Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aquila

Aquila

Titel: Aquila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
Vom Netzwerk:
warten.«
    »Polly, alte Kumpeline! Mir fällt’s nicht leicht, das zu sagen, aber ich vermisse Sie.«
    »Wir sehen uns später«, erwiderte sie nach kurzem Zögern.
    Chandler grübelte noch über seine Bemerkung nach, als das Telefon erneut klingelte und ihn fast zu Tode erschreckte. Es war Brennan.
    »Colin«, sagte er sachlich, »du hast dich in was Saublödes reingeritten. Ich meine es ernst. Was ganz Verrücktes …«
    »Du hast Neuigkeiten, nehme ich an?«
    »Erraten.« Er holte tief Luft. »Ich musste an das Päckchen denken. Vielleicht war es ja ausgeliefert worden, als ich schon zu Hause war. Ich also zurück ins Büro. Ganz schön
    133
    gespenstisch, so ohne eine Menschenseele. Ich schaue mich um, finde aber nichts. Plötzlich läutet das Telefon. Könnte wichtig sein, sage ich mir, und hebe ab. Da ruft doch ein alter Mann aus Maine an, aus Kennebunkport. Er sagt, er heißt Percy Davis, und seine Stimme klingt wie in den Werbespots für Pepperidge Farm. Klar, dass der Name Davis mich stutzig macht, aber der Alte ist raffiniert. Er reagiert nicht auf meinen Vorstoß. Er sagt bloß, dass du ihn so rasch wie möglich anrufen sollst. Im Seafoam Inn. Er hat mir die Nummer gegeben. Ich frage ihn, ob er was hinterlassen will. Du sollst ihn anrufen – nichts weiter.
    Was hältst du davon?« Vor Aufregung und wegen seiner verstopften Nase atmete er wieder schwer.
    »Ich rufe ihn mal an. Er muss irgendwie mit Bill Davis verwandt sein, sonst ergibt das keinen Sinn. Es muss aber einen logischen Zusammenhang geben. Ich erkenne ihn nur nicht, und das macht mir Angst.« Er spürte ein Kribbeln im Nacken. In letzter Zeit machte ihm vieles Angst. »Du hast was von Reportern erzählt, Hugh. Was wollten die?«
    »Das war heute früh, dann wieder am Nachmittag.
    Zeitungsleute. Die haben dich heute früh im Büro gesucht und sind dann zu deinem Haus gefahren. Am Nachmittag kamen sie zurück. Inzwischen hatten sie gemerkt, dass an der Sache etwas faul war. Sie haben zwar nichts gesagt, aber ich wette, die waren bei dir im Haus und haben den Schlamassel gesehen. Bestimmt dachten sie, du bist tot oder in der Klapsmühle.«
    »Was haben sie gemacht?«
    »Na ja, die haben mich ausgequetscht, wo du bist. Das wusste ich ja nicht. Als sie zu penetrant wurden, schnappte ich mir den Spazierstock aus Schwarzdorn und klopfte damit vielsagend auf den Schreibtisch. Dann sind sie abgehauen. Aber ich konnte sie nicht zum Narren halten. Sie haben Witterung aufgenommen.
    Ein Typ vom Globe meinte, du seist vermisst. Nachdem sie auch Nora Thompson nicht finden konnten, tippten sie auf eine Verschwörung.«
    134
    »Haben sie sich wie echte Reporter benommen?«
    »Sie haben sich wie Arschlöcher benommen, was für sie spricht.«
    »Nicht wie Fennerty und McGonigle, die von Anfang an unecht wirkten?«
    »Sie hatten keinen Presseausweis und keine auffallenden Federn im Hutband. Sie klopften keine Sprüche und imitierten nicht Lee Tracy – wenn du das als Beweis gelten lässt. Es waren junge Leute mit Bart, die aufgetreten sind wie Woodward und Bernstein. Meines Erachtens waren sie echt.«
    »Na gut.« Er hörte Brennan niesen. »Hast du keinen neuen Witz auf Lager?«
    »So schlimm steht’s mit dir?«
    »Ja.«
    »Erinnerst du dich noch an meinen Fortsetzungshelden, Sir Redvers Redvers?«
    »Klar.«
    »Also, eines Abends streckte sich Sir Redvers auf seinem Landsitz genüsslich im warmen Badewasser aus, betreut von seinem treuen Kammerdiener Hotchkiss. Nachdem der alte Knacker ausgiebig mit seinen Bötchen und seiner Ente gespielt hatte, die ihn an seine Kindheit erinnerten, in die er ständig zurückzugleiten drohte, bemerkten Hotchkiss und er mit heller Aufregung, dass Sir Redvers’ Glied aus dem Seifenschaum emporstieg wie ein Schiffsmast. ›Gestatten Sie, Sir, dass ich die gnädige Frau Gemahlin hole?‹ – ›Nein, Hotchkiss‹, sagte der alte Knabe, ›holen Sie meine weiten Tweedhosen. Wir schmuggeln den hier ins Dorf!‹«
    Dem Himmel sei Dank für Brennan.
    »Noch etwas«, sagte Hugh, nachdem er die Nummer aus Kennebunkport wiederholt hatte. »Ein roter Pinto ist auf dem Heimweg hinter mir hergefahren. Als ich ins Haus ging, fuhr er weiter. Als ich aus dem Vorderfenster sah, fuhr er wieder vorbei
    – in entgegengesetzter Richtung. Ein feuerroter Pinto. Ich wollte 135
    es dir bloß sagen. Ist vielleicht nur Zufall …«
    Chandler lief es kalt den Rücken hinunter. Es war kein Zufall.
    »Gib auf dich Acht.«
    »Wenn die sich mit mir

Weitere Kostenlose Bücher