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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
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Seine bestimmende Art zum Zeitpunkt unserer Verabredung wollte ich nicht mit Neugierde belohnen. Wir bogen noch zweimal ab, bis wir vor einem schiefen Haus am Seeufer stehen blieben.
    „Wir sind da“, bemerkte Ethan, als er den Wagen in eine Parkbucht gegenüber dem kleinen Restaurant manövrierte.
    Ich schlug die Wagentür zu. „Du scheinst den See zu mögen.“
    „Im Gegensatz zu dir liebe ich Wasser, wie gesagt.“
    „Es ist schön, dass wir nichts gemeinsam haben“, witzelte ich.
    „Bis auf die Farbe Blau.“
    Ethan hielt mir die Eingangstür auf und legte mir leicht von hinten die Hand auf die Schulter, als er dem Kellner am Empfang erklärte: „Zwei Personen. Ich habe auf den Namen Petit reserviert.“
    „Oh“, gab ich flüsternd zurück. „Du reservierst auf meinen Namen, das ist ja echt romantisch!“ Ich hoffte, dass ihm mein stichelnder Unterton nicht entgangen war.
    „Ist nur dem Umstand geschuldet, nicht aufzufallen.“
    „Klar. Macht nichts. Ich bin gern Mittel zum Zweck.“
    „Bitte folgen Sie mir“, beschied uns der Kellner mit deutlich hörbarem Akzent. Spanien, Mexiko oder Südamerika, vermutete ich. Seine großen dunklen Augen hoben sich von dem langen schmalen Gesicht besonders ab. Er war hoch aufgeschossen und sicherlich anderthalb Köpfe größer als Ethan. Von hinten nahm sich sein Gang steif aus. Wir begleiteten ihn in den hinteren Teil des Lokals. Auf den Tischen lagen rot-weiß karierte Tischdecken, die von kleinen weißen Papierdecken halb abgedeckt waren. Die einfachen Holzstühle erinnerten mich an die kleinen, engen Restaurants im Pariser Quartier Latin. Wir setzten uns an einen Tisch, der direkt vor einem der kleinen Sprossenfenster stand. Man hatte so einen Blick auf die letzten rosafarbigen Streifen am Himmel, deren giftiges Abbild sich im Mirror Lake spiegelte. Bestimmt hatte der See vor fünfzig Jahren genauso idyllisch ausgesehen. Nur jetzt war er es nicht mehr. Eine Kloake im besten Licht. In ein paar Minuten würden der Himmel und die Umgebung gleichförmig schwarz sein.
    Ethan legte einen Umschlag auf den Tisch neben sich.
    „Was ist das?“, fragte ich neugierig.
    „Du wolltest doch ein Foto von mir.“
    Keeler würde mir eine Festanstellung anbieten, so viel war klar.
    Unsere Bedienung – sein Namensschild wies ihn als Dean aus – reichte uns die Speisekarten. Ich war erleichtert, dass Ethan sich nicht für gehobene Küche entschieden hatte. Ich hatte schon befürchtet, die gesamte Hautevolee von Chicago würde mich anstarren, wenn ich mit Ethan Waterman im besten Restaurant am Platz Château Lafite nippte. Außer uns waren noch sechs andere Gäste anwesend. Keiner hatte bei unserem Eintreten auch nur aufgesehen. Wenn man nicht auffallen wollte, war dieses Restaurant eine gute Wahl. Die Speisekarte machte einen übersichtlichen, bodenständigen Eindruck. Ich entschied mich für einen gemischten Vorspeisen-Teller und ein alkoholfreies Bier. Ich wollte einen klaren Kopf bewahren. Die Desserts klangen auch nicht schlecht.
    „Ich nehme die Empfehlung des Tages und den roten Hauswein“, orderte Ethan. Der Kellner notierte unsere Wünsche auf einem kleinen Gerät, neigte leicht den Kopf, nahm unsere Karten entgegen und verschwand in Richtung Küche.
    Die kleine emaillierte Lampe über unseren Köpfen warf einen klar abgegrenzten Lichtkegel auf das papierne Tischtuch. Ethan hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und sah mich ruhig an. Ich hatte die Hände auf dem Tisch gefaltet und fühlte mich nervös. Auch heute trug er wieder ein schwarzes Hemd und ein dunkles Sakko. Er wirkte wie aus dem Ei gepellt. Es war vermutlich schwer, in maßgeschneiderten Sachen nicht so auszusehen. Das Einzige, was von seiner makellosen Erscheinung abwich, waren die blonden Haare, die etwas unordentlich vom Kopf abstanden. Er sah aus wie ein Junge, den seine Mutter für einen besonderen Anlass in seinen besten Anzug gesteckt hatte. Ich trug wie immer nur Jeans und T-Shirt.
    Aschenputtel und der Prinz, nur ohne Happy End. Es fühlte sich immer noch unwirklich an, mit ihm hier zu sitzen.
    „Ist es in Ordnung, wenn ich schon vor dem Essen anfange, ein paar Fragen zu stellen?“, fragte ich.
    „Natürlich. Dafür sind wir hier, oder?“ Er lächelte aufmunternd.
    In meiner Handtasche, die ich über die Lehne gehängt hatte, suchte ich nach meinem Block und einem Stift. Noch so eine altmodische Angewohnheit. Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, wie die Getränke auf den Tisch gestellt

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