Aquila
an – was Chandler mit Zufriedenheit registrierte.
»Jetzt beantworte mir eine Frage«, sagte er zum Schluss. »Ist heute ein Päckchen für mich gekommen?«
Er konnte Brennans Achselzucken beinahe hören. »Keine Ahnung, Colin. Ich habe deine Post nicht durchgesehen. Auf deinem Schreibtisch lag meines Wissens nichts.«
»Du warst auch bei mir zu Hause.«
»Es hätte auf der Veranda liegen müssen – oder? Da lag nichts, sonst hätte ich’s bemerkt. Ich habe dort gewartet, bis mir klar wurde, dass es nicht aufhören würde zu regnen.«
»Ich hab ja nur gefragt. Wir wissen also immer noch nicht, wohin Nat das Päckchen geschickt hat. Es ist der Schlüssel zu allem anderen, Hugh.«
»Was wirst du jetzt tun? Weißt du, was ich denke?«
»Was denn?«
»Du solltest Prosser einweihen. Ich will nicht unken, aber die Sache zieht Kreise. Als Dekan der Fakultät ist er dein Chef, außerdem vertritt er das College. Ehrlich, Colin, du solltest ihn um Rat fragen. An der Uni weiß jeder, dass er im Krieg für den Secret Service gearbeitet hat – Spionagesachen und so was …«
Brennan nieste.
»Ich weiß, ich weiß. Ich werd’s mir überlegen. Prosser ist aber nicht der Typ, mit dem man Pferde stehlen kann. Er würde nur glauben, ich sei nicht vertrauenswürdig. Man kann nicht sagen, dass er seine Leute verhätschelt.«
»Denk einfach mal darüber nach. Er kennt sich aus mit brenzligen Situationen. Wie geht’s denn nun weiter?«
»Ich weiß es wirklich nicht. Hoffen wir, dass Nora Thompson etwas findet. Sieht aus, als wäre es die einzige Möglichkeit, zu entdecken, was Nat und Bill Davis im Schilde führten. Ich muss abwarten, wann ich mich wieder nach Hause traue.«
»Du wohnst also bei Polly Bishop«, meinte Brennan
vieldeutig.
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»So kann man das nicht sagen …«
»Das ist doch ein guter Ausgleich für den Zangenkerl – selbst wenn er sich mit Rasputin abwechseln würde. Und wie ist Polly Bishop nun wirklich?«
»Du bist unmöglich, Hugh! Sie ist einfach eine charmante junge Frau.«
Brennan platzte fast vor Lachen. »Charmant! Gestern war sie noch ein Monster! Oh, Colin, du korruptes Schwein! Ein Lächeln, ein sanftes Lecken deiner Wunden …«
»Halt die Klappe!«
»Wie kann ich dich erreichen?«
Chandler gab ihm Pollys Adresse und Telefonnummer. »Und, Hugh«, warnte er ihn noch, »sei vorsichtig, wenn du einen roten Pinto siehst.«
Chandler sah sich Pollys Nachrichtensendung an, in der sie die Zuschauer informierte, dass es in den Mordfällen Bill Davis und Nat Underhill nichts Neues gab. Endlich einmal blieb sein Name unerwähnt. Als ihm einfiel, dass er nichts zu Mittag gegessen hatte, durchstöberte er ihren Kühlschrank und fand eine tiefgefrorene Pizza, einige tiefgefrorene Steaks, einen Topf Hühnerbrühe, ein Sechserpack Carlsberg, ungefähr zehn verschiedene Käsesorten und ein Ende Leberwurst. Er versuchte so ziemlich von allem. Verflixt, er hatte vergessen, Hugh zu fragen, ob sich in seinem Büro Reporter herumtrieben.
Das Telefon klingelte.
»Haben Sie meine Sendung gesehen? Oder haben Sie
durchgepennt?«
»Werte Dame, ich würde niemals schlafen, wenn Sie sich präsentieren!« Es überraschte ihn, dass er so froh war, ihre Stimme zu hören.
»Wenn ich nicht wüsste, dass Sie mich hassen, würde ich sagen, das war eine billige lüsterne Zweideutigkeit –«
»Wir Harvard-Männer sind nicht lüstern. Manchmal brauchen wir allerdings Energienachschub – was mir leider gerade 132
zustieß, als ich in Ihrer Küche war.«
»Oh-oh«, sagte sie. »Tut mir leid. Wahrscheinlich war alles tiefgefroren.«
»Außer der Leberwurst«, bestätigte er nüchtern.
»Armer Kerl!«
»Ich bin knapp über die Runden gekommen.«
»Denken Sie sich einfach, der Preis hat gestimmt.«
»Wunderbarer Trost. Ich stehe hier mit knurrendem Magen und warte auf Sie.«
»Sie brauchen mich für die Spätausgabe.« Sie machte eine Pause. »Tut mir wirklich leid. Außerdem sind mir
Entschuldigungen zuwider. Legen Sie sich doch einfach schlafen auf Ihrem kleinen Sofa. Sie müssen völlig kaputt sein.«
»Mach ich vielleicht. Noch was Geschäftliches: Brennan sagt, es ist kein Päckchen für mich angekommen – weder zu Hause noch im Büro. Pech gehabt.«
»Hat Nora sich gemeldet?«
»Nein.« Sie war ganz aus seinem Gedächtnis entschwunden.
»Rufen Sie sie an.«
»Mach ich. Wann sind Sie zurück?«
»Um Mitternacht. Aber legen Sie sich lieber schlafen, Colin.
Sie brauchen nicht auf mich zu
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