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Aquila

Aquila

Titel: Aquila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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zurück und grinste ein bisschen drohend, wobei 212
    sie ein winziges Stück ihrer Schneidezähne sehen ließ. Mit der Fingerkuppe nestelte sie an einem Knopf ihrer Bluse.
    »Ich denke, ich könnte meine Vorurteile für kurze Zeit ad acta legen, wenn man mich bedrängt.«
    »Und wo genau müsste man Sie bedrängen, Professor?«
    »Das ist unanständig!«, sagte er. »Ist Ihnen das etwa gerade jetzt eingefallen?«
    »Ich bin erwachsen, und ich habe schon einiges erlebt. Ich habe schon viel unanständigere Sachen gesagt.« Sie sprach langsamer, in weicherem Ton, als hätte sie ein Glas zu viel getrunken. Aus ihr sprach der Sex, und sie lachte leise dazu.
    »Bitte erinnern Sie mich nicht an Ihre Vergangenheit.«
    »Seien Sie nicht so pingelig, Dummerchen.« Sie kuschelte sich in die Kissen, die sie vom Sofa geholt hatte. Ohne weitere Umstände knöpfte sie sich die Bluse auf und zog sie aus den Jeans. Sie hielt sie weit offen. »Ich bin gar nicht pingelig, was diese kleinen Dinger hier angeht. Sie funktionieren wunderbar –
    was immer das heißen mag.«
    »Meine Erwartung wächst ständig«, sagte er, während er sich über sie beugte und ihre große, steife Brustwarze in den Mund nahm. Flüsternd presste er sich an ihren Körper. Sie fing an, leise zu summen. Er hörte, wie sie den Reißverschluss ihrer Levis öffnete und sich herauswand. Hinter geschlossenen Lidern sah er alles: ihren schwellenden Körper, die warme dunkle Stelle zwischen ihren Schenkeln, die er erforschte, und als er sie küsste und sie sich an ihn presste, ihre zusammengebissenen Zähne.
    »Schön, neue Freunde zu gewinnen, nicht?«, sagte sie.
    »Einen neuen Freund – Singular …«
    Als sie sich nach einer Stunde zurücklehnten, waren beide mehr als zufrieden. Er sah dem erlöschenden Feuer im Kamin zu. Sie stupste ihn leicht am Arm und grinste im flackernden Lichtschein.
    »Zufrieden? Ich schon. Alles ist so schön natürlich. Wir haben 213
    so viel Zeit zusammen verbracht. Nun ist alles im Lot.« Sie streifte seinen Arm entlang und nahm seine Hand.
    »Wem gehört nun das Rasierzeug in deinem Bad?«
    »Du wirst es nicht glauben: meinem Bruder.«
    »Ist mir auch egal.«
    »Guter Junge. Ich bin stolz auf dich.« Sie kicherte.
    Er stellte fest, dass er auch ziemlich stolz auf sich war. Doch das würde die Zeit erweisen. Er nahm Polly in den Arm und zog sie an sich und empfand es als Kinderkram, sich Gedanken über die Rasiercreme anderer Leute zu machen.

    Der alte Herr war ein Mann von Disziplin, und wenn es kritisch wurde, konnte er noch auf Reserven zurückgreifen. Nach seinen Gesprächen mit Thornhill und Fennerty hatte er ein paar Pillen mit Mineralwasser heruntergespült und sich gezwungen, am Esstisch auf sein Frühstück zu warten, das Mrs. Grasse für ihn zubereitete. Er las die New York Times, die Washington Post und die wichtigsten Bostoner Zeitungen und fragte sich, was in Brennans Haus vor sich gehen mochte, als Fennerty anrief und ihm berichtete, was passiert war. Der alte Herr sagte ihm, wie er sich verhalten sollte, und nahm anschließend noch eine Pille, um seine Stimmung zu heben. Dann aß er drei Scheiben knusprigen Schinkenspeck und zwei pochierte Eier auf Weizentoast und trank dazu zwei Tassen Twining’s. Erst als das alles erledigt war, warf er einen Blick auf das waffelähnliche Zifferblatt seiner Piaget.
    »Mrs. Grasse«, sagte er leise zu seiner Haushälterin, die den Tisch abräumte, »würden Sie bitte Ogden zu mir schicken?«
    Mit seiner straff geknoteten schmalen Krawatte, dem schwarzen Anzug und den blassen, von Fältchen umgebenen Augen saß er ruhig am Tisch und trank seinen Tee, bis Ogden ins Zimmer kam.
    »Ogden, würden Sie bitte den Rolls vorfahren? Ich bleibe über Nacht weg.«
    214
    Ogden nickte. Tapfer widerstand er einem atavistischen Impuls, vor seinem Chef das Knie zu beugen, bevor er hastig den Raum verließ.
    Im Bad neben dem Schlafzimmer legte der alte Herr den Morgenmantel ab, stieg auf die Waage, duschte, rasierte sich, trimmte seinen schneeweißen Schnurrbart und zog sich rustikal an: eine braune Reiterjacke mit Lederbesatz an den Ellenbogen, Hirschlederhosen, die noch aus den vierziger Jahren stammten, einen Kaschmir-Rollkragenpullover, braune Wildlederschuhe.
    Pillen waren seine treibende Kraft, ging es ihm durch den Kopf.
    Wie weit hatte Thorny die Kontrolle über sich verloren? Wie gefährlich war er? Und wie weit durfte er selbst gehen, um ihn aufzuhalten, ohne dass er sein idiotisches

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