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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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gesehen hab. Ich bin hier im Ort der Wehrführer. Aber lassen Sie uns nebenan ins Stübchen gehen.«
    Was Holtzer als Stübchen bezeichnete, sah auf den ersten Blick wie eine Dorfkneipe aus. Es roch nach kaltem, abgestandenem Rauch, Schnaps und weiterem Undefinierbarem. Auf der Theke standen benutzte Gläser, leere Flaschen und volle Aschenbecher.
    »Entschuldigung, hier ist noch nicht aufgeräumt, dann lassen Sie uns in die Milchkammer gehen.« Holtzer geleitete sie zur Tür hinaus auf den Hof, wo er sie nahe der Hauswand, im Schutz des überstehenden Dachs, einige Meter weiter in einen schmalen, weiß gekalkten Raum führte. Außer einer kleinen Sitzgarnitur für vier Personen, bestehend aus einer Tischplatte mit zwei Holzbänken ohne Rückenlehnen, wie sie ähnlich auf Rastplätzen zu finden war, gab es in der länglichen kleinen Kammer nur noch zwei Regalbretter an der Wand. Hier standen Literkannen mit unterschiedlichen Dekorationen und Formen, manche waren beschriftet. Der Raum war nicht geheizt. Walde wartete, bis Gabi sich gegenüber von Holtzer gesetzt hatte, bevor er seine langen Beine über die Sitzbank hob und unter dem Tisch unterbrachte.
    »Außer Milch kann ich Ihnen hier leider nichts anbieten.« Holtzer rieb die Handflächen aneinander, während seine Besucher die Köpfe schüttelten.
    »Sind Sie nicht auch der Ortsbürgermeister?«
    »Nee, früher mal, das macht schon seit Jahren der Rudi, mein Sohn. Nicht dass Sie meinen, wir hätten hier im Dorf eine Autokratie, der wurde ganz demokratisch gewählt.«
    »Aber es gab keinen Gegenkandidaten?«, fragte Gabi ins Blaue.
    Holtzer zögerte einen Moment, dann grinste er. »Sie haben es erfasst. Wer will heutzutage noch ein Ehrenamt übernehmen?« Er legte die Hände mit den breiten Fingern flach auf den Tisch. »Aber Sie sind aus einem anderen Grund hier. Die Fernsehfritzen waren auch gerade da.«
    »Dann wissen Sie in groben Zügen, worum es geht«, sagte Gabi.
    »Ich habe sie gleich vom Hof gewiesen, aber es geht wohl um den Bröding.«
    Gabi nickte. »Thomas Bröding ist heute Nacht ermordet worden.«
    »Unfassbar!«
    Walde beobachtete, wie Holtzer nachdenklich blickte und mit dem Mittelfinger ein Ohrläppchen nach vorne drückte, auf dessen Rückseite dunkle Haare zum Vorschein kamen.
    »Der Jakob ist gerade erst achtzehn geworden und Katja … noch nicht lange umgezogen … nicht zu fassen …«
    Ein Mann in Parka mit Kapuze über dem Kopf kam zur Tür herein. Er hielt kurz inne, als er die drei am Tisch sah, dann hob er kurz grüßend die Hand, nahm eine Milchkanne aus dem Regal und stellte an ihre Stelle eine andere hin. Dabei gab die Kanne einen scheppernden Ton von sich.
    »Hier steht die Milch für die Leute, die sie jeden Tag frisch haben wollen. Ich will jetzt nicht ausführen, was für Klimmzüge ich machen muss, dass das überhaupt möglich ist, weil die Milch ja frisch vom Euter kommt und nicht untersucht ist.« Er machte eine wegwischende Handbewegung. »Das ist ja auch nicht Ihr Thema.«
    »Sie kennen Brödings Familie näher?«, fragte Gabi.
    »Er ist ein Parteifreund.«
    »Was bei manchen Politikern als Steigerung von Feind bezeichnet wird.« Sie blieb ernst.
    »Ich bin dafür bekannt, wenn es sein muss, kein Blatt vor den Mund zu nehmen.«
    »Worum ging es bei Ihrer Auseinandersetzung, die Sie gestern Abend in Bitburg mit Bröding hatten?«, fragte Walde.
    »Hat dieser Ökofuzzi nix Besseres zu tun gehabt, als gleich Aktenzeichen XY zu spielen?«
    »Sie sollen Bröding vorgehalten haben, mit seinem Umzug in die Eifel ein Kalkül zu verfolgen. Er solle Farbe bekennen, Sie wüssten, was er vorhabe. Soll sich alles nicht sehr freundlich angehört haben.«
    »Läuft der selbsternannte Öko-Karl nun mit einem Kassettenrekorder herum und nimmt Gespräche auf dem Scheißhaus auf?«
    »Dann haben Sie das also gesagt?«
    »Vorweg mal eines: Was ich gesagt haben soll oder nicht, werde ich jetzt hier nicht bei Ihnen ausführen.«
    »Was hatte Bröding denn Ihrer Meinung nach vor?«
    »Keine Ahnung, das werden Sie ihn auch nicht mehr fragen können. Aber wie gesagt, bisher betrachte ich dieses Gespräch als informell. Wenn es von Ihnen als Verhör gesehen wird, muss ich leider passen. Dann empfehle ich Ihnen, mich vorzuladen, und Sie können sicher sein, dass ich einen Anwalt mitbringen werde.«
    »Eins würden wir dennoch gerne wissen. Wo waren Sie heute Nacht zwischen Mitternacht und vier Uhr früh?«
    »Sie wollen ein Alibi?«
    Gabi nickte:

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