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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
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durch den See zu schwimmen.
    „Hi, Nia.“
    „Selber hi!“
    „Guten Abend, die Herren! Was machen Sie hier?“, fragte er erschöpft, als hätte er auf die Antwort nicht die geringste Lust.
    „Sind Sie Paul Nowak?“
    Cola zögerte. „Ja, bin ich.“
    Der Motor des Lieferwagens tuckerte noch leise hinter Cola. Die Tür stand offen.
    „Sind Sie ...?“ – Für die Pause hätte ich den Sheriff schon wieder schlagen können. – „Sind Sie entführt worden?“
    Cola schüttelte nur müde den Kopf, drehte sich um, zog die Schiebetür des Vans zu und klopfte mit der flachen Hand zweimal auf das Blech, als wollte er einem alten Hund seine Zuneigung zeigen. Der Wagen fuhr an. Und ich stand da wie ein Idiot.
     
    Der dürre Cop schenkte mir noch einen mitleidigen Blick, tippte sich an die Mütze und stieg mit dem Sheriff in seinen Wagen. Wieder ein Fall gelöst.
     
    Als der Wagen des Sheriffs Colas Auffahrt verlassen hatte, standen wir beide unschlüssig vor der seit über einer Stunde offenen Haustür. Es wäre ein Festtag für Einbrecher gewesen – sie
    hätten mir die Straße unter den Füßen wegziehen können, ich hätte es nicht bemerkt.
    „Entführt, was?“ Cola schaute mit einem gequälten Lächeln auf mich herab.
    Ich hatte schon seit seiner überraschenden Ankunft rote Ohren. Das Ganze war einfach zu peinlich. „Jetzt geh doch endlich mal rein und zieh dir was Trockenes an“, forderte ich ihn ungnädig auf.
     
    Ich saß völlig fertig auf Colas altem Sofa und starrte ins Nichts, als er mit frischen Klamotten aus dem Schlafzimmer kam. Mit einem Handtuch rieb er sich die Haare trocken und setzte sich zu mir. Legte mir seine große Hand auf das Knie. Wir sahen uns an. Was war das in seinen Augen? Ein seltsamer Moment.
    „Machst du jetzt bei solchen Spielen mit?“
    „Bei was für Spielen?“
    „Bei gestellten Entführungen. Ich habe gelesen, dass manche Leute dafür sogar bezahlen, weil sie so was spannend finden.“
    „Jetzt hör aber mal auf, Nia! Ich bin total gerührt, dass du nachts die Cops verrückt machst, nur weil ich mal im Auto wegfahre. Aber du musst jetzt mal mit diesem Entführungsblödsinn aufhören!“
    Ich drehte mein Gesicht weg. „Scheiße, Cola! Dass die beiden Idioten mir nicht geglaubt haben, war echt mies. Aber dass du mich jetzt auch noch hängen lässt, das kapiere ich nicht.“ Cola sagte nichts.
    „Warum kommst du trocken aus dem Haus und nass wieder?“
    „Es hat geregnet.“
    „Nur über dir, oder was? Und wer waren diese Typen?“
    „Freunde.“
    Absurd. Cola hatte außer Pearl und mir keine Freunde. „Das ist Blödsinn, Cola! Ich bin fast gestorben vor Angst. Ich dachte, dir wäre echt was passiert.“
    Jetzt nahm er die Hand wieder von meinem Knie.
    „Ich bin okay. Es ist alles in Ordnung“, sagte er lahm.
    „Gar nichts ist in Ordnung, und das weißt du. Wenn du irgendwann mal Lust hast, mich aufzuklären, melde dich einfach.“ Damit stand ich auf und ging zur Tür. Ich war sauer. Ich hasste Geheimnisse unter Freunden. Der ganze Abend war ein einziges schwarzes Loch. Ein Universum voller Rätsel. Und ich mittendrin. Seltsamerweise hatte ich das Gefühl, als Einzige auf diesem Planeten keine Ahnung zu haben, was eigentlich los war.
     
    Es war Mitternacht, als ich gähnend aus meinen zerknitterten Klamotten schlüpfte, mir mit einem letzten Rest Zahnpasta meine Zähne putzte und nach einer Katzenwäsche, die den Namen kaum verdiente, nur mit Unterwäsche bekleidet müde ins Bett fiel. Mein letzter Gedanke galt der Redaktionssitzung am morgigen Tag. Ich hatte ausnahmsweise mal einiges zu berichten.

Verabredung
    Ich konnte mich nicht daran erinnern, das Fenster offen gelassen zu haben, aber der frische Morgenwind wehte die dünne weiße Stoffgardine in den Raum. Es war kurz nach sieben, und ich war ganz von allein wach geworden. Das milchig milde Licht des nahenden Morgens ließ mich noch einmal die Augen schließen.
    Mit Beklemmung erinnerte ich mich, wie Cola in den Van gestoßen worden war. Dann stand er plötzlich wieder vor mir, als sei nichts gewesen. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was an dem gestrigen Abend passiert war. Auch deshalb kam ich mir immer noch vor, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. Was in dieser knappen Stunde mit Cola geschehen war, konnte ich mir nicht erklären. Aber mir war klar, dass er es mir auch nicht sagen wollte. Oder konnte. Ich rieb mir die Augen und die Stirn. Die Gedanken waren müßig und Freundschaften

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