Aqua
sein.«
»Sehen wir mal.«
»Du hast noch gar nicht gesagt, warum du schon wieder im Dienst bist.«
»Das habe ich dem hier zu verdanken.« Sie beschrieb mit der rechten Hand in Augenhöhe einen Bogen. »Dem scheiß Wetter.«
»Versteh ich nicht.« Walde hatte die CD in seiner Jackentasche gespürt und reichte sie Gabi. »Leg das bitte mal in den Player.«
Schon nach den ersten Tönen schaltete sie das Gerät wieder aus. »Nein, für Rock oder Heavy Metal bin ich jetzt nicht in der richtigen Stimmung.«
Sie gelangten in einen kleinen Ort, der aus einer Straße mit überwiegend weit auseinander liegenden Bauernhöfen bestand.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, beharrte Walde. »Was hat das Wetter damit zu tun, dass du heute zum Dienst kommst?«
»Bei Ben … meinem Freund, da haben zwei Gruppen kurzfristig ihre Buchungen für die Erlebnisführung in der Porta Nigra abgesagt. Er gibt dort den Zenturio.« Sie wartete, als würde sie mit einer Bemerkung rechnen. »Wenn es in den Nachrichten heißt, dass es Hochwasser an der Mosel gibt, meinen die Leute von auswärts, wir würden hier absaufen.«
»Wenn es weiter so runtermacht, kann das auch passieren.«
»Nein, nicht schon wieder …« Gabis Mund blieb offen, als sie den gelben Smart erblickte.
Walde fuhr gegenüber dem Wagen von Tele Mosel unter dem mächtigen Torbogen mit dem Schild ,Willkommen’ hindurch. Rechts lag ein restaurierter alter Gutshof mit einem großen Wohngebäude, an das sich eine Scheune anschloss. In dem langen Gebäude links schienen Stallungen zu sein. Dahinter standen Trecker, Anhänger und weitere Geräte unter einer offenen Dachkonstruktion. Das großflächige Dach des neueren Traktes war mit Sonnenkollektoren bedeckt.
Sie parkten hinter der Steintreppe, die auf zwei Seiten bis zu dem etwas über einen Meter fünfzig höher gelegenen Eingangsportal führte.
Noch während Walde die Namen auf den vier Klingelschildern las, drückte Gabi auf den untersten Knopf.
»Ich komme«, war nach einer Weile von innen zu vernehmen.
Eine rundliche weißhaarige Frau, deutlich jenseits der siebzig, öffnete ihnen. Sie trug eine dunkelgraue Kittelschürze, hatte ihr Haar nach hinten gekämmt und in einem Dutt gebündelt.
»Wir möchten zu Herrn Holtzer«, sagte Gabi. »Klaus Holtzer.«
Mit einer überraschend energischen Stimme rief sie: »Kloas?«
Nach ein paar Sekunden der Stille wiederholte sie den Namen mit noch etwas mehr Nachdruck. Wieder ohne Antwort.
»Den as an der Scheia.« Die alte Frau wies mit einem gichtgekrümmten Finger den Hof aufwärts.
Ein Traktor mit Anhänger kam mit Karacho zum Tor hereingefahren. Nasse Klümpchen von den Reifen wirbelnd, fuhr er mit Getöse an ihnen vorbei und hielt wenige Meter weiter an. Ein altes Holztor wurde aufgeschoben. Das Getriebe knirschte, der Treckerfahrer manövrierte im Rückwärtsgang den Anhänger durch das Tor.
Einem Rinnsal ausweichend, das aus einem Loch in der Dachrinne lief, drängte sich Gabi, gefolgt von Walde, an der Zugmaschine vorbei. Sie befanden sich in einer Scheune. Die unregelmäßigen Ziegel waren hell verfugt, hoch oben schwebte eine Konstruktion aus alten Balken, dekoriert mit antiken Wagenrädern und bäuerlichen Utensilien aus vergangenen Zeiten. Neben zusammengeklappten Bierzeltgarnituren und Stehtischen lagerten mehrere Reihen mit hunderten von Sandsäcken. Eine Gruppe von etwa zehn Männern, die meisten trugen grüne und blaue Arbeitskleidung und Stiefel, stand um eine riesige Plane herum, auf die nun aus dem Hänger Sand gekippt wurde.
Sobald der Kipper sich wieder gesenkt hatte, fuhr der Trecker los, das Scheunentor wurde geschlossen und die Männer begannen, den Sand in weitere Säcke zu schaufeln.
Walde erkannte den Mann, der nun freundlich lächelnd auf sie zukam.
»Holtzer, was kann ich für Sie tun?« Er reichte Gabi und Walde die Hand.
Der untersetzte Mann mit der dunklen Stimme war kleiner, als Walde sich ihn vorgestellt hatte. Der Druck seiner breiten Hand war fest.
»Dürfen wir Sie sprechen?« Walde hielt seinen Ausweis so, dass er von den übrigen Männern nicht gesehen werden konnte. »Kriminalhauptkommissar Bock und das ist meine Kollegin Kriminaloberkommissarin Wagner, Kripo Trier.«
»Haben Sie auch Probleme mit dem Hochwasser?«, fragte Walde.
»Sie haben doch gesehen, was draußen los ist. Wenn das so weiter regnet, werden wir die Sandsäcke gut gebrauchen können. Es tritt Wasser an Stellen aus, wo ich mein Lebtag noch keins
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