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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
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sich.
    „Derek Palmer, hallo?“
    „Sehr witzig. Wie wäre es also mit morgen Abend?“ Ich dehnte die Frage absichtlich.
    „Oh, morgen Abend passt mir gut. Ich lade ein, ich suche aus. Okay? Ich hole dich gegen acht Uhr ab. Ich freue mich.“
    Hatte er etwa schon wieder aufgelegt? Das gab es doch nicht. War er ein Mann der Tat oder einfach nur verdammt unhöflich? Ich musste mich entscheiden: Entweder ich regte mich noch eine Weile auf und startete eine empörte, wahrscheinlich erfolglose Rückrufaktion oder ich würde meinen Zug noch erreichen. Ein Blick auf die Uhr machte mir die Entscheidung leichter: Wieder einmal rannte ich die Main hinunter.

Dinner
    Zwielicht, Dämmerung, der Zustand des Himmels war noch unentschieden, als wir die Straße nach Davenport entlangrauschten. Am Horizont rechts waren die Kondensstreifen der Flieger nur noch als orangefarbige Schlieren zu sehen. Wo das tiefe Abendblau anfing, mischten sich noch Grün und Violett in die Wolkenformationen. Meine Mutter hatte mir einmal erzählt, dass das Wetter gut werden würde, wenn die Sonne glühend rot unterging. Bis morgen früh hatte ich wahrscheinlich wie jedes Mal vergessen, ihre These zu überprüfen.
    Ethan fuhr wie jemand, der Verkehrskontrollen vermeiden wollte. Meine Mutter wäre begeistert gewesen. Ich kurbelte das Fenster zu den gedämpften Klängen der Musik hoch, weil die Luft mittlerweile empfindlich kühl geworden war. Ich fröstelte. Ein Duft von Feuchtigkeit wehte herein, bevor sich der letzte Schlitz zur Außenwelt schloss.
    Der Asphalt glitt im Scheinwerferlicht unter der Motorhaube hinweg. Ich erinnerte mich, wie schnell der heutige Tag vergangen war.
    Pearls Mail vom Vortag hatte ich immer und immer wieder gelesen. Sie war kurz, äußerst kurz. Ehrlich gesagt hatte ich mehr erwartet: Ethans Geburtsort, die Namen einiger seiner Firmen, einige Reisedaten, die sie seinem Mailverkehr entnommen hatte – angesichts von Pearls Talenten war das eine magere Ausbeute. Als hätte sie sich nicht wirklich angestrengt. Meine Freundin hatte es sich nicht nehmen lassen, mich nochmals darauf hinzuweisen, dass mehr nicht zu holen sei. Angeregt durch Pearls dürftige Informationen, hatte ich noch einige Telefonate mit der Westküste geführt und mich satte zwei Stunden mit trägen Beamten herumgeschlagen. Die Ergebnisse waren spektakulär und erfüllten mich mit Vorfreude auf den heutigen Abend.
    Zusätzlich hatte ich für Dienstag noch einen Termin mit einer Schauspielerin machen können. Sie spielte die Nebenrolle in einer ganz ordentlich laufenden Sitcom. Sie war im Mai für einen Preis bei den zahlreichen Sommerverleihungen nominiert, in welchen die Branche sich selbst feierte. Wenn sie den Preis nicht bekam, würde ich das Interview nur schlecht verkaufen können.
    Bis jetzt war ich mir noch nicht ganz im Klaren darüber, ob es sich bei der Verabredung mit Ethan um ein Date oder ein Arbeitstreffen handelte. Dennoch hatte ich nicht vor, Ethan wie bei unserem letzten Treffen die Führung zu überlassen. Ich erinnerte mich an Pearls Warnungen, aber Ethan unterbrach meine Überlegungen.
    „Du scheinst Blau zu mögen. Bisher hattest du immer etwas Blaues an.“
    „Gut beobachtet“, entgegnete ich. „Ich trage nur blaue Kleidung. Es hat mein Leben einfacher gemacht.“
    „Klingt nach einer typisch weiblichen Vernunftentscheidung.“ Hörte ich da einen leicht ironischen Unterton?
    „Ja, genau.“
    „Aber warum nicht eine andere Farbe? Warum gerade Blau?“
    Warum interessierte ihn das überhaupt? „Blau beruhigt mich. Es erinnert mich an Sommer, Himmel, Freiheit. Und ich muss mir keine Gedanken machen, ob die Jacke zur Hose passt.“
    „Ich habe noch keine Frau kennengelernt, die so pragmatisch an das Thema Kleidung herangeht.“
    „Hältst du es nicht ebenso? Dich kenne ich nur in Schwarz.“
    „Das ist tatsächlich nur ein Zufall. Ich liebe Blau. Aber in der Öffentlichkeit ist Schwarz für mich am unauffälligsten.“
    „Dein Name ist vielleicht weltbekannt, aber nicht dein Gesicht. Warum möchtest du nicht auffallen?“
    Ethan drehte den Kopf zu mir. Ich schaute ihn fragend an. Er blickte wieder nach vorn und antwortete ernster als zuvor: „Dafür gibt es viele Gründe.“
    Es klang nicht, als sei es etwas, das er gern ausführlicher erklären würde.
    „Okay ...“, antwortete ich gedehnt. Wir hatten mittlerweile das Ortsschild von Davenport passiert. Ich hatte bewusst nicht gefragt, wo wir heute Abend hingehen würden.

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