört sich eine Nummer zu einfach an. Erst der Streit und danach ausgerechnet diese Tatwaffe. Jetzt muss Holtzer nur noch behaupten, dass sein Apparat verschwunden ist und kein Alibi für die Tatnacht haben.«
    »Das sollte uns aber nicht davon abhalten, mit Holtzer zu reden«, sagte Walde. »Genauso gut könnte er selbst die Spuren so absurd gelegt haben. Nach allem, was ich über ihn gehört und gelesen habe, scheint er ziemlich ausgefuchst zu

Weitere Kostenlose Bücher