Arabellas Geheimnis
großes Wissen mit.
Arabella hatte für dieses Märchen nur Verachtung übrig. Dämonen, also wirklich! Laut Zaharia benutzten andere Heiler eine solche Waffe auf symbolische Weise. Sie taten so, als würden sie die Welt zerschneiden, um in ihr Innerstes zu blicken und zu beten.
Tristan lachte über des Hausierers Verhalten. „Du magst deine Wunderwaffe behalten. Ich glaube, ich habe bereits ein Messer. Es gleicht dem, das du verkaufst.“
Der Ritter zog etwas aus seiner Tasche und hielt es dem Jungen hin.
Arabellas Kräutermesser.
„Bei allen Heiligen!“, schrie der Junge und seine dunklen Augen weiteten sich. „Ich hoffe, Ihr habt es segnen lassen. Diese Klinge stammt sicher von einer mächtigen Zauberin.“
Arabella war versucht hinzulaufen und das Messer dem großen Ritter aus der Hand zu reißen. Wie konnte er es wagen, es ihr zu stehlen?
„Eine mächtige Zauberin, was? Nun, vielleicht war sie das.“ Das Messer wieder in die Tasche steckend, warf er eine Münze in die Luft, damit der Junge sie fing. „Danke, Bursche. Mit Märchen wie diesen wirst du eines Tages noch ein guter Geschichtenerzähler.“
Vielleicht war sie eine Zauberin? Was hatte das zu bedeuten?
Arabella wunderte sich, ob der Ritter den Jungen verspottete oder ob er tatsächlich glaubte, im Wald auf eine zaubernde Hexe gestoßen zu sein. Wenn sie an ihre seltsame Begegnung bei den Eichen zurückdachte, konnte Arabella sich schon vorstellen, dass sie mit ihrem Haar voller Zweige und Blätter und den verweinten Augen zum Fürchten ausgesehen hatte. Sie heulte damals tatsächlich aus voller Kehle, als würde der Himmel einstürzen, aber doch nur, weil sie sich sicher gewesen war, allein zu sein.
Oh ja, sicher hatte sie auf den englischen Ritter einen bleibenden Eindruck gemacht.
Sie überlegte, den Jungen selbst nach dem Messer zu fragen und wollte Maria bitten, mit ihr zu kommen. Aber als sie sich nach ihrer Freundin umschaute, war das Mündel des Königs nirgendwo zu finden.
Arabella versuchte, ruhig zu bleiben. Sie konnte Maria nicht entdecken. Mit einem Mal musste sie an das Gerücht von den entführten Frauen denken. Sie hätte Maria keine Sekunde lang von der Seite weichen dürfen. Sie lief die Reihen der Zigeunerwagen entlang und suchte rufend nach ihrer Freundin.
Aufgeregt in jede erdenkliche Ecke spähend, erreichte sie eine Reihe von Zigeunerbuden, an denen es laut zuging und wollte wieder umkehren.
„Kann ich Euch helfen, edle Dame?“
Ein Mann fasste sie am Arm.
Arabella biss sich hart auf die Lippen, um nicht in Panik zu verfallen.
„Nein danke, mein Herr.“ Sie riss sich los und trat von ihm fort.
„Eine Frau so allein braucht aber doch Hilfe.“ Der Fremde war ein gut gekleideter Böhme, doch Arabella gefiel das stählerne Glitzern seiner Augen nicht.
Inzwischen war es Arabella gleich, ob sie Aufsehen erregte. Sie raffte ihre Röcke, um wegzurennen und wurde so heftig zurückgerissen, dass ihr kurz die Luft wegblieb.
Das Benehmen des Mannes änderte sich, als er sie jetzt mit unerwarteter Kraft hinter einen großen, zum Verkauf aufgehängten Teppich an einer Händlerbude schubste.
„Hilfe!“, schrie Arabella aus voller Kehle, bevor das Ungeheuer sie zu Boden stieß und ihr brutal die Hand auf den Mund presste.
Tristan und Simon saßen bereits auf ihren Pferden und wollten sich auf den Weg machen, als ein Schrei den Lärm des Marktplatzes übertönte. Es bedurfte keiner langen Worte. Die Männer stürmten los.
Tristan lenkte sein Pferd über den mit Menschen übervollen Marktplatz und ignorierte den Protest der Leute, die ihm den Weg frei machen mussten.
Mit einem schnellen prüfenden Blick grenzte er die möglichen Orte ein, von denen der Schrei hatte herrühren können. Es kamen zwei Stellen in Betracht: entweder die Rückseite eines Zigeunerwagens in einer ruhigen Ecke des Marktes oder die Stelle hinter einem gewirkten Teppich ganz in der Nähe davon. Tristan hielt sein Pferd völlig ruhig und beobachtete die beiden Orte, lauschte mit dem feinen Gehör eines Mannes, der an heimliche Überfälle im Krieg gewöhnt war.
Außer dem Geschrei unzufriedener Händler hinter ihm konnte er nichts wahrnehmen. Doch bald bemerkte er, wie sich der Teppich knapp über dem Boden bewegte. Tristan zog sein Schwert, hieb den Teppich herunter und erblickte zwei miteinander kämpfende Gestalten.
Er sprang vom Pferd, trat den schweren Teppich zur Seite und enthüllte einen Böhmen mittleren Alters und eine Masse
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