Arabellas Geheimnis
grauen Augen fernzuhalten.
„Ich danke Euch, mein Herr.“ Maria lächelte den Ritter an. „Edle Dame Arabella, darf ich Euch Sir Simon Percival vorstellen?“
Unabhängig davon, dass sie den blonden Percival auf Anhieb nicht mochte, wollte Arabella bei ihrem ersten Gespräch mit einem Mann bei Hofe ihre Zunge nicht gehorchen.
„Wie geht es Ihnen, Sir?“ Sie hörte sich so steif und förmlich an wie in den ersten Stunden ihres Englisch-Unterrichts, den sie auf Zaharias Knien erhalten hatte.
Doch dieser durchtriebene Ritter hörte ihr kaum zu, weil all seine Aufmerksamkeit auf Maria gerichtet war.
„Arabella“, unterbrach die Prinzessin ihre Gedanken. In ihrem Ärger über Percival hatte Arabella beinahe ihren anderen Grund zur Furcht vergessen.
Jetzt stand sie Angesicht zu Angesicht vor dem dunkelhaarigen Mann. Obwohl sie ihm jetzt genauso nahe war wie an jenem Tag im Wald, lag in seinen Augen kein Zeichen des Wiedererkennens. Allen Heiligen sei Dank!
„Das ist Sir Tristan Carlisle.“ Prinzessin Anne sprach Englisch. „Er ist der Ritter, den König Richard schickt, damit er uns alle nach England geleitet. Er ist zu unserem Beschützer bestimmt.“
„Unser Beschützer?“ Sie hoffte, dass man in ihrer Stimme nicht ihre Zweifel vernehmen konnte. Das Blut rauschte in ihren Ohren, während sie die kleinen Hände zu Fäusten ballte.
„Zu Euren Diensten, Mylady.“ Tristan Carlisle verbeugte sich vor ihr und dann, gütiger Gott, ergriff er ihre Hand und küsste sie.
Graue Augen hielten sie gefangen. Einen Augenblick lang nahm sie sie ganz intensiv wahr, so wie sie es an jenem Tag in dem Baumkreis getan hatte. Er sah sie noch eindringlicher an. Seine Hand hielt immer noch die ihre.
„Es ist eine lange Reise in Eure Heimat. Glaubt Ihr, dass wir sicher sein werden, Sir?“ Arabella zog rasch die Hand zurück und betete, Hildas Zauberwerk möge sie so verwandelt haben, dass sie nicht wiederzuerkennen war.
„Ich habe mich ganz dieser Aufgabe geweiht, Mylady.“
„Sicher habt Ihr vom kürzlichen Verschwinden der böhmischen Edelfrauen gehört.“ Sie selbst hatte auch erst in dem Studierzimmer davon erfahren.
Arabella bemerkte, dass selbst die Prinzessin an der Antwort des Ritters interessiert zu sein schien.
„Ich hörte davon, und vor unserer Abfahrt will ich selbst nach den Ursachen für das Verschwinden forschen. Doch es gibt keinen Anlass zur Annahme, dass so etwas auch auf unserer Reise geschehen wird.“
Arabella wusste sehr gut, dass das nicht seine wahren Gedanken waren. Seinem Freund hatte er eine ganz andere Antwort gegeben. Noch eine Lektion, die sie über die Männer lernte. Sie sagten nicht unbedingt die Wahrheit.
„Ich bin überzeugt, Euer König schickt Euch, weil Ihr die Fähigkeit besitzt, für unsere Sicherheit zu sorgen.“
„Ich kann nur hoffen, dass das der Grund ist“, erwiderte er mit eigenartig heftiger Stimme, bevor er sich Anne zuwandte. „Prinzessin, ich muss um Erlaubnis bitten, gehen zu dürfen. Ich habe noch einige Vorbereitungen zu erledigen, bevor meine Geistesfrische nachlässt. Ich habe bereits mit meinen Männer gespeist.“
Mit einem kleinen Neigen des Kopfes drückte Anne ihre Zustimmung aus. Tristan verbeugte sich vor ihr und wandte sich dann zu Arabella um.
„Mit Eurer Erlaubnis, Mylady.“
Arabella fühlte, dass ihr die Röte ins Gesicht schoss, als er sie anblickte. In seine Augen trat ein Ausdruck, den sie nicht zu benennen vermochte.
„Sir Tristan.“ Ihre Stimme klang in ihren Ohren piepsig. Einen Moment lang zögerte er, und es schien, als wollte er noch etwas hinzufügen. Gerade als Arabella glaubte, ihre Sorge nicht mehr ertragen zu können, drehte er sich abrupt um und verschwand.
„Jagt er Euch Angst ein, Edle Dame Arabella?“, fragte die Prinzessin und überraschte Arabella mit ihrer Offenheit.
„Nein“, antwortete sie. Dann, als sie die sichtliche Skepsis der Prinzessin bemerkte, gestand sie einen kleinen Teil der Wahrheit. „Vielleicht ein wenig. Sir Tristan ist heute Abend hier im Saal sicherlich einer der Männer, die einem am meisten Furcht einflößen.“
Die Prinzessin lächelte und blinzelte Maria zu. „Sicher. Doch ich bemerke, dass viele meiner jungen Hofdamen nicht dieser Meinung sind.“
„Prinzessin?“
„Rosalyn de Clair …“, die Prinzessin deutete auf eine zarte dunkelhaarige Edelfrau ein paar Tische weiter, „… konnte kaum die Augen von ihm lassen.“
Umso besser für Arabella. Wenn es auch nicht
Weitere Kostenlose Bücher