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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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»Manchmal nehmen auch wir kein Blatt vor den Mund.«
    »Ich muss Ihnen dennoch die Antwort schuldig bleiben.«
    »Es wäre sehr hilfreich, wenn Sie kooperieren würden.«
    »Das ist persönlich.« Die Spitze des Mittelfingers wanderte erneut zum Ohrläppchen.
    »Überlegen Sie es sich. Wir müssen sonst unsere Schlüsse ziehen.« Walde versuchte, seine Beine unter der gegenüberliegenden Bank hindurch auszustrecken. Er befürchtete, Holtzer würde nichts mehr sagen, wenn Gabi bei ihrer Linie blieb. »Sie betreiben einen Bauernhof und eine Pension?«
    »Die Pension führt meine Frau und auch die Scheune, die hier im Dorf der Ersatz für ein Gemeindehaus, für Familienfeiern und dergleichen ist. Die Viehwirtschaft betreibt mein Sohn. Und ich lebe von meinem Einkommen als Landtagsabgeordneter und Energiebauer.«
    »Die Solaranlage?«
    Holtzer nickte. »An guten Tagen könnten wir das ganze Dorf versorgen.«
    »Und Ihr Sohn lebt von der Milchwirtschaft?«
    »Und der Zucht«, ergänzte Holtzer.
    »Werden bei Ihnen auch Tiere auf dem Hof geschlachtet?«
    »Nein, schon lange nicht mehr.«
    »Wie lange nicht mehr?«
    »Zehn, fünfzehn Jahre?«
    »Gibt es noch Geräte von damals?«
    »Warum fragen Sie das …?« Holtzer wurde unruhig. »Sie meinen doch nicht … ist Bröding etwa mit einem … nee …«
    »Ich werde mal mit Ihrem Sohn sprechen.«
    Die Stimme des Mannes nahm einen energischen Ton an. »Den halten Sie da gefälligst heraus, nicht noch einer.«
    Walde verstand die Anspielung und wusste, dass sie sich jetzt auf dünnem Eis bewegten.
    »Das müssen Sie schon uns überlassen«, fuhr Gabi unbeirrt fort. »Ihr Sohn ist erwachsen und, wie Sie selbst sagen, der Betreiber des Hofes.«
    »Egal, das erlaube ich nicht«, schrie Holtzer.
    »Sie haben hier nichts zu erlauben.«
    »Und ob.« Holtzer stand schneller auf, als es Walde für möglich gehalten hätte.
    »Herr Holtzer, bleiben Sie stehen!«, rief Walde.
    Dieser scherte sich nicht darum und eilte zur Tür. Als er sie aufzog, wurde sie wieder zugeschlagen. Holtzer stöhnte auf, als sein Arm auf den Rücken gerissen, nach oben gedrückt und sein Gesicht an die Tür gepresst wurde. Er war zu überrascht, um verhindern zu können, dass Gabi ihm Handschellen anlegte.
    »Sie sind vorläufig festgenommen.«
    »Haben Sie einen Haftbefehl?«
    »Brauchen wir nicht bei Gefahr in Verzug oder Fluchtgefahr oder dringendem Tatverdacht.«
    »Als Mitglied des Landtages unterliege ich der Immunität.«
    »Darum wird sich der Staatsanwalt kümmern«, sagte Gabi. »Aber soviel kann ich Ihnen jetzt schon sinngemäß mitteilen: Die Immunität gilt nicht bei der Festnahme eines Mitglieds des Landtags bis spätestens am folgenden Tag nach der Tat, die ihm vorgeworfen wird.«
    »Ja, aber beim …«
    »Beim letzten Mal war dieser zeitliche Zusammenhang nicht gegeben. Deshalb musste erst mal der Landtag Ihre Immunität aufheben, darauf brauchen wir diesmal nicht zu warten.«
    Walde konnte es nicht fassen, wie gut sich Gabi vorbereitet hatte.
    Während seine Kollegin bei Holtzer im Milchstübchen blieb, ging Walde zum Auto und rief von dort Staatsanwalt Roth an. Nachdem er ihm die Situation geschildert hatte, bat dieser um ein paar Minuten Bedenkzeit und versprach zurückzurufen.
    An der Frontscheibe liefen die Regentropfen herunter, trafen auf die alten und rissen sie mit. Der Trecker von vorhin fuhr wieder auf den Hof. Walde sah, wie der Anhänger erneut rückwärts in die Scheune manövriert wurde. Nach dem Abkippen wurde der Traktor weiter hinten im Hof bei den anderen Maschinen geparkt. Als der Fahrer zu Fuß zurück zur Scheune ging, erkannte Walde die Ähnlichkeit mit Holtzer in der Statur des jungen Mannes.
    Jemand klopfte an die Seitenscheibe. Eckhard Fürst stand neben dem Wagen.
    Walde stieg aus und schaute sich um. Der Mann von Tele Mosel hatte die linke Hand in der Tasche. In der anderen hielt er einen großen gelben Regenschirm. Keine Kamera und auch kein Mikrofon waren zu sehen. Nur der Regen auf dem Schirm, den Fürst nun anhob und auch über Walde hielt. Von der Scheune her war das Kratzen der Schaufeln zu hören.
    »Kriegen Sie den Durchsuchungsbeschluss, Herr Bock?«
    Einen Augenblick war Walde perplex. Hatte Fürst gelauscht? Am liebsten hätte er den Mann daran erinnert, dass Holtzer ihn vorhin vom Hof gewiesen hatte. »Zu laufenden Ermittlungen kann ich Ihnen leider keine Auskunft …«
    »Herr Kommissar, das verstehe ich«, Fürst lächelte verschwörerisch. »Aber Sie

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