Arabellas Geheimnis
gegenüber und holten im gleichen Rhythmus Luft.
„Ich danke Euch.“ Ihre schlichte Dankbarkeit beschämte ihn, denn er musste an den Tag in der Zukunft denken, an dem sie ihm übel nehmen würde, dass er ihre Vergangenheit und ihre Herkunft verraten hatte.
Bei allem, was heilig war, er selbst fand seine Haltung gerade nicht besonders ehrenwert.
„Es war mir eine Freude.“ Er kam wieder zu sich und beugte sich über ihre Hand. „Soll ich Euch zur Burg zurückbringen?“
„Nur wenn Ihr versprecht, unser Treffen geheim zu halten. Ich möchte nicht, dass die Prinzessin mich für eine launische Dame hält, so wie Ihr es einst tatet.“ Arabellas Duft wehte mit einem kühlen Windhauch zu ihm. Obwohl es schon spät im Jahr war, ging ein leichter Hauch von Frühlingsblumen von ihrem Kleid und ihrem Haar aus.
„Wenn ich Euer Geheimnis hüte, so müsst Ihr auch einverstanden sein, das meine zu schützen.“ Er würde dafür verdammt werden, dass er die Situation ausnutzte. Er wusste es und konnte sich doch nicht zurückhalten.
„Ich weiß nichts von Euch, das ich verschweigen müsste.“ Sie zitterte wegen der Kühle der Nacht und vielleicht auch, weil seine Gegenwart sie erregte.
Ihre Reaktion auf seine Nähe war ihm nicht entgangen, als sie getanzt hatten, denn ihr Kleid war enger gearbeitet als üblicherweise die Gewänder der englischen Edelfrauen. Eine heiße Welle war durch seinen Körper geströmt, und das Verlangen, Arabella zu umfassen und ihr zu zeigen, warum ihre Wangen brannten und ihre weichen Brüste fest wurden, wann immer er sie berührte, hatte ihn fast überwältigt.
„Ihr dürft nie jemandem hiervon erzählen …“
Er senkte den Mund auf den ihren und hauchte einen Kuss auf ihre Lippen. Sie ließ einen leisen, kehligen Laut hören – ob aus Überraschung oder aus Protest, konnte er nicht erraten. Aber er hielt sie nicht fest, und sie hätte sich leicht von ihm lösen können.
Sie tat es nicht. Der Laut ging in einen lustvollen Seufzer über, bevor sie sich an ihn schmiegte. Sie öffnete die Lippen, und erst jetzt legte er einen Arm um ihre Taille und hob sie hoch, sodass sie auf seinen Stiefeln zu stehen kam. Mit der anderen Hand packte er die dunkle Haarmasse und zog sanft Arabellas Kopf zurück. Sie folgte der leisen Aufforderung und bog sich wie er es wünschte. Die Art, wie sie sich jetzt mit ihren Brüste an ihn drückte, nahm ihm den letzten klaren Gedanken. Behutsam strich er mit der Zungenspitze über ihre Unterlippe, bis er sie küsste. Er fuhr mit den Fingern die langen, seidenen Strähnen ihres Haars entlang und spürte durch die weichen Locken hindurch Arabellas zarten Rücken. Als seine Hände ihre runden Hüften erreichten, raffte Tristan den letzten Rest Beherrschung zusammen, um der Begierde nach einer noch lustvolleren Liebkosung zu widerstehen. Stattdessen streichelte er mit vor Verlangen zitternden Händen ihr Gesicht.
Fast erwartete er, dass sie ihn mit mädchenhafter Empörung zurückstieß. Stattdessen schlang sie die Arme um seinen Hals, hielt ihn fest und ließ jede Vorsicht fahren. Tristan spürte eine wilde Lust in sich aufsteigen, die seine Ehre und seinen Willen auf die Probe stellte, als plötzlich ganz in der Nähe ein Geräusch im Wald zu hören war.
Das leichte Schnauben eines Tieres.
Tristan erstarrte und packte Arabella fest am Arm. Er sah sie warnend an. Erst als er sich sicher war, dass sie ihn verstanden hatte, drehte er sich um und spähte in den sie umgebenden Wald.
Als er eine leichte Bewegung zu ihrer Linken wahrnahm, stürmte Tristan in das Dickicht der Bäume. In nur geringer Entfernung vor ihm lief eine dunkle Gestalt. Er wusste, dass er die Person, die sich schwerfällig durch die Nacht bewegte, bald einholen würde. Doch gerade bevor Tristan Hand an den Fremden legen konnte, erreichte der flüchtende Mann ein dürres Pferd. Der Kerl sprang in den Sattel und zwang den Klepper so schnell zu galoppieren wie er konnte.
Der Teufel sollte den verdammten Hund holen!
„Tristan?“ Arabella rief von irgendwo in seiner Nähe, und er erkannte, dass sie ihm lautlos zwischen den Bäumen hinterhergerannt war. Er musste ihre Schnelligkeit und ihre Geräuschlosigkeit bewundern, doch ihre Füße würden sicher unter dieser Wanderung zu leiden haben.
Leise fluchend stapfte Tristan zu der Stelle zurück, wo sie stand.
„Ihr müsst in Zukunft sehr vorsichtig sein, Arabella. Ich weiß nicht, wer uns heimlich beobachtet hat, aber ich glaube, wer es auch
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