Aquila
Doppelspiel enthüllte?
Über die Jahre hinweg hatte er sich diese Fragen schon häufig in ähnlicher Form gestellt … Es war, als wollte man herausfinden, ob es einen Gott gibt: Man ging in einen Dom, setzte sich hin und wartete und bekam doch nie eine Antwort.
Das sanfte Brummen des Rolls-Royce verscheuchte zunächst seine Probleme. Warum, warum nur konnte nicht alles so gut laufen wie sein wunderbarer schwarzer Rolls?
Bei seinen Aufträgen wusste Thorny normalerweise nicht, für wen er arbeitete. Das war manchmal von Vorteil, weil man sich einfach nur auf die Arbeit konzentrierte, den Job erledigte und sein Geld kassierte. Gelegentlich lähmte einen jedoch die Ungewissheit: Man kam schlecht in die Gänge und verlor leicht den Faden. In manchen Fällen war es besser, wenn man sich ein Gesamtbild machen konnte. Allerdings war ihm klar, dass er nur ein Söldner war und nichts zu entscheiden hatte. Im Augenblick war er sehr zufrieden, weil er auf eigene Faust unterwegs war.
Der Alte spielte keine Rolle mehr – es ging um Ozzie. Er würde Ozzie rächen, und das nicht zu knapp. Er konnte sich nicht entsinnen, wann er sich zum letzten Mal so unternehmungslustig gefühlt hatte, so entschlossen.
215
Er parkte den Pinto unten an der Auffahrt und sah hinauf zu dem alten Sommerhaus, das nun als Urlaubsdomizil diente. Es sah ruhig aus, doch in der Dämmerung des späten Nachmittags brannte ein Licht. Das tosende Wasser hinter ihm, der feuchtkalte Wind, das einsame alte Haus – alles beunruhigte ihn.
Ihm – den Stadtmenschen – machte das weite, offene Land und die Leere der Küste Angst. Beim Aussteigen stieß er sich den Pepitahut vom Kopf und sah zu, wie er mit dem Oberteil zuerst in einer schmutzigen Pfütze landete. Er starrte ihn an und wollte ihn aufheben, dann fluchte er und stieß mit dem Fuß danach.
Der Hut rollte ein Stück unters Auto. Mit hoch gezogenen Schultern, die Hände in den Taschen seines Regenmantel versenkt, trottete er die zerfurchte Auffahrt hinauf. Sein Anflug von Optimismus hatte sich gelegt, doch er hatte etwas zu erledigen.
»Mr. Davis?«, fragte er, »Percy Davis?«
Der ältere Herr an der Tür nickte.
»Gott sei Dank sind Sie zu Hause. Ist der Professor noch da?«
»Der Professor?« Davis kniff die Augen unter seinen weißen Brauen zusammen.
»Sehr schön, sehr schön, Mr. Davis.« Er lachte leise. »Man kann nicht vorsichtig genug sein. Der Professor hat ihnen bestimmt erzählt, was er in den letzten Tagen in Boston mitgemacht hat. Kein Honiglecken.« Er schüttelte den Kopf und wünschte sehnlichst, der alte Herr würde ihn nicht draußen im Wind stehen lassen. »Mein Name ist Terwilliger, Claude Terwilliger. Sicher hat er mich erwähnt …«
»Nein, Mr. Terwilliger, hat er nicht.«
»Ich zeige Ihnen meine Papiere, Mr. Davis.« Er zog ein Ledermäppchen aus der Jackentasche und ließ es aufspringen.
»CIA«, bemerkte er leise, während Davis das Dokument prüfte.
Der Witz bei der Sache war, dass es sich um einen echten CIA-Ausweis handelte.
216
»Mr. Davis, ich friere mir hier draußen den Arsch ab. Darf ich nicht reinkommen? Sie können die Nummer hier anrufen, kostenlos rund um die Uhr, und nach mir fragen … Ich bin zu Professor Chandlers Schutz abgestellt, glauben Sie mir.«
Respektvoll sah er den alten Mann an.
»Gut, kommen Sie rein.«
»Ich weiß nicht, wie viel er Ihnen erzählt hat«, sagte Thorny rasch in der Hoffnung, Davis vom Telefonieren abzuhalten,
»aber er hat sich bewundernswert verhalten. Der Mann hat Mumm – komisch, wenn man bedenkt, dass er Professor ist.
Aber sehr beherzt, das kann ich Ihnen sagen. Hätten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee für mich? Ich habe letzte Nacht nicht geschlafen …« Er folgte dem alten Mann in die Küche, wo der Fernseher plärrte und Kaffee bereit stand. Percy Davis deutete auf eine Reihe von Tassen und lehnte sich mit verschränkten Armen ans Waschbecken. Er sah auf Thorny hinab, der sich beim Reden Kaffee einschenkte.
»Gerade jetzt, in diesem Moment, liegen in einem Haus in Cambridge zwei Leichen – ich zähle auf Ihre Verschwiegenheit, Mr. Davis.« Er blickte hoch, während er Sahne in das starke Gebräu rührte. » Sie waren hinter Chandler her! « Er trank und beobachtete Davis mit seinen winzigen dunklen Augen. »Genau vor so etwas möchten wir ihn bewahren … Ich muss schon sagen, wir haben so unsere Mühe, ihm auf den Fersen zu bleiben. Der Mann steckt voller Ideen, aber verdammt noch mal, die Kerle
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