Aqualove
Mutter zweier Kinder zu sein.“
„Exakt. Aber weißt du was, Nia? Es könnte auch andere Gründe für Watermans Interesse an dir geben. Ich möchte dich davon abhalten, Dummheiten zu machen. Bitte gehe kein Risiko ein. Lass ihn in Ruhe!“
„Ich habe nur auf euren Segen gewartet, Hochwürden.“
„Ich liebe es, wenn du mich so nennst!“, lachte Pearl wider Willen. „Nia, es ist mir todernst, aber ich muss jetzt. Paul ist auf seinem Laserschwert eingeschlafen, und Luke habe ich vor der Glotze geparkt. Erzähl es nicht weiter!“
Schon hörte ich nur noch die Wartemusik des Mobs und legte kopfschüttelnd auf. Wem sollte ich schon etwas erzählen?
Verschwunden
Den Rest des Nachmittags nutzte ich, um noch einige Interviewabschriften anzufertigen. Das war immer eine gute Aufgabe, wenn man mit dem Kopf nicht ganz bei der Sache war.
Während ich Buchstabe für Buchstabe in die silberne Tastatur hineinhackte, schob sich immer wieder sein Bild vor mein inneres Auge. O Mann. Hatte Pearl recht? Interessierte mich
Waterman über das Berufliche hinaus? Bisher hatte er mich vielleicht beeindruckt, okay, aber auf jeden Fall verärgert.
Auf einmal stockte ich. Hatte er eine Freundin? Bloß weil ich heute nur einen Teil seiner illustren Gesellschaft kennengelernt hatte, musste das nicht zwangsläufig heißen, dass er Single war. Oder hatte er etwas mit der blonden Venus und ich war zu abgelenkt gewesen, um es zu bemerken? Klar war, dass er mich nicht wegen meiner weiblichen Reize angesprochen hatte. Schnell googelte ich seinen Familienstand. Ich fand auf keiner Seite auch nur den kleinsten Hinweis auf alte Freundschaften oder eine aktuelle Freundin. Entweder er war sehr diskret, sehr schwul oder ein Soziopath. Ich konnte mich kaum entscheiden ...
Gegen halb acht gab ich frustriert auf, sowohl mit den Abschriften als auch mit der sinnlosen Suche nach Ethans persönlichem Hintergrund. Pearls Einwände kreisten immer noch in meinem Kopf. Sie hatte ernsthaft besorgt geklungen.
Aber einen letzten Schuss hatte ich noch frei. Ich hatte Glück. Cheng von der „Abendpost“ nahm sofort ab.
„Hey, Cheng, hier Nia Petit. Wie geht’s?“
„Hi, Nia.“ Ich hatte das Gefühl, er musste kurz überlegen, mit wem er es eigentlich zu tun hatte. „Alles in Ordnung bis auf die Tatsache, dass ich immer noch keinen Feierabend habe.“
„Wem sagst du das? Ich habe eine klitzekleine Frage, bei der ich nicht weiterkomme.“
„Schieß los!“
„Ethan Waterman. Was weißt du über ihn?“
Und dann legte Cheng los, als müsse er vor dem Kongress aussagen.
„Okay. Ethan Waterman. US-Amerikaner. Dreißig Jahre alt. Hat sein Vermögen mit DNA-Forschung und -Vermarktung gemacht. Es wird auf mehrere Milliarden Dollar geschätzt. Wissenschaftlicher und medizinischer Hintergrund. Tritt als Geschäftsmann nur selten in der Öffentlichkeit auf. Seine Partner bescheinigen ihm einen strengen Geschäftssinn. Sucht die Nähe von Politikern. Gründer mehrerer Gesellschaften, Holdings. Hauptsitz von DNAssociated ist in Chicago mit Ablegern überall auf der Welt. Seine Firma vermarktet die von ihm entwickelte Soft- und Hardware zur Aufschlüsselung und Verarbeitung von DNA-Daten. Waterman ist jedoch auch bekannt als kreativer und smarter Geschäftsmann, der in Unternehmen investiert, die er auch versteht. Besitzt Firmen, Grundstücke, Immobilien weltweit. Hang zu alternativen, umweltschonenden, erneuerbaren Energien. Wohnsitz in der Nähe von Chicago. Ist allerdings ständig auf Reisen. Ist bekannt als Kunstliebhaber und Mäzen. Nicht verheiratet, nicht liiert. Insgesamt hochintelligent, ökologisch bewusst, moralisch integer, knallhart im Geschäft und öffentlichkeitsscheu.“
„Wow, Cheng. Vielen Dank. Hast du das auswendig gelernt?“
Er lachte. „So gut wie.“
„Wie ist deine persönliche Einschätzung von Waterman?“
„Schwer zu sagen, weil ich ihn wie die meisten Menschen auf diesem Planeten noch nie getroffen habe. Bisher bin ich ein Bewunderer seiner Arbeit.“
„Okay. Noch mal danke für deine Hilfe. Und mach endlich Feierabend, Cheng!“
„Dito. Bis bald!“
Das klang ganz anders als Pearls Bedenken. Moralisch integer, Ökobewusstsein, Kunstmäzen. Ein Stratege mit Gewissen. Vielleicht fiel es Menschen wie Cheng jedoch auch schwer, steinreiche Alleskönner nicht zu bewundern. Vielleicht verbarg sich hinter der Gutmensch-Fassade des Ethan Waterman nur knallhartes Kalkül. Soziale und kulturelle Wohltaten zum Aufpolieren
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