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Aquila

Aquila

Titel: Aquila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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vorsichtig zu sein.
    Als der Rolls-Royce beim Drehen des Zündschlüssels mit einem gewaltigen Knall explodierte, gingen alle Fenster zu Bruch und füllten die Diele mit Glassplittern. Der vordere Teil der Garage war verschwunden.
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    FLORIDA
    Der Nachmittagshimmel überspannte die sichtbare Welt wie die blaue innere Schale eines Rotkehlchen-Eis – ein
    glockenförmiger metaphysischer Deckel, unter dem alles für immer und ewig eitel Freude und Sonnenschein versprach. Vom Außenfeld wehte eine sanfte Brise herein, welche die Rufe der Spieler mit sich trug, während das träge Spiel in die sechste Runde ging. Die Pirates hatten eine Führung von sechs zu drei über die White Sox herausgespielt, aber sie schickten soeben einen unbedarften Neuling zur Abwurfstelle.
    »Es könnte noch ein gutes Spiel werden«, bemerkte Maxim Petrow. Er trug eine gelbe wasserdichte Windjacke, die er in Havanna erstanden hatte. Die Sonne brannte auf seinem Gesicht.
    »Der Werfer ist noch ein richtiger Grünschnabel, den können die White Sox vielleicht schlagen.« Er biss ein Stück von seinem mit Senf zugekleisterten heißen Würstchen herunter und leckte sich den Mund ab.
    »Baseball ist was für Mädchen«, sagte sein Freund. Er trank einen gewaltigen Schluck kaltes Bier und reichte den übertrieben großen Becher Petrow, der damit den Rest seines heißen Würstchens herunterspülte und sich gleich ein neues nahm.
    »Arden, was Ihnen fehlt, ist das Fingerspitzengefühl, um die unglaublichen Raffinessen des Spiels zu erkennen. Für Sie ist es langweilig, für mich ist es ein Feuerwerk von Konflikten. Ich liebe es, verflixt noch mal! Vielleicht sollte ich doch zu Ihnen überlaufen.«
    Arden Sanger zuckte zusammen. »Sagen Sie nicht so was.
    Nicht mal im Spaß.«
    »Na gut. Aber ich liebe Baseball.« Ein Schläger der White Sox raste an der rechten Seitenlinie entlang. Mehrere hundert Zuschauer klatschten halbherzig. Die meisten von ihnen waren 340
    alt oder Invaliden oder beides.
    »Und halten Sie keine Reden über Fingerspitzengefühl«, gab Sanger mürrisch zurück. »Nicht, nachdem Sie die beiden Verrückten in Boston auf die Menschheit losgelassen haben.«
    »Aber ich habe sie gar nicht losgelassen, wie Sie sehr wohl wissen. Der Auftrag war so einfach: ein Jux, wie ich Ihnen schon sagte. Wir haben Prosser minderwertiges Material geschickt. Ich kann nicht für jeden Fehler die Verantwortung übernehmen …«
    Bei diesem Gedanken runzelte er die Stirn. »Dann hätte ich keine Zeit mehr für andere Dinge. Ich dachte, die beiden wären die Richtigen für die leichte Aufgabe … Ich habe mich getäuscht.«
    »Das können Sie laut sagen.« Sanger trank das Bier aus.
    »Sie müssen zugeben, es wäre eine Schande für Sie gewesen: der Vater Ihrer Nation ein Verräter.« Er lachte reumütig.
    Sanger brummte etwas.
    »Sie haben das Bier ausgetrunken«, sagte Petrow
    vorwurfsvoll. »Ich habe noch ein halbes Würstchen.«
    Mit einem Wink bestellte Sanger einen weiteren Becher.
    »Wenn man Ihrer Logik folgt«, dozierte Petrow, während ein anderer Schläger der White Sox punktete und damit auf vier zu sechs verkürzte, »dann müsste ich sagen, dass Sie eine ganze Landetruppe ausgelöscht haben und dazu einen teuren Fischkutter.«
    Er nahm das Bier in Empfang, Sanger zahlte.
    »Fischkutter«, wiederholte Sanger säuerlich. »Kann ich was dafür, wenn Ihre Leute nicht schießen können? Wir hatten auch Verluste.«
    »Sicher. Aber wir haben jeden Mann verloren.« Er schüttelte den Kopf und leckte sich den Schaum aus den Mundwinkeln.
    »Was für ein Pfusch …« Er setzte wieder den Becher an. »Sie wissen, dass Sie uns etwas schuldig sind. Wir haben darüber gesprochen. Einverstanden?«
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    »Wohl oder übel. Eine Hand wäscht die andere.«
    »Und wir? Was kriegen wir dafür?«
    »Sie haben es schon.« Sanger starrte geradeaus auf das Spielfeld.
    »Tatsächlich?«
    »Der Alte«, sagte Sanger. »Wir wollten unseren guten Willen zeigen.«
    »An den hatte ich nicht gedacht. Der Alte … Das kommt uns beiden zugute.«
    Einem Schläger der White Sox gelangen zwei rasche Treffer.
    Im Augenblick sah es so aus, als wäre der kleine Werfer aus dem Schneider. Beim nächsten Wurf glückte dem Schläger ein Home-Run.
    »Was habe ich gesagt?« Petrow wünschte, er würde um Mitternacht nicht nach Moskau zurückfliegen müssen.
    »Unentschieden.«

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