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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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an. Er lehnte ab.
    »Ich rauche auch erst wieder seit heute.« Sie zündete sich eine Zigarette an.
    »Wie lange arbeiten Sie schon in dieser Kanzlei?«, fragte Walde, während er beobachtete, wie sie den Rauch in Richtung des kleinen gekippten Fensters neben der Haustüre blies.
    »Von Anfang an. Bald wären es zehn Jahre gewesen.« Sie paffte ein paar kurze Züge. »Thomas und ich haben zusammen studiert.«
    »Aber Sie sind Anwaltsgehilfin?«
    Sie nickte. »Kurz vor dem ersten Staatsexamen kam meine Tochter zur Welt. Die nächsten drei Jahre habe ich das Studium unterbrochen. Dann kam die Scheidung. An die Wiederaufnahme des Studiums war erstmal nicht zu denken und dann habe ich Thomas wieder getroffen. Er hat mir ein gutes Angebot gemacht und das habe ich bis heute nicht bereut.«
    »Und was ist … war Ihre Aufgabe?«
    »Ich habe Thomas den Rücken freigehalten als eine Art Assistentin und Kanzleileiterin. Dabei habe ich neben den Kanzleiangelegenheiten auch Dinge erledigt, die mit seinen politischen Aktivitäten zusammenhingen. Neben mir haben wir eine weitere Anwaltsgehilfin und eine Auszubildende.«
    »Das erklärt, warum sich Herr Bröding so stark politisch engagieren konnte, wenn ich das recht in Erinnerung habe.«
    »Er war schon immer ein Querdenker und ist nie einer Diskussion aus dem Wege gegangen, auch später nicht bei der eigenen Partei.«
    »Ich habe das nicht so genau verfolgt, gab’s nicht mal eine freche Äußerung von ihm?«
    »Sie meinen wahrscheinlich seinen Spruch:.Obwohl ich zu dem Haufen gehöre, kann ich morgens ohne Scham in den Spiegel sehen’.« Sie lächelte. »Das hat ihm einigen Ärger eingebracht, manche haben ihm das bis heute nicht verziehen, aber seiner Popularität hat es nicht geschadet, ganz im Gegenteil.«
    »Was waren seine politischen Ziele?«
    »Das kann ich Ihnen auch nicht genau sagen.« Sie hielt die Zigarette nach oben, weil die Asche abzufallen drohte. »Er soll das Amt eines Dezernenten der Stadt abgelehnt haben. Nun ging es um eine Kandidatur für den Landtag, nehme ich mal an. Dabei war Holtzer die größte Hürde.«
    »Holtzer?«
    »Klaus Holtzer, dieser Querkopf aus der Eifel. Über den haben Sie sicher schon in der Zeitung gelesen, der Typ, der die Partei zum Gespött gemacht hat, der vor dem Kadi gelandet ist und eigentlich so gut wie politisch tot war, sich aber aus allem Schlamassel befreit hat, dem bisher einfach nicht beizukommen ist.«
    Einer der Techniker eilte aus der Kanzlei an ihnen vorbei. Als er die Haustür öffnete, wehte ein Windstoß die Asche von der Zigarette. Vera Helmes verwischte sie mit ihrem Schuh auf den Fliesen.
    »Ich denke mal, Thomas hat den Posten eines Staatssekretärs dafür versprochen bekommen, wenn er Holtzer kaltgestellt hätte.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann wären sie den Überflieger und Hoffnungsträger Bröding losgeworden, der einigen in der Partei nicht ganz geheuer war.«
    »Und Sie?« Walde beobachtete, wie der Techniker mit einem Metallkoffer hereinkam.
    »Was soll mit mir sein?« Vera Helmes sah dem Mann nach, der wieder in der Kanzlei verschwand.
    »Was wäre im Fall einer politischen Karriere von Herrn Bröding aus der Kanzlei geworden?«
    »Die hätten wir natürlich fortgeführt. So oft tagt der Landtag nicht. Eine Legislaturperiode ist schnell vorbei, und wer nach der nächsten Wahl am Ruder ist, weiß niemand so genau. Da muss man sich absichern. Viele Parlamentarier sind aus dem öffentlichen Dienst und haben eine Jobgarantie oder sind weiter an Firmen oder Kanzleien beteiligt.« Sie öffnete die Haustür und warf den bis auf den Filter heruntergebrannten Stummel hinaus. »Außerdem wäre das auch eine Frage des Geldes. Die Kanzlei warf deutlich mehr ab als ein … verstehen Sie das jetzt bitte nicht falsch, Job im öffentlichen Dienst.«
    Während sie auf dem Weg zurück zur Kanzlei ihren Lippenstift nachzog, überlegte Walde, ob er nicht deutlich mehr Geld verdiente als eine Angestellte in einem Rechtsanwaltsbüro.
    »Meine Visitenkarte haben Sie ja bereits«, sagte er, als er ihr die Tür zur Kanzlei aufhielt. »Vielleicht fällt Ihnen noch was ein.«
    Erst als Sattler eine knappe halbe Stunde später den Rechner in Brödings Büro einschaltete, sah sich Rechtsanwalt Kessler in seiner Funktion als Vertreter der Anwaltskammer genötigt zu fragen, in welchen Punkten hier überhaupt ermittelt werde.
    Staatsanwalt Roth übernahm es, ihm in verbrämtem Juristendeutsch darzulegen, dass von einem Tötungsdelikt

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